Minenjagdboot Passau

Aus RegioWiki Niederbayern
Wechseln zu: Navigation, Suche
Das Minenjagdboot Passau M-1096.

Das Minenjagdboot Passau (M-1096) war ein Minenjagdboot der Deutschen Marine. Es gehörte zur Kulmbach-Klasse (Typ MJ 333), hatte eine Besatzung von 43 Mann und erreichte eine Geschwindigkeit von rund 18 Knoten. Die Patenschaft über das Schiff hat von 1990 bis zur Außerdienststellung des Schiffes die Stadt Passau übernommen und wurde dabei von der Marinekameradschaft Passau unterstützt.

KM-Boot M-1255 „Passau“

Das Küstenminensuchboot M-1255 „Passau“.

Die erste Patenschaft der Stadt Passau über ein Schiff der damaligen Bundesmarine wurde bereits im Jahre 1960 eingegangen. In der Folge hatte Maria Billinger († Januar 2013), die Gattin von Oberbürgermeister Stephan Billinger, am 25. Juni 1960 in der französischen Schiffswerft Cherbourg das Küstenminensuchboot M-1225 auf den Namen „Passau“ getauft. Die Festrede zur Taufe hielt OB Billinger. Bei der Zeremonie anwesend war auch der damalige Inspekteur der Bundesmarine, Vizeadmiral Ruge. Die Marinekameradschaft Passau überreichte dem Patenschaftsboot eine kleine Schiffsglocke mit einem Sockel der Nachbildung des Marine-Ehrenmals in Laboe bei Kiel.

Das Boot wurde aber bereits am 12. Juli 1963 wieder außer Dienst gestellt. Es wurde zur Reserve abgestellt, zu Mob-Übungen wieder in Dienst gestellt und ab 1968 in der Reserveflottille einkokoniert. Am 31. Dezember 1973 gestrichen und am 23. Juli 1975 als M 525 „Kemer“ an die Türkei verkauft. Mit der Außerdienststellung endete auch die Patenschaft zwischen dem KM-Boot und der Stadt Passau.

MiJ-Boot M-1096 „Passau“

Das Minenjagdboot M-1096 „Passau“ auf See.
Die M-1096 „Passau“ läuft nach ihrem Libanon-Einsatz am 9. März 2012 in Kiel ein.

Entwicklung der Patenschaft

Erst 1990 übernahm die Stadt Passau erneut eine Patenschaft für ein Boot der Deutschen Marine. Dieses schnelle Minenjagdboot M-1096 wurde am 13. März 1990 von Gertraud Hösl, der Gattin des damaligen Oberbürgermeisters Hans Hösl, auf den Namen „Passau“ getauft und am 18. Dezember 1990 in Dienst gestellt. Am 30. April 2010 konnte im Großen Rathaussaal von Passau das 20-jährige Jubiläum der Patenschaft in Anwesenheit vieler Ehrengäste und den Mitgliedern der Marinekameradschaft Passau festlich begangen werden.

Bis zur Außerdienststellung am 27. September 2013 fand ein reger Austausch zwischen der jeweiligen Besatzung des Bootes und der Marinekameradschaft Passau statt. Regelmäßige Besuche der Marinesoldaten in Passau und umgekehrt von Stadträten, Gästen sowie Marinekameraden aus Passau in Kiel, festigten die Patenschaft. Viele Soldaten sind bis heute Mitglieder der MK Passau. Vom 25. bis 29. April 2013 besuchte eine Abordnung des Minenjagdbootes mit Kommandant Kapitänleutnant Bastian Fischborn zum letzten Mal offiziell ihre Patenstadt. OB Jürgen Dupper begrüßte die 13 Marinesoldaten im Großen Rathaussaal in Anwesenheit von Gästen, Stadträten und einer Abordnung der Marinekameradschaft Passau. Die Besatzungsmitglieder nahmen zusammen mit einer Fahnenabordnung der Marinekameradschaft am Trachtenumzug durch die Passauer Altstadt anlässlich der Maidult 2013 teil.

Einsatz- und Technische Daten

Die M-1096 gehörte zum 3. Minensuchgeschwader der Deutschen Marine und war in Kiel an der Ostsee stationiert. Zwischen 1999 und 2001 wurde das Schiff grundlegend modernisiert und vom schnellen Minensuchboot der Hameln-Klasse (Typ SM 343) zum Minenjagdboot der Kulmbach-Klasse (Typ MJ 333) umgebaut. Es hatte eine Gesamtlänge von ca. 54 Metern, war 9,21 Meter breit und hatte einen Tiefgang von ca. 2,85 Metern. Als Antrieb dienten zwei Dieselmotoren mit einer Gesamtleistung von über 4.000 KW, die dem 630 Tonnen verdrängenden Boot eine Dauerhöchstgeschwindigkeit von 18 Knoten (umgerechnet etwa 33 km/h) ermöglichten.

Die „Passau“ war hauptsächlich in der Nord- und Ostsee im Einsatz. Im Jahr 2009 konnten fast 30 Seeminen gefunden und gesprengt werden. Diese stammen noch aus den beiden Weltkriegen. Fast alle waren entweder deutschen oder russischen Ursprungs. Das Schiff hatte zu dieser Zeit bereits 193.000 Seemeilen hinter sich gebracht. Das entsprach 357.000 Kilometern. Um diese Stecke zu erreichen, müsste man neunmal die Erde umrunden oder knapp einmal die Distanz von der Erde bis zum Mond überwinden. Vom 16. September 2011 bis 9. März 2012 nahm die „Passau“, unter dem Kommando von Kapitänleutnant Bastian Fischborn, als 17. Kontingent am Libanon-Einsatz United Nations Interim Force in Lebanon (UNIFIL), teil. Nachdem zahlreiche Schiffe und Hubschrauber seit dem 5. Dezember 2012 vergeblich nach einem in der Ostsee verschollenen 1,3 Tonnen schweren norwegischen Hubschrauber suchten, konnte die „Passau“ das Wrack am 13. Dezember 2012 in der Lübecker Bucht orten.

Außerdienststellung

Im September 2012 wurde bekannt, dass das Minenjagdboot im September 2013 außer Dienst gestellt werden sollte. Im Vorgriff dazu wurde das Boot bereits im Januar 2013 aus der Fahrbereitschaft genommen. Oberbürgermeister Jürgen Dupper setzt sich in der Folge dafür ein, die „hervorragenden Beziehungen“ zur Stadt Passau in ähnlicher Weise fortzusetzen. Verteidigungminister Thomas de Maizière hatte ihm daraufhin versichert, er werde den Namen „Passau“ in das Verzeichnis der zur Auswahl stehenden Namen für künftige Einheiten der Marine aufnehmen.

Im Juni 2012 überraschte Stadträtin Silke Werts im Kulturausschuss mit der ungewöhnlichen Idee, die Stadt könnte das Schiff kaufen und als Attraktion in Passau vor Anker gehen lassen. Die Idee sei ihr spontan gekommen, als über die Zukunft der Patenschaft beratschlagt wurde. Bevor das Schiff verschrottet werde, könne es hier eine „letzte Ruhestätte“ finden, mit regelmäßigen Gelegenheiten zur Besichtigung. Gerade für Kinder und Jugendliche sei die Technik schließlich von großem Interesse.

Die Außerdienststellung der „Passau“ erfolgte am 27. September 2013 im Marinearsenal Kiel. Dabei war auch eine sechsköpfige Delegation aus Passau zugegen; Erika Träger als dienstälteste Stadträtin dieser Abordnung vertrat dabei offiziell die Stadt.

Dem Oberbürgermeister der Stadt Passau wurde ein Bugwappen des 3. Minensuchgeschwaders, ein Namensschild des Bootes sowie das Stadtwappen, das an der Brückennock befestigt war, die Patenschaftsurkunde und die Schiffsglocke übergeben. Die Gegenstände sollen im Rathaus ausgestellt werden. Die Marinekameradschaft Passau erhielt ebenfalls ein Bugwappen, ein Stadtwappen und den Flaggensatz des internationalen Rufzeichens DRFJ. Das 3. Minensuchgeschwader erhielt ein Namensschild des Bootes aus der Brückennock. Weitere Erinnerungsgegenstände befinden sich in der „Passau-Klause“, einer Hütte im Kleingärtnerverein-Kiel-Holtenau, wo sich ehemalige Besatzungsmitglieder zum geselligen Beisammensein treffen.

In den 23 Jahren des Einsatzes der „Passau“ legte sie ca. 205.815 Seemeilen zurück, was etwa neueinhalb Erdumrundungen entspricht. 26 Länder und 87 Häfen wurden in dieser Zeit besucht.

Übersicht der Kommandanten

  • 18.12.1990 bis 18.12.1993: Kapitänleutnant Thomas Bläss
  • 18.12.1993 bis 26.09.1995: Kapitänleutnant Michael Worms
  • 26.09.1995 bis 26.03.1998: Kapitänleutnant Thomas Haase
  • 26.03.1998 bis 29.06.2000: Kapitänleutnant Ralf Schnittka
  • 29.06.2000 bis 26.09.2002: Kapitänleutnant Jens-Uwe Kudlik
  • 26.09.2002 bis 17.09.2004: Kapitänleutnant Martin Schwarz
  • 17.09.2004 bis 22.09.2006: Kapitänleutnant Tobias Voß
  • 22.09.2006 bis 02.07.2007: Kapitänleutnant Leif Albers
  • 02.07.2007 bis 27.05.2010: Kapitänleutnant Kim Schneidewind
  • 27.05.2010 bis 27.09.2013: Korvettenkapitän Bastian Fischborn

Galerie

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Dies ist ein ausgezeichneter Artikel.
Diesem Artikel wurde am 4. August 2010 das Prädikat „Ausgezeichneter Artikel“ verliehen.