Melchior Hefele

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Der Haupteingang der Neuen Bischöflichen Residenz in Passau

Melchior Hefele, auch Menyhért Hefele, (* 11. Januar 1716 in Kaltenbrunn, Tirol; † 15. April 1794 in Steinamanger, Ungarn) war ein Architekt.

Leben und Wirken

Am 11. Januar 1716 wurde Melchior Hefele in Kaltenbrunn im Kaunertal (Tirol) als Sohn eines Maurermeisters geboren. Zuhause erlernte er das Tischlerhandwerk, ging als Geselle auf die Wanderschaft und kam um 1734 nach Würzburg. Dort wurde er Mitarbeiter des bischöflichen Schlossermeisters und Kunstschmieds Johann Georg Oegg. Bei ihm lernte er das Erzgießen und die Architekturplanung; am Ende seiner Würzburger Zeit leitete er die Handwerkszeichenschule. Die Architektur des berühmten Balthasar Neumann prägte ihn.

Spätestens 1742 übersiedelte er nach Wien, wo er im selben Jahr einen ersten Preis und die Goldene Medaille für Architektur der Akademie für bildende Künste gewann. Über sein Wirken in den 1740er Jahren ist wenig bekannt. 1748 erhielt er seinen ersten (bekannten) Auftrag, den Hochaltar und die Kanzel für die Marienwallfahrtskirche zu Kópháza/Kohlbenhof, nahe Sopron/Ödenburg am Neusiedler See. 1750 kam sein Durchbruch mit dem Hochaltar für die Wallfahrtskirche Sonntagberg des Benediktinerstifts Seitenstetten in Niederösterreich. Dessen Fertigstellung dauerte bis 1757; danach die Kanzel (1756/57) und später der Marienaltar (1766-1769). Er wurde Zeichenlehrer der ungarischen Leibgarde in Wien (1754), Mitglied der Wiener Kunstakademie (1757) und Lehrer an der Schmutzer’schen Kupferstecher-Akademie zu Wien (1766). So traf er viele der bedeutsamsten zeitgenössischen Künstler und vergab seine Aufträge an sie, denn meistens beschränkte er sich auf die Planung. In den frühen 1760er Jahren arbeitete er am Plan für das Schloss Eszterháza, Fertöd des Fürsten Nikolaus I. Joseph Esterházy, nahe Sopron; seine Prunktreppe und -tore beeindruckten.

Von 1763 bis 1770 war Hefele dann unter Fürstbischof Kardinal Leopold Ernst Graf von Firmian als fürstbischöflicher passauischer Hofarchitekt in Passau mit der Umgestaltung und dem weitgehenden Neubau der Neuen Bischöflichen Residenz im Stil des Wiener Spätbarock beschäftigt.

In der Wiener Region hatte Hefele nur wenige Aufträge (Peregrini-Kapelle an der Servitenkirche in Rossau, 1766, Hochaltar Pfarrkirche Neulerchenfeld, 1773/74), allerdings betraute ihm der Kaiserhof in seinen letzten Lebensjahren mit wichtigen Aufgaben zur Repräsentation der Habsburgerfamilie in der Stadt Wien und im dortigen Dom (1790-1792). Sein eigentliches Wirkungsfeld wurde Westungarn: Hier gestaltete Hefele das Innere des Doms Györ/Raab (1770) und die bischöfliche Sommerresidenz in Fertörakos (1773) um; einige Pfarrkirchen folgten. Daher wurde er 1777 Stadtbaumeister von Szombathely/Steinamanger, das damals zum Sitz eines neuen Bistums aufstieg und durch ihn aus einer ländlichen Stadt zur repräsentativen bischöflichen Residenzstadt umgewandelt wurde. So wurde er mit seiner Planung und vielen Bauten ein Gestalter der Region. Im gleichen Jahr erhielt Hefele den Auftrag, in Bratislava/Pozsony/Pressburg das Palais für den Fürstprimas von Ungarn, das Oberhaupt der katholischen ungarischen Kirche, zu errichten (1777-1781)

Literatur

  • Hans-Michael Körner (Hg. unter Mitarbeit von Bruno Jahn): Große Bayerische Biographische Enzyklopädie, Band 2 H-O, K. G. Saur München 2005, ISBN 3-598-11460-5
  • Zádor, Anna, „Hefele, Melchior“, in: Neue Deutsche Biographie 8 (1969), S. 200 f. [Onlinefassung]; URL: http://www.deutsche-biographie.de/pnd119334747.html
  • Herbert W. Wurster: Melchior Hefele (1716-1794). In: Heimatglocken, Beilage zur Passauer Neuen Presse vom 03.03.2021 (S. 35)

Weblinks