Kirchenmuseum Kößlarn

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Die Wehrkirche Kößlarn beherbergt das Kirchenmuseum.
Im Innenhof der Wehrkirche Kößlarn: Die zwei Torhäuser (links) mit dem holzverkleideten Wehrgang beheimaten das Kirchenmuseum, rechts steht die Kirche.
Bei der Verleihung des Denkmalpreises 2009. (Foto: Ritzer)

Das Kirchenmuseum Kößlarn ist ein 2008 eröffnetes Museum in der alten Kößlarner Handwerkersiedlung mit ihrer imposanten Wehrkirche. Das Museum ist in den historischen Räumen der Kirchhofbefestigung sowie im Wehrgang untergebracht. Fast alle 400 Exponate sind aus dem eigenen Bestand.

Geschichte

Das Kirchenmuseum Kößlarn wurde 2008 eröffnet. Die Renovierung der Räume und die Einrichtung der Museumsarchitektur durch Architekt Thomas Vogel haben 360.000 Euro gekostet. Möglich wurde dies nur durch die sehr engagierte Pfarrkirchenstiftung unter Pfarrer Manfred Wurm und eine Großzahl ehrenamtlicher Mitarbeiter. Finanziert wurde die Sanierung ferner vom Förderkreis Kirchenmuseum Kößlarn e.V., der Diözese Passau, dem Bayerischen Wissenschaftsministerium, der Landesstelle für nichtstaatliche Museen, dem Bezirk Niederbayern, dem Landkreis Passau, dem Markt Kößlarn und zahlreichen weiteren Förderern. Ebenso konnten durch ein Benefizkonzert, das zahlreiche Kößlarner Vereine und Betriebe unterstützten, zusätzliche Mittel für die Restaurierungskosten gesammelt werden. Letzte Finanzierungslücken konnten durch einen zusätzlich geleisteten Zuschuss der Marktgemeinde in Höhe von 10.000 Euro, einem finanziellen Beitrag der Sparkassenstiftung von 22.000 Euro und einer Spende der Bauernbühne von 500 Euro geschlossen werden.

Noch im Eröffnungsjahr 2008 wurden bereits über 1.500 Besucher gezählt.

Am 13. September 2009 wurde das Kirchenmuseum vom Bezirk Niederbayern für die Instandsetzung der Kirchenburg mit dem Denkmalpreis 2009 ausgezeichnet. Der Preis ist mit 7.500 Euro dotiert und wurde im Rahmen des Tages des offenen Denkmals von Bezirkstagspräsident Manfred Hölzlein in einer Feierstunde im Pfarrsaal in Kößlarn überreicht. Herausgestellt wurde dabei vor allem, dass Kößlarn einer der wenigen Orte ist, der auf mehrere Jahrhunderte Wallfahrtsgeschichte zurückblicken kann und diese auch pflegt.

Fast genau ein Jahr nach der Eröffnung konnte das Kirchenmuseum 2009 seinen Katalog präsentieren. Er enthält nicht nur Abbildungen und Beschreibungen sämtlicher im Museum ausgestellter Kunstschätze, sondern auch eine Reihe interessanter Beiträge renommierter Autoren zur Wallfahrts- und Kunstgeschichte des Ortes und der Region. Das Buch erschien als Band 14 in der Reihe „Kultur im Landkreis Passau“.

Themenrundgänge

Der (ehrenamtliche) Museumsleiter, Kunsthistoriker Dr. Ludger Drost, hat einen Rundgang mit vier Abteilungen erarbeitet, die sich der Wallfahrt, der Baugeschichte der Wehranlage, den Kirchenfesten in Kößlarn und der Liturgie widmen. Am Anfang steht natürlich die Entstehung, die auf die Legende zurückgeht, dass der Graf von Ortenburg ein Gnadenbild im Wacholderbusch beim Kößlbauer-Hof gefunden hat. Kupferdruckplatten, Münzen, Wallfahrtsbücher zeugen vom schnellen Aufblühen der Wallfahrt.

Weiteres Thema ist die Baugeschichte der Kirchenburg und der Wehranlage. Bedeutendste Exponate dieses Abschnittes sind 15 Herzen mit der Darstellung der Rosenkranzgeheimnisse von Johann Paul Vogl von 1708 und ein anmutiges Relief einer stillenden Hausmadonna, das von Johann Baptist Modler oder dessen Werkstatt stammt (er schuf auch das berühmte Treppenhaus in der Passauer Residenz). Das Relief wird im Kirchenmuseum erstmals gezeigt.

Der Besucher kann im folgenden eine klassische, barocke Wallfahrt nachvollziehen. Zunächst werden Wallfahrtsanlässe mit verschiedenen Votivtafeln und einem Pestkreuz aus der Zeit um 1550 illustriert. Meist waren es Krankheiten oder Unfälle in der Landwirtschaft, die die Menschen zu einer Wallfahrt nach Kößlarn bewegten. Nach einem Gang durch den historischen Wehrgang erreicht man eine Inszenierung des Gnadenbildes. Zu sehen sind die barocke Bekleidung Mariens und die unterschiedlichsten Votivgaben der Pilger.

Exponate

Hausmadonna aus der Werkstatt Johann Baptist Modler.

Wertvollle Stücke

In Kößlarn spielen und spielten die kirchlichen Feste immer eine besondere Rolle im Dorfleben. Das wertvollste Exponat, das bereits in mehreren Ausstellungen zu sehen war, ist der spätgotische Palmesel von 1481, der früher bei Prozessionen in der Karwoche mitgeführt wurde, ebenso wie die Prozessionsfiguren der hl. Isidor und Notburga aus dem 19. Jahrhundert. Sehenswert sind auch eine barocke Krippe aus der Schwanthaler-Werkstatt (17. bis 19. Jahrhundert) sowie Fatschenkindln aus dem 18. Jahrhundert.

Modler-Medaillon

Das Modler-Medaillon stellt Maria, wie sie das Kind stillt („Maria lactans“) dar. Jahrzehntelang zierte das Stuckrelief aus der Werkstatt von Johann Baptist Modler den Dachbalkon einer ehemaligen Schreinerei im Unteren Markt. 2008 ging es als Schenkung in den Besitz der Pfarrkirchenstiftung und des Förderkreises über. Bei der Durchführung der Restaurierungsarbeiten stellte sich heraus, dass das Medaillon irgendwann einmal zu Bruch gegangen war. Mit Leim wurde es dann notdürftig und unsachgemäß wieder zusammengeklebt. Nach der aufwändigen Restaurierung ist von dem Schaden jetzt nichts mehr zu erkennen. Das Medaillon gilt inzwischen als ein bedeutendes Exponat des Kirchenmuseums, zumal Werke aus der Modler’schen Werkstatt in Kößlarn sehr rar sind.

Ältestes Messgewand Passaus

Nicht fehlen darf ein Raum zur Liturgie. Glanzstück dort ist die Kasel, das älteste Messgewand der Diözese Passau aus dem Jahr 1480. Es kehrte 2008 nach Kößlarn zurück und war zuvor aus konservatorischen Gründen im Oberhausmuseum Passau ausgestellt. Weiterer Superlativ sind Messbücher aus dem 17. und 18. Jahrhundert, darunter das älteste tridentinische Messbuch der Diözese Passau. Der Rundgang sollte in der Kirche enden, wo die einzigartige Silbermadonna des Passauer Goldschmieds Balthasar Waltenberger von 1488 steht.

Rottaler Krippenkunst

Im 17. Jahrhundert wurde das Geschehen der Hl. Nacht durch Weihnachtskrippen vor Augen geführt, mit prachtvoll gekleideten Krippenfiguren, die wahrscheinlich alle in einer Schwanthaler-Werkstatt geschaffen wurden. Die vorhandenen über vierzig Figuren wurden ausschließlich aus freiwilligen Gaben der Bürger beschafft, weshalb die Gesichtsausdrücke, besonders die der Hirten, den Bürgern nachempfunden waren. Die Gliederpuppen mit ihren geschnitzten Köpfen zeigen Hirten in Rottaler Tracht, Könige mit Gold- und Silberborten, Mägde, Soldaten und im Gefolge der morgenländischen Weisen drei Kamele und einen skurrilen Elefanten. Auch der Krippenberg für die Krippen war der Umgebung des Entstehungsortes nachempfunden.

Literatur