Kultur + Kongress Forum Altötting

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Das Kultur + Kongress Forum Altötting.

Das Kultur + Kongress Forum Altötting ist ein 2013 eröffnetes, multifunktionelles Veranstaltungszentrum in Altötting. Das Herzstück des Gebäudes ist der Raiffeisen-Saal im Obergeschoss mit einer Größe von rund 935 Quadratmetern und einer luftigen Architektur mit sichtbarer Dachkonstruktion.

Architektur

Das im wahrsten Sinn des Wortes herausragende Merkmal des Forums ist sein Dach – zum einen wegen seiner Dimension, erhebt es sich doch über rund 25 Meter; zum anderen wegen seines offenen Dachstuhls, der das Herzstück des Gebäudes, den bis zu 1.000 Plätze fassenden Raiffeisen-Saal, überspannt. Und nicht zuletzt ist es die Eindeckung, die das Dach weithin sichtbar zu etwas Besonderem macht: Holzschindeln bedecken es, einander mehrfach überlappend sind es rund 155.000 Stück, die in wochenlanger Arbeit verlegt wurden. Damit sie gut zur Geltung kommen, hat man darauf verzichtet, eine Photovoltaik-Anlage zu installieren; ein Entschluss, den der Stadtrat mit großer Mehrheit gefasst hat, der aber nicht unumstritten war.

Ein zweites Aushängeschild des Forums sind die Treppenhäuser. Zu verdanken ist das dem Umstand, dass Prof. Franz Ackermann, ein weltweit gefragter Künstler, in Altötting aufgewachsen ist. Aus Verbundenheit zu seiner alten Heimat, in die er vor allem zu Zeiten der Hofdult immer wieder gerne zurückkehrt, hat er einen Freundschaftspreis angeboten, als die Stadt ihn damit beauftragte, die 600 Quadratmeter Wandfläche an den Aufgängen in dem großflächigen und farbintensiven Stil zu bemalen, der ihn international bekannt gemacht hat. 140.000 Euro hat sich die Stadt Altötting das kosten lassen – viel Geld und doch ein Schnäppchen im Vergleich zu den Millionenbeträgen, die man für Ackermannsche Gestaltungskunst andernorts ausgegeben hat, etwa in New York und in Dallas, wo seine Werke die Niederlassung von Goldman Sachs und das Footballstadion der Cowboys zieren.

Nicht in, sondern vor dem Forum steht mitten auf dem Zuccalliplatz ein weiterer Hingucker: der Trinkbrunnen des Bildhauers Joseph Michael Neustifter. Als „Stele von höchstem spirituellen Niveau und europäischer Dimension“ wurde das 3,30 Meter hohe dreiseitige Prisma bei der Einweihung bezeichnet. Auf den dem Forum zugewandten Seiten sind die Gnadenbilder der sechs großen europäischen Marienwallfahrtsorte zu sehen, die sich zu den „Shrines of Europe“ zusammengeschlossen haben: Altötting, Fatima, Loreto, Lourdes, Mariazell und Tschenstochau. An der Rückseite, über dem kleinen Brunnenbecken, wurde außerdem eine Plakette mit den Symbolen von Christentum, Judentum und Islam angebracht – als Religionen und Kulturen verbindendes Zeichen.

Geschichte

Im Vorfeld

Der Bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer hatte am Maria-Himmelfahrtstag 2009 bei einem Besuch in Altötting als Visionär geglänzt und ins Goldene Buch der Stadt geschrieben: „Das Altöttinger Kongresszentrum wird kommen!!!“ Nach dem Grundsatz, in allen Regionen Bayern gleiche Chancen zu schaffen, hat Seehofer das Projekt in den folgenden Jahren ideell, aber auch durch Fördermittel des Freistaats massiv unterstützt.

Architekt Florian Nagler (2.v.l.) präsentiert seinen Entwurf zusammen mit Prof. Fritz Auer (l.), Bürgermeister Herbert Hofauer und Eva Steinkirchner. (Foto: Willmerdinger)

Realisierungs- und Ideenwettbewerb

Das Projekt wurde europaweit ausgeschrieben, über 75 Architekten beteiligten sich am Ideenwettbewerb. Die Jury bestand aus Vertretern der Stadt, unter anderem Bürgermeister Herbert Hofauer, und namhaften Architekten wie etwa Prof. Fritz Auer, dem Mitgestalter des Olympiaparks in München. Die Vorprüfung wie auch die begleitende Wettbewerbsbetreuung lag in den Händen der Architekten Reinhard Pfab und Petra Rothmeier aus Regensburg. Bewertet wurden unter anderem Funktionalität, Gestaltung und wie gut sich die Form des Gebäudes in die umgebende Bebauung einfügt.

Gewonnen hat den Wettbewerb der Münchner Architekt Florian Nagler: Sein inzwischen verwirklichter Entwurf sah ein „stattliches Haus“ vor, ein prägnantes Gebäude, das der umgebenden Bebauung einen Stempel aufdrückt, sich dennoch aber in das Ensemble des Kapellplatzes einfügt. Bekannt wurde Nagler schon 1997 durch den Gewinn des Wettbewerbs für den deutschen Pavillon der EXPO 2000 in Hannover.

Die Modelle der fünf Preisträger sowie vier weitere bleiben im Eigentum der Stadt. Die übrigen Modelle wurden an die jeweiligen Architekurbüros zurückgegeben. Die vier angekauften Modelle kommen für eine Realisierung zwar nicht in Frage, werden aber aufgrund der bemerkenswerten Ideen, die hinter den Entwürfen stecken, quasi als Belohnung, angekauft. Insgesamt gab die Stadt Altötting dafür 72.000 Euro aus, zuzüglich 15.000 Euro für die verlangte Überarbeitung der letzlich prämierten Entwürfe durch die jeweiligen Architekten. Diese Ausgaben wurden von der Regierung von Oberbayern aus dem Programm „Nachhaltige Stadtentwicklung“ zu etwa 60 Prozent bezuschusst.

Der Querschnitt des Haupthauses.
Das Obergeschoss im Grundriss.

Preisträger

  • 1. Preis: Florian Nagler Architekten GmbH, München, Landschaftsarchitektin Christina Kautz, Berlin, (18.000 Euro)
  • 2. Preis (geteilt): Burger Rudacs Architekten, München, el:ch Landschaftsarchitekten, Christian Henke, München (12.600 Euro)
  • 2. Preis (geteilt): Michel+Wolf+Partner GbR, Stuttgart, Glück Landschaftsarchitektur, Stuttgart (12.600 Euro)
  • 4. Preis: Bembe und Dellinger Architekten BDA, Greifenberg, Landschaftsarchitekten Erdmann Kicherer, München (8.640 Euro)
  • 5. Preis: Herle + Herrle Architekten BDA, Neuburg an der Donau, Landschaftsarchitekt Franz Damm, München (5.760 Euro)
  • 1. Ankauf: Bayer & Strobel Architekten, Kaiserslautern, JBBUG, Dipl.-Ing. Johannes Böttger, Landschaftsarchitekt, Köln (3.600 Euro)
  • 2. Ankauf: Dasch, Zürn, v. Scholley, Freie Architekten BDA, Stuttgart, Reinboth Landschaftsarchitekten, Esslingen (3.600 Euro)
  • 3. Ankauf: Neugebauer+Rösch Architekten, Stuttgart, Dipl.-Ing. Klaus Wiederkehr, Landschaftsarchitekt, Nürtingen (3.600 Euro)
  • 4. Ankauf: Lanzinger Architekten, Amberg, Frei-Raum-Architekten, RUpert Witzmüller, Landschaftsarchitekt (3.600 Euro)

Modelle

Bürgermeister Herbert Hofauer, Ministerpräsident Horst Seehofer, MdL Ingrid Heckner und Landrat Erwin Schneider bei der Eröffnung am 10. Januar 2013.

Bauarbeiten und Fertigstellung

Die Bauarbeiten zum Kultur + Kongress Forum Altötting begannen 2010: Der erste Spatenstich wurde am 21. Oktober 2010 gemacht. Der Rohbau konnte im Sommer 2011 vollendet werden. Das gesamte Gebäude wurde schließlich in gut zweijähriger Bauzeit unfallfrei fertiggestellt; sowohl Zeit- als auch Kostenrahmen konnten eingehalten werden. Die Einweihungsfeier fand am 10. Januar 2013 mit rund 300 geladenen Gästen statt. Unter ihnen war auch Ministerpräsident Horst Seehofer.

Finanzierung

Die Investitionen beliefen sich auf rund 16 Millionen Euro. Hauptzuschussgeber war der Freistaat Bayern mit sieben Millionen Euro aus der regionalen Wirtschaftsförderung und 1,6 Millionen Euro aus der Städtebauförderung. Die Raiffeisenbank Altötting-Mühldorf steuerte eine Summe von 1 Million Euro bei und 600.000 Euro kommen von einem privaten Gönner, der nicht genannt werden will. Nach Abzug der Städtebauförderungsmittel des Bundes betrugen die Eigenmittel der Stadt 5,78 Millionen Euro.

Trotz der europaweiten Ausschreibung stammen neun der fünfzehn Firmen, die den Zuschlag für einzelne Gewerke erhalten haben, aus der Region. Dies hatte zur Folge, dass etwa 4,25 Millionen Euro in der Region blieben.

Galerie

Literatur