Museum der Bayerischen Geschichte

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Das Museum der Bayerischen Geschichte (auch Bayerisches Landesmuseum für Geschichte, kurz MdBG) ein geplantes Museum über die bayerische Geschichte, das 2018 – zum 100-jährigen Bestehen des Freistaates Bayern – in Regensburg eröffnet werden soll. Als Standort für das Museum hatten sich zwischen 2009 und 2011 auch sieben Kommunen aus Niederbayern und zwei Kommunen aus dem Landkreis Altötting beworben.

Planung und Vergabe

Am 10. Dezember 2008 kündigte der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer an, ein Bayerisches Landesmuseum für Geschichte verwirklichen zu wollen. Die Standortfrage sollte in einem eigens ausgeschriebenen Wettbewerb geklärt werden. Gewünscht wurde etwa ein „repräsentativer Komplex“ in zentraler Lage und die räumliche Nähe zu renommierten Hochschuleinrichtungen oder Bibliotheken. Außerdem sollte der künftige Museumsstandort an einem „symbolträchtigen Ort für die Geschichte Bayerns“ mit guter Verkehrsanbindung und guter touristischer Infrastruktur liegen. Der Bau des Museums wiederum soll vordergründig die kulturelle Seite des Standorts stärken und diesen bekannter machen. Darüber hinaus wird im Zusammenhang mit dem Museum ein Wachstum des Tourismus erwartet.

Ab März 2009 bewarben sich 25 Kommunen um den Zuschlag, darunter etwa Nürnberg, Würzburg, Regensburg, Ingolstadt und Augsburg. Die niederbayerischen Bewerber waren Bogen, Eggenfelden, Kelheim, Landshut, Passau, Straubing und Viechtach. Eine weitere Bewerbung aus Aldersbach wurde noch vor Bewerbungsschluss wieder zurückgezogen. Aus dem Landkreis Altötting bewarben sich Burghausen und Marktl als Museumsstandort.[1] Von diesen Kommunen kamen Burghausen, Landshut und Passau in die engere Auswahl unter neun Standorten, Landshut und Passau schließlich in die engste Auswahl unter sechs Standorten. Bogen, Eggenfelden, Kelheim, Marktl, Straubing und Viechtach schieden in der ersten Runde aus, weil sie die vorab festgelegten Kriterien in wesentlichen Punkten nicht erfüllten.[2]

Das Bayerische Kabinett entschied im Dezember 2011 auf Grundlage des festgelegten Kriterienkataloges, dass das sich das Museum in Regensburg befinden sollte. Als älteste Hauptstadt Bayerns erfülle Regensburg die fachlichen Kriterien in allen zentralen Punkten, so die Begründung des Ministerrats. Historische Bedeutung, Lage, Verkehrsanbindung, Energiekonzept, touristisches Potenzial, Besuchererwartungen, Attraktivität des Bauplatzes waren alles Argumente die am Ende ausschlaggebend waren.[2]

Bewerber aus Niederbayern und Altötting

Aldersbach

Für die Region um Aldersbach im Landkreis Passau wurde das denkmalgeschützte Klosterensemble Aldersbach ins Rennen geschickt. Die Idee eines Landesmuseums in Aldersbach hatte Bürgermeister Franz Schwarz entwickelt. Dem Klosterkomplex sollte eine langfristige, sinnvolle Nutzung zugeführt werden. Dabei sprachen vor allem drei Argumente für Aldersbach: Erstens wäre die Klosteranlage mit ihrer tausendjährigen Geschichte als „Spiegelbild bayerischer Geschichte“ prädestiniert gewesen. Zweitens hätte man in Aldersbach – im Gegensatz zu manchen großen Städten, wo erst eine Tiefgarage oder ein Parkplatz gebaut werden muss – eine funktionierende Infrastruktur vorweisen können. Und drittens sind die bestehenden Gebäude für rund sechs Millionen Euro mit staatlichen Fördermitteln saniert worden. Dennoch zog die Gemeinde Aldersbach ihre Bewerbung kurz vor Bewerbungsschluss wieder zurück.

Bogen

Die Stadt Bogen bewarb sich mit dem Gebäudeensemble des ehemaligen Klosters Oberalteich um den Standort des Museums der Bayerischen Geschichte. Dort wären zur Unterbringung des Museums Räumlichkeiten in einer Größenordnung von knapp 11.000 Quadratmetern zur Verfügung gestanden.[3]

Aus Sicht des Bayerischen Kabinetts erfüllte die Bewerbung Bogens die vorab festgelegten Kriterien nicht, weil das Klosters Oberalteich verkehrstechnisch schwer zu erreichen ist und auch eine gute Erreichbarkeit für Schulklassen aus ganz Bayern nicht gegeben ist. Zudem bestehe keine direkte Bahnanbindung und das Museumskonzept sei nur schwer umsetzbar.[2]

Burghausen

Das im 18. Jahrhundert erbaute Taufkirchen-Palais mit seiner repräsentativen Rokoko-Stuckfassade am Stadtplatz war Gegenstand der Bewerbung von Burghausen. Als zweite Residenz der „Reichen Herzöge“ von Niederbayern-Landshut und als Verwaltungsmittelpunkt eines der vier bayerischen Rentämter spielte Burghausen auch in historischer Hinsicht eine nicht unwichtige Rolle. Von der mittelalterlichen Glanzzeit als Herzogstadt zeugt zudem die Burg zu Burghausen – die längste Burganlage Europas. Neben dem Taufkirchen-Palais hätten auch das Anker-Kino und die Studienkirche St. Josef Raum für Austellungen bieten können. Bei der Bewerbung Burghausens arbeitete die Technische Universität München mit.

Obwohl das vorgelegte, dezentrale Konzept das Bayerische Kabinett nur bedingt überzeugen konnte, kam Burghausen als eine von neun Kommunen in die engere Auswahl. Die Verteilung des Museums auf verschiedene Altbauten im Stadtzentrum erschien vor allem hinsichtlich der Museumsorganisation problematisch. Zudem entstünde daraus ein erhöhter Aufwand hinsichtlich der Betriebs- und Personalkosten. Die Besuchererwartung wurde als niedrig eingstuft und auch die bayernweite Erreichbarkeit für Schulklassen sei in einem zumutbaren zeitlichen Rahmen nicht gegeben. Diese Nachteile wogen die Zusage einer hohen finanziellen Beteiligung letztlich nicht auf.[2]

Eggenfelden

In Eggenfelden hätte die Schlossökonomie Gern, deren Dachstuhl noch original aus der Gotik stammt, das Museum der Bayerischen Geschichte beherbergen sollen. Auf die Idee der Bewerbung war Bürgermeister Werner Schießl gekommen, als er in der Passauer Neuen Presse gelesen hatte, dass sich neben Aldersbach auch Burghausen und Viechtach als möglicher Standort stark gemacht hatten. Mit seiner Vision, dass dieses Museum einmal im Gotischen Kasten sein Zuhause finden könnte, blieb er nicht allein. Auch die beiden Landtagsabgeordneten Reserl Sem (CSU) und Dr. Franz Xaver Kirschner (FDP) ihre Unterstützung zu, dieses Prestigeobjekt nach Eggenfelden zu holen. Letztlich gelang dies nicht, weil die Schlossökonomie Gern aus Sicht des Bayerischen Kabinetts die vorab festgelegten Kriterien nicht in ausreichendem Maß erfüllte: Sie sei nicht nur verkehrstechnisch schwer zu erreichen, sondern auch das Museumskonzept wäre nur schwer umsetzbar.[2]

Kelheim

Folgte man der Bewerbung Kelheims, so wäre es als Wittelsbacherstadt prädestiniert gewesen als Museumstandort. Für die Kelheim stark machte sich unter anderem der Abensberger Landtagsabgeordnete Dr. Andreas Fischer (FDP), der das Museum lieber in einer Kleinstadt gesehen hätte, als in Regensburg – denn kleinere Städte benötigen derartige Einrichtungen immer dringender als eine Großstadt.[4] Das vorgeschlagene Baugrundstück im Donaupark entsprach aus Sicht des Bayerischen Kabinetts jedoch nicht den vorab festgelegten Kriterien: Es sei zu weit vom Ortskern entfernt, habe keinen direkten Bahnanschluss und sei nur über ein Gewerbegebiet zu erreichen.[2]

Landshut

Auf Initiative der Stadtverwaltung bewarb sich auch Landshut als Museumsstandort, der Stadtrat erfuhr davon erst aus Medienberichten. Dennoch formierte sich in der Folge ein breites Bündnis von Stadträte aller Fraktionen zusammen mit Landshuter Persönlichkeiten, Vereinen und Firmen zur Unterstützung der Landshuter Bewerbung. Hervorgehoben wurde unter anderem die große Bedeutung Landshuts in der bayerischen Geschichte und seine verkehrsgünstige Lage. Als Standorte wurden die alte JVA, das Franziskanerkloster oder ein Teil der Stadtresidenz benannt.[5]

Tatsächlich kam die Landshuter Bewerbung als eine von nur sechs Städten in die finale Auswahlrunde. Präferiert wurde von Seiten des Bayerischen Kabinetts das Gelände der früheren JVA, weil in der Stadtresidenz keine Möglichkeit bestand, das Flächenprogramm zu erfüllen und das alte Franziskanerkloster zu abseitig lag. Für und zugleich gegen Landshut sprach laut Entscheidung des Bayerischen Kabinetts seine „reiche historische Tradition, der allerdings die Bedeutung für ganz Bayern und die neueste bayerische Geschichte fehlt.“ Der Standortfaktor wurde als günstig, die Besuchererwartung als mittelmäßig eingestuft.[2]

Marktl

Marktl ging mit seinen Bürgerhäusern in das Rennen um das Museum der Bayerischen Geschichte. Aus Sicht des Bayerischen Kabinetts seien dort aber das Museumskonzept und das Raumprogramm nicht umsetzbar gewesen.[2]

Passau

Auch die Dreiflüssestadt Passau hatte eine Bewerbung eingereicht. Möglicher Standort hier war die 4.000 Quadratmeter große, sogenannte Konzerthauswiese in der Neuen Mitte. Die Stadt bewarb sich als starker Wirtschafts- und Technologiestandort und betonte ihren Aufschwung im 19. Jahrhundert: genau die Zeit, die das Museum in den Fokus stellen soll. Vorteile wären auch die gute Verkehrsanbindung, die bestehende Museumslandschaft und die Nähe zur Universität Passau gewesen.

Die brach liegende Fläche in der Neuen Mitte, mit der Passau als Standort für das Museums warb, war ursprünglich für ein Konzerthaus vorgesehen. Obwohl dessen Bau zum Zeitpunkt der Bewerbung nicht zur Debatte stand, wäre diesen Plänen im Falle eines Zuschlags für Passau völlig die Grundlage entzogen worden. Entsprechende Kritik an der Standortwahl kam unter anderem von Dr. Pankraz Freiherr von Freyberg, dem damaligen Intendanten der Festspiele Europäische Wochen Passau. Auch Forderungen nach einer Symbiose von Konzerthaus und Museum wurden laut. Andere Gegner der Bewerbung hielten die Konzerthauswiese technisch wie baurechtlich für unbrauchbar.

Im September 2011 gab Oberbürgermeister Jürgen Dupper bekannt, dass der Stadtratsausschuss für Bauen und Liegenschaften dem im Oktober tagenden Stadtratsplenum empfahl, die Konzerthauswiese dem Freistaat Bayern kostenlos zu übertragen. Dies hätte Planungssicherheit für den Bau des Museums signalisieren und so die Attraktivität des Bewerberstandorts Passau erhöhen sollen. Dieses Vorhaben hätte sich so jedoch nicht umsetzen lassen, denn das vieldiskutierte Baugrundstück konnte auf Grund rechtlicher Hürden nicht einfach kostenlos an den Freistaat übertragen werden. Im Oktober 2011 wurde deshalb auch die Möglichkeit eines Erbbaurechts in Betracht gezogen. Dabei hätte die Stadt Passau jährlich einen Betrag von 50.000 Euro für die Verwendung des Grundstücks aufbringen müssen.

Das zentrale und in unmittelbarer Bahnhofsnähe gelegene Grundstück erschien auch dem Bayerischen Kabinett als „attraktiv“, weshalb Passau als eine von lediglich sechs Städten in die finale Auswahlrunde kam. Die Konzerthauswiese erfülle trotz innerstädtischer Lage das Raumprogramm, zudem sei auch Passau selbst von touristischer Relevanz und verfüge über einen günstigen Standortfaktor. Problematisch erschien die bayernweite Erreichbarkeit vor allem für Schulklassen in einem zumutbaren zeitlichen Rahmen. Außerdem habe Passau nur bedingt eine historische Bedeutung für ganz Bayern. Die Besuchererwartung wurde als mittelmäßig eingestuft.[2]

Straubing

Die Stadt Straubing bewarb sich mit dem Herzogsschloss als Standort für das Museum der Bayerischen Geschichte. Aus Sicht des Bayerischen Kabinetts könne dort aber das Raumprogramm nicht erfüllt werden. Außerdem habe Straubing nur wenig touristisches Potenzial.[2]

Viechtach

Auf Initiative von Stadtrat Stefan Ebener (CSU) bewarb sich auch Viechtach als Museumsstandort. Ebner hatte Ende 2008 an Seehofer geschrieben und damit Viechtachs Bewerbung ins Rollen gebracht. Die erste Reaktion aus München war so positiv, dass in der Folgezeit auch Ebners Stadtratskollegen und der damaligen Bürgermeister Georg Bruckner (SPD) die Initiative befürworteten. Ein Bewerbungskonzept wurde ausgearbeitet und an die Staatskanzlei geschickt. Auch der örtliche Landtagsabgeordnete, Landwirtschaftsminister Helmut Brunner (CSU), unterstützte die Bewerbung Viechtachs und verwies unter anderem auf die Bayerische LandesausstellungBayern und Böhmen“, die 2007 in Zwiesel stattfand. Deren Erfolg habe gezeigt, dass gut ausgearbeitete Museumskonzepte unerwartet viele Besucher in den ländlichen Raum locken könnten.

Hauptargument Viechtachs war die Tatsache, dass mit der Niederschlagung des Böckleraufstands im Jahr 1468/69 durch Herzog Albrecht der Grundstein für das heutige Bayern auf dem Boden der Stadt gelegt wurde. Dies wird den Besuchern auch in den regelmäßigen Aufführungen der Burgfestspiele Neunußberg vor Augen geführt. Als Pluspunkt Viechtachs wurde zudem angeführt, dass sich die Stadt in den letzten Jahren als die Kulturstadt im Bayerischen Wald entwickelt hätte. Mit dem Stenzer-Komplex am Stadtplatz hätte Viechtach auch geeignete Gebäude bieten können. Vor allem das zum Ensemble gehörende ehemalige Mädchenschulhaus, das sogenannte Linprunhaus, eigne sich mit seinem erhaltenen, großzügigen zentralen Treppenhaus und den großen ehemaligen Klassenzimmern gut für Ausstellungsräume, hieß es in der Bewerbung.

Trotz des anfänglichen Enthusiasmus sah der Stadtrat im Juni 2011 den Zuschlag allerdings als wenig realistisch. Für eine Einrichtung dieser Größenordnung fehlte die Infrastruktur und der vorgeseheneStenzer-Komplex sei auch nicht „die beste Adresse“. Denoch wurde die Bewerbung weiterhin aufrecht erhalten. Das Bayerische Kabinett entschied am Ende jedoch nicht zu Gunsten Viechtachs, weil das Museumskonzept und das Raumprogramm im gesamten Stenzer-Komplex nicht umsetzbar seien. [2]

Einzelnachweise

  1. o.V.: Standortbewerbungen für das neue Landesmuseum zur Bayerischen Geschichte. Pressemitteilung der Bayerischen Staatsregierung vom 26. Juli 2011
  2. 2,00 2,01 2,02 2,03 2,04 2,05 2,06 2,07 2,08 2,09 2,10 Bayerischer Landtag: Offenlegung der Entscheidung für die Standortwahl des Museums der Bayerischen Geschichte. Anfragen zum Plenum vom 12. Dezember 2011, Drucksache 16/10801
  3. Dominic Casdorf: Bogen kämpft leidenschaftlich um das Museum der Bayerischen Geschichte. In: Straubinger Wochenblatt vom 19. Oktober 2011
  4. o.V.: Neues Museum: Nur Trost für Kelheim? In: Mittelbayerische Zeitung vom 14. November 2011
  5. Emanuel Socher-Jukic: Groß-Museum: Jetzt wird nochmal angepackt In: Landshuter Zeitung vom 11. August 2011

Literatur

Weblinks