Kirche St. Josef (Ruderting)

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Die Pfarrkirche St. Josef in Ruderting

Die Kirche Sankt Josef ist eine Kirche in Ruderting im Landkreis Passau. Sie ist die Pfarrkirche der Pfarrei Ruderting und besteht seit 1923.

Geschichte

Schulmesskirche und Friedhof

Die Kirche wurde auf Initiative des 1905 gegründeten Kirchbau-Vereins Ruderting (KBV) erbaut und erzählt von Einsatzfreude und unerschütterlicher Zielsetzung „Kirchbau in Ruderting“, allen voran Matthias Koller. Das Kirchenschiff war zunächst 17 m lang, 12 m breit und 6 m hoch und wurde laut Chronisten damals als „ein gräulicher Kasten“ beschrieben. Die Materialliste zeigt unter anderem 151.000 Ziegelsteine, 5.500 Biberschwänze und 150 Firstziegel. Die gesamten Materialkosten lagen bei 15.187,60 Mark.

Die Segnung der Kirche als Schulmesskirche und des Friedhofs erfolgte Ende April 1923 und erlaubte endlich Beerdigungen im Ort. Im November wurden 29 Rudertinger Leichen von Tiefenbach in den neuen Friedhof überführt. Unter ihnen waren das Gastwirtsehepaar Aloisia († 1919) und Alois I. Muttenhammer († 1924) und der Dorfschmied Ludwig Wagner († 1919), die „mit allen Kräften den Kirchenbau und die Errichtung einer eigenen Seelsorgstelle angestrebt“ hatten. Eine 12-jährige Grabbelegung kostete zehn Mark.

Kirchenerweiterung und Geläut

Im Januar 1925 beschloss die Kirchenstiftung die Kirchenerweiterung nach Plänen des Architekten Schwarzenberger von Passau und führte angesichts der geforderten 33.834,84 Mark die Organisation von Geld und unentgeltlichen Hand- und Spanndienstleistungen der Bauern fort. Wegen der anstehenden Frühjahrsarbeiten auf den Feldern warteten die Rudertinger Bauherren nicht auf die Genehmigung, die sie ohnehin als Formalie einstuften. Anfang März 1925 brachen sie die rückwärtige Wand der Kirche aus, deckten das Dach ab und am Weißen Sonntag standen die Leute in der Kirche unter freiem Himmel und die Erstkommunikanten froren im Presbyterium. Im Dezember 1926 nahm der Kircheninnenraum Gestalt an und erhielt einen Hochaltar und eine Kanzel. Der Geistliche stand am Hochalter mit dem Rücken zum Volk und las die lateinische Messe, deren lateinische Antworten Mesner, Ministranten und Volk erwiderten.

Immer noch fehlte der Kirchturm am Kirchengebäude, der die Glockenstube beherbergen sollte. Bisher wurde die frühere Hausglocke vom Bauernhof des Matthias Auberger geläutet, die 1927 von drei Kirchenglocken ergänzt werden sollte. Doch das Turmgerüst zeigte nur die gute Absicht, einen Turm zu bauen. Die Kirchenversammlung drückte sich in einer hilflosen Depression aus, als am 1. Mai 1927 im Gasthaus Zitzelsberger (vormals Grubmüller) eine schweigende Versammlung die Hoffnung auf den Turmbau fahren ließ. Jetzt erhob sich Alois II. Muttenhammer, Übernehmer des elterlichen Gastwirtsbetriebs mit Landwirtschaft und seit 1925 Firmenteilhaber der Fleisch- und Wurstwarenfabrik Zitzlsberger & Muttenhammer, und erklärte sich bereit, „sämtliches Holz für die Kuppel zu liefern und zwar geschnitten“ und noch weitere 200 Mark zu zahlen. Eine weitere rasche Sammlung ergab einen stattlichen Betrag von rund 2.000 Mark. Schließlich wurde der Turm in kürzester Zeit als Gemeinschaftsarbeit so vollendet, wie er uns heute über die Hügelkette hinweg grüßt.

Die bestellten Glocken wurden von der Passauer Glockengießerei Lorenz geliefert, in Passau von Bischof Sigismund Felix Freiherr von Ow-Felldorf konsekriert, am 28. Mai 1927 von Passau bis zum Lohhof vor die Tore Rudertings transportiert, geschmückt und am nächsten Tag feierlich ins Dorf gefahren. Rudertings Hauptlehrer Franz Bauer hatte alles arrangiert, so dass die Glockenfeier mit Gedichten, Gesängen und mit der Festrede verlief. Ein unglaubliches Gefühl des Triumphes über das vollendete Werk einte Jung und Alt, Bauern und Dienstboten, Geistliche und Kirchenvolk. Am 31. Mai 1927 läuteten die Glocken zum ersten Mal in und für Ruderting und trugen die Freude über das gelungene Werk hinaus zu den Nachbardörfern und sogar über die Ilz nach Hutthurm und Straßkirchen.

Anfertigung der Kirchenfenster

Bunte Fenster-Medaillons schmückten die Kirchenfenster bis heute. Sie wurden vom Passauer Glasmaler Franz Xaver Kurländer gefertigt. Der ehemalige Kirchenpfleger Georg Peter (* 29. Juli 1922) ordnete sie den acht Stiftern zu:

  1. „Jesus im Haus von Maria und Martha”, gestiftet von der Marianischen Jungfrauen-Congregation
  2. „Christi Geburt“, gestiftet vom Burschen-Verein
  3. „Hl. Aloisius“, gestiftet von Alois Kurz aus Ebental
  4. „Hl. Notburga“, gestiftet von Oberwachtmeister Josef Kraus
  5. „Hl. Wendelin“, gestiftet von Möginger aus Rockerfing
  6. „Hl. Franz von Sales“, gestiftet von Expositus Franz Sales Asen
  7. „Hl. Margareta von Antiochia mit Wurm“ (Kirchenpatronin von Tiefenbach), gestiftet von Pfarrer Joseph Bauer von Tiefenbach
  8. Hl. Bruder Konrad“, gestiftet von Josef Pischl, Postbeamter.

Die Beschreibung der Fenster nahm der Rudertinger Experte für Kirchenfenster, Heinrich Bauer, in seinem Buch „100 Jahre Passauer Glasmalerei“ auf Seite 103 vor: „Die von Kurländer gefertigten Fenster bestanden aus Viereckverbleiungen, teilweise in getöntem Glas, die Rundbogenfenster mit den Medaillons nannten die Stifter und waren mit barockem Rankenwerk umgeben; auch die Rundfenster enthielten stilisierte Malereien.“

Ehrenmal, Orgel und Konsekration

Vor der offiziellen großen Kirchweih erinnerten sich die Rudertinger an die vor Jahren diskutierte Kriegergedächtniskapelle und ließen mit dem Veteranen- und Kriegerverein eine Erinnerungstafel erstellen. Ein Steinmetz meißelte die Namen der 42 gefallenen und vermissten Rudertinger Männer aus dem Krieg 1914-1918 in zwei Granitplatten und zementierte diese an die Nordwand der Kirche. Am 28. August 1927 kamen 34 Vereine und eine gewaltige Teilnehmerzahl nahm an der Einweihung des Ehrenmals, das zugleich ein Mahnmal war, teil. Niemand ahnte, dass bald ein neuer Krieg begann, der den Namen „Zweiter Weltkrieg“ erhalten sollte.

Die Expositur erstand bei der Passauer Firma Becker und Hiendl eine Orgel mit einem Manuale und ersetzte das kleine Harmonium. Am 30. September 1927 reiste Diözesanbischof Sigismund Felix Freiherr von Ow-Felldorf an und übernachtete im Pfarrhof bei Expositus Franz Sales Asen. Am 1. Oktober 1927 wurde die junge Kirche als Sankt-Josef-Kirche konsekriert. Das Fest war für die Rudertinger ein unbeschreiblich emotionales Ereignis.

Instandsetzungen und Erweiterungen

Im Handbuch des Bistums Passau steht 1958 über die Kirche: „Neubarock mit Stuckflachdecke, Fenstergemälde und gemalte Bullaugen, 1930 renoviert und fertiggestellt, 1951 außen und innen renoviert; geräumig, hell, etwas feucht, 2 Seitenaltäre (1932), Empore, Orgel (1927 erb., 25 Register, davon 16 kling.) erneuerungsbedürftig, elektrisches Licht, Sakristei: klein, hell, etwas feucht, nicht heizbar, obere Sakristei, Kuppelturm mit Kupferdach, Kirchendach-Biber, 4 Bronzeglocken, insges. 1693 kg. (1949, eine 1927).“ 1960 wurde sie durch eine neue Orgel ersetzt, welche die Passauer Firma Ludwig Eisenbarth für 13.793,20 DM lieferte.

Am 29. Juli 1979 erhielt die Kirche eine vierte große Glocke, bei der das Z & M-Fabrikanten-Ehepaar Ignaz und Elisabeth Muttenhammer 25.000 DM der Kosten übernahm. Die Kirchenglocken läuten täglich um 6 Uhr den Tag ein, erinnern mittags um 12 Uhr mit dem „Angelus-Ruf“ an das Gebet „Engel des Herrn“ und rufen abends zu jahreszeitlich unterschiedlichen Zeiten zum Abendgebet. Ansonsten verkünden sie den Zeitverlauf viertelstündig mit einem, mit zwei, drei und vier Schlägen und der Anzahl der vollen Stunden.

Die äußere Kirchenrenovierung fand im September 2001 ihren Abschluss: Das Dach wurde isoliert, im Kirchenraum wurden Putzflächen erneuert. Die Altarinsel wurde abgetragen, das Presbyterium erhielt eine Fußbodenheizung, die Heizanlage wurde von Öl auf Gas umgestellt. Die schmückenden Figuren mussten gereinigt, der Kreuzweg restauriert werden. Das Chorbogenkreuz wurde ohne die Anbetungsengel an die Nordwand des Langhauses versetzt. Der Chorbogen wurde getüncht mit farbiger Gestaltung der floralen Stuckelemente und Ergänzung der Kartusche über dem Chorbogen mit der Inschrift „A.M.D.G. – A. D. – 1927“. Die Gesamtkosten von 270.000 DM wurden zu zwei Dritteln von der Diözese Passau und zu einem Drittel von den Rudertinger Katholiken getragen.

Literatur