Kramersdorf

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Kramersdorf von Süden aus betrachtet. (Foto: Rupert Veit)

Das kleine Bauerndorf Kramersdorf liegt in der Gemeinde Hauzenberg im Landkreis Passau und hat etwa 70 Einwohner. Bis zur Gebietsreform gehörte es zur Gemeinde Raßreuth im Landkreis Wegscheid im Unteren Bayerischen Wald. Kramersdorf ist an die Stadt Hauzenberg über die Staatsstraße 2128 angebunden, die früher das Dorf durchschnitt und seit 1980 die Ortschaften Kramersdorf, Raßreuth und Freudensee südlich umgeht. Nach dem Bau der neuen Straße wurde die ehemalige Staatsstraße im Dorf zur Gemeindestraße herabgestuft.

Entstehung

Erste Siedlungsformen in dieser Gegend fanden sich schon in der Jungsteinzeit circa 5000 vor Christus. Steinzeitfunde wie eine Speerspitze und eine Steinaxt, die 1965 beim Straßenbau am Staffelberg gefunden wurden, weisen darauf hin. Von einer echten Besiedlung ist jedoch erst ab etwa dem 8. Jahrhundert während des Vordringens der Bajuwaren zu sprechen. Durch die Funde am Staffelberg ist jedoch mit Sicherheit davon auszugehen, dass bereits in der Jungsteinzeit das dichtbewaldete Gebiet zumindest von Nomaden durchstreift wurde.

Nach dem Ende der Völkerwanderung drang der Volksstamm der Bajuwaren auch über die Donau nach Norden vor. Ihre Siedlungen sind gekennzeichnet durch die Wortendung -ing. Es wird angenommen, dass sie etwa von 650 bis 750 auch in das Gebiet um Hauzenberg herum vorgedrungen sind und hier bis zur Hochwaldgrenze Siedlungen gegründet haben. Die Gemeindeorte Sickling und Krinning zeugen noch hiervon.

Um das Jahr 1000 wurden Ortsnamen mit der Endung -dorf und -berg üblich. Zu dieser Zeit dürften neben Hauzenberg auch die Ortschaften Germannsdorf, Raßberg, Wehrberg, Schauberg sowie Kramersdorf entstanden sein. Kaiser Heinrich II. schenkte im Jahr 1010 den sogenannten Nordwald, das Land zwischen der Ilz und der Rottel (heute Österreich), dem Reichskloster Niedernburg in Passau. Dieses Gebiet wurde deshalb das „Land der Abtey“ genannt. Im Jahr 1130 schließlich wird Hauzenberg erstmals urkundlich erwähnt. Durch den Übergang der Grafschaftsrechte an die Passauer Bischöfe im Jahre 1217 gehört das gesamte Abteiland nun dem Fürstbistum Passau.

Von der Frühgeschichte der um Hauzenberg liegenden Dörfer ist wenig bekannt. In einer Urkunde von 1281 im Staatsarchiv München wird davon gesprochen, dass die Klosterfrauen von Niedernburg in Passau, als Grundeigentümer des gesamten Nordwaldes, die „gar lange Zeit öde gelegenen und unerbauten“ Güter in Gramastorf (Kramersdorf), Reehweinesreyt (Raßreuth) und Udelgersperg (Geiersberg) an neu hierher gewiesene Siedler vergeben haben. Dies ist auch die erste urkundlichen Erwähnung von Kramersdorf. Aufgrund der Nachforschungen von Richard Miller sind die Dorfnamen auf -dorf und -berg um die Zeit der Jahre 1000 nach Christus entstanden, die Namen mit den Endungen -reut oder -reith ab etwa 1050 und noch sehr viel später.

Geologie und Topographie

Der Bayerische Wald wird zu den Grundgebirgslandschaften Bayerns gezählt. Zusammen mit dem Oberpfälzer Wald und dem Böhmerwald gehört er geologisch gesehen zum Moldanubikum. Dies bezeichnet den ältesten Teil der Böhmischen Masse, die sich im Erdaltertum gebildet hatte. Dieses gesamte Gebirge besteht zum größten Teil aus metamorphen Gesteinen. Unter Metamorphose versteht man in der Geologie den Umwandlungsprozess von Gesteinen unterhalb der Zone der Verwitterung, bei dem durch Veränderung von Temperatur, Druck oder chemischer Umgebung der Mineralbestand oder sein Gefüge wesentlich verändert wurden. Die häufigsten Gesteine des Bayerischen Waldes sind Gneise und Glimmerschiefer, die während der Periode der Alpenauffaltung gebrochen wurden. Die so entstandenen Hohlräume wurden von eindringendem Magma durchsetzt, das unter hohem Druck langsam erkaltete (so genannte Granitintrusiva). Eine mit Quarz gefüllte Spalte zwischen zwei Schollen des Grundgebirges verläuft von Nordwesten nach Südosten durch den gesamten Bayerischen Wald, der so genannte Pfahl. Diese geologische Störungslinie trennt den Bayerischen Wald in zwei fast gleich große Teile, den Vorderen und den Hinteren Bayerischen Wald.
Geologisch gesehen liegt das Dorf Kramersdorf an der Übergangslinie zwischen mittelkörnigem Granit (mit granodioritischer Tendenz) und migmatischem und nebulitischem Diatexit (z.T. mit Kalifeldspat-Großkristallen). Migmatit ist ein grobgemengtes Gestein, das aus geochemisch mobilen und immobilen (bzw. weniger mobilen) Anteilen besteht. Als Nebulitgestein bezeichnet man Migmatit mit Schlieren und Wolkentextur.
Die Bedeutung der Granitvorkommen zeigt sich auch im Dorfbild von Kramersdorf. Viele der älteren Gebäude sind aus kunstvoll behauenen Granitsteinen erbaut. Im Dorf und der näheren Umgebung fanden sich bis zur Verfüllung mit Aushubmaterial kleinere Steinbrüche, aus denen früher das Baumaterial gewonnen wurde.

Dorfkapelle

Die Kramersdorfer Dorfkapelle (Foto: Rupert Veit)

Die einzige Gemeinschaftseinrichtung in Kramersdorf ist die im Jahre 1910 errichtete Dorfkapelle. Sie steht auf dem Grundstück des landwirtschaftlichen Anwesens von Johann Deiner. An dieser Stelle soll bereits seit dem 16. Jahrhundert ein kleines Gebetshaus aus Holz gestanden haben. Der Altar soll schon in dem früheren Gebetshaus enthalten gewesen sein und aus der Zeit um das 16. Jahrhundert stammen. Der Vorbau im Eingangsbereich wurde in den 70er Jahren bei einem Unfall mit einem LKW zerstört und nicht wieder aufgebaut. Bei der Instandsetzung 1992 hat man nun dieses Bauteil an Hand älterer Fotos und unter Absprache mit dem Denkmalamt wieder rekonstruiert. Maßgeblich beteiligt an der Renovierung war der Trachten- und Heimatverein D’Freudenseer aus Raßreuth. Kramersdorf besitzt damit wieder eine der schönsten Dorfkapellen im Pfarrverband Hauzenberg und ein Kleinod im Erscheinungsbild eines bäuerlichen Dorfes im Bayerischen Wald.

Denkmalschutz

Das unter Denkmalschutz stehende Nebengebäude von Haus Nr. 7 in Kramersdorf (Foto: Rupert Veit)

Laut Denkmalliste des Landkreises Passau für die Stadt Hauzenberg sind im Dorfgebiet von Kramersdorf zwei Gebäude unter Schutz gestellt. Neben der Dorfkapelle (neubarock, um 1910; mit Ausstattung) ist dies das Nebengebäude von Haus Nr. 7 (Austragshäusl, 2. Viertel 19. Jh.) (siehe Foto).
Daneben gibt es noch zahlreiche Granitgebäude im Dorf, vor allem die bäuerlichen Wohnhäuser aus gleichmäßig rechteckig behauenen Steinen. Die meisten dieser Gebäude stammen aus dem 19. Jahrhundert und wurden zum Teil im 20. Jahrhundert durch ein weiteres Geschoss ergänzt. Das Wohngebäude Kramersdorf 5 zum Beispiel stammt aus dem Jahre 1848 und wurde kurz nach dem 2. Weltkrieg aufgestockt. Der untere, ältere Teil des Gebäudes ist aus rechtwinklig behauenen Granitquadern, der obere aus gestampften Lehmziegeln erbaut worden.

Persönlichkeiten