Kirche St. Martin (Landshut)

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Die Stadtpfarr- und Kollegiatstiftskirche St. Martin und Kastulus in Landshut

Die Stadtpfarr- und Kollegiatstiftskirche St. Martin und Kastulus ist eine Kirche in der Altstadt der kreisfreien Stadt Landshut.

Baugeschichte

Eine verhältnismäßig kleine romanische Basilika, deren Reste 1968 bei Grabungen entdeckt wurden, war die Vorgängerin der jetzigen gotischen Backsteinkirche, deren Bau um etwa 1380 begann. Eine 1389 verfasste Urkunde erwähnt „maister Hanns, paumeister zu sand Martein“. Möglicherweise handelte es sich dabei um Hans Krumenauer, den späteren Baumeister des gotischen Passauer Doms. 1406 wurde die Bauaufsicht an Hans von Burghausen übertragen, der sich in einer Urkunde 1415 als „meister hanns von Burkhausen, der steinmetz und werkhmeister des paus zu St. Martin zu Landtshuet“ bezeichnet. Unter seiner Leitung entstanden die sieben östlichen Joche des Langhauses. Nach seinem Tod 1432 wurde der 1434 bis 1459 bezeugte Hans Stethaimer sein Nachfolger im Werkmeisteramt.

Der Chor war 1392 im Bau und 1400 gedeckt. Die nordwestliche, die östliche Sechserreihe abschließende Seitenkapelle ist 1429 datiert. Laut Ratschronik wurde der Grund zum Turm erst 1444 gelegt, 1446 begann der Bau der vier letzten Seitenkapellen. 1489 kam die Kapelle an der Nordseite des Turmes hinzu. Der Turm war 1495 noch nicht vollendet. 1595 übertrug Herzog Wilhelm V. das Moosburger Chorherrenstift nach St. Martin. Die Barockisierung des Innenraumes von 1664 wurde durch die Regotisierung ab 1858 beseitigt.

Äußeres

Innenansicht, Blick zum Chor

Mit seinen 132 Metern ist der schlanke Turm nach demjenigen des Straßburger Münsters (142 Meter) der zweithöchste im Mittelalter vollendete Kirchturm. Er ist in den vier unteren Geschossen quadratisch, in den weiteren fünf achteckig und wird durch einen sechseckigen spitzen Helm bekrönt, zu dem eine Maßwerkgalerie überleitet.

Die mit Turm 92 Meter lange dreischiffige Hallenkirche mit einschiffigem Ostchor ist lediglich durch die Folge der Streben gegliedert. Den Chor flankiert im Süden die Sakristei, im Norden die Magdalenenkapelle. Über den niedrig gehaltenen Seitenkapellen befinden sich zwischen den Streben des Langhauses hohe, schlanke Fenster. Fünf Portale führen in das Innere, das Hauptportal im Turm ist 1432 datiert. An der Südwand befindet sich das Grabdenkmal des Baumeisters Hans von Burghausen.

Inneres

Auf die mit einem Kreuzrippengewölbe versehene Vorhalle im Turm folgt die dreischiffige, neunjochige Halle, deren Mittelschiff sich im einschiffigen, mit einem Netzrippengewölbe gedeckten Chor fortsetzt. Flache, von den Zünften und Patriziern der Stadt gestiftete Kapellen begleiten die Seitschiffe.

Der um 1424 geschaffene Aufbau des Hochaltars aus Sandstein wurde bei der Regotisierung in den Jahren 1858 bis 1868 mit einem neugotischen Auszug ergänzt. Die Kanzel aus Kalkstein ist mit 1422 datiert. Im Chorbogen hängt ein großes Kruzifix von 1495. Das mit zahlreichen Statuetten verzierte, in Eichenholz gearbeitete Chorgestühl entstand um 1500. Es bildete das Vorbild für das Chorgestühl der Stiftskirche in Altötting. Die monumentale Marienstatue schnitzte Hans Leinberger um 1520. Aus der Barockzeit erhielten sich die Kirchenstühle von 1670 bis 1680, die Schnitzereinen an den Türen, die ehemaligen Altargemälde und der Orgelprospekt.

Literatur

  • Marianne Mehling (Hg.): Knaurs Kulturführer in Farbe. Niederbayern und Oberpfalz, Droemer Knaur, München 1995, ISBN 3-426-26647-4
  • Alexander von Reitzenstein, Herbert Brunner: Reclams Kunstführer Deutschland Band 1. Bayern. Baudenkmäler, Philipp Reclam jun. Stuttgart, Universal-Bibliothek Nr. 8055-72, 8. Auflage 1974, ISBN 3-15-008055-X