Natternberg

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Blick von der Ortschaft Natternberg zum gleichnamigen Berg
Die Dorfkapelle St. Anna und Urban

Natternberg ist der Name eines Berges und eines danach benannten Ortsteiles der Großen Kreisstadt Deggendorf im niederbayerischen Landkreis Deggendorf. Bis 1978 bildete Natternberg eine selbstständige Gemeinde.

Lage

Der isolierte, allseits steil abfallende Gneisrücken des Natternberges erhebt sich drei Kilometer südwestlich von Deggendorf südlich der Donau und der Bundesautobahn 3 aus den Aufschüttungen des Gäubodens. Der als Naturdenkmal ausgewiesene Berg hat eine Höhe von 383 Metern und eine relative Höhe von 70 Metern. Der Ort Natternberg erstreckt sich südlich des Berges entlang der Staatsstraße 2074.

Die Sage

Eine Sage schreibt die Entstehung des Natternberges dem Teufel zu, der einen Felsbrocken vom Vulkan Vesuv heranschleppte, um ihn bei Deggendorf in die Donau zu werfen. Als er durch das Angelusläuten von Kloster Metten erschreckt wurde, ließ er den Stein noch vor der Donau fallen.

Geschichte

Schloss Natternberg, Stich von Michael Wening, 1723
Die Burgruine Natternberg

Erste Untersuchungen im Jahr 1978 sowie seit 1996 im Burginneren durchgeführte archäologischen Grabungen erbrachten reiche Hinweise auf Siedlungen der ausgehenden Jungsteinzeit (um 2000 v. Chr.) und der Urnenfelderzeit (um 1000 v. Chr.) sowie auf eine frühmittelalterliche Burg.

Urkundlich erstmals erwähnt wird die Burg im Jahr 1145 als Edelsitz eines Hartwig von Natternberg, der ein Angehöriger der Grafen von Bogen war. Diese bauten den Natternberg zum militärischen und verwaltungsmäßigen Mittelpunkt im südöstlichen Bereich ihrer Grafschaft aus.

Nach dem Aussterben der Grafen von Bogen 1242 ging ihr Besitz an die Wittelsbacher über. Diese machten die Burg zum Sitz eines Pflegers. Auf ihr wuchs der bayerische Herzog Heinrich XV. „der Natternberger“ auf und fand 21-jährig im Jahr 1333 hier auch den Tod. Die Wittelsbacher belehnten nun Peter von Egg (Eck) mit dem Natternberg. Nachdem er in Ungnade gefallen war, wurde er 1357 ein Jahr lang belagert, bis er Natternberg an Herzog Albrecht I. zurückgab.

Durch Abspaltung vom Landgericht Deggendorf wurde Natternberg um etwa 1400 zu einem eigenen Landgericht mit Hochgerichtsbarkeit und Kastenamt. Der Hauptschrannenort Plattling war die bedeutendste Ortschaft im Bereich des Gerichtes. Das Dorf Natternberg stieg um diese Zeit zur herzoglichen Hofmark auf. Herzog Heinrich der Reiche gewährte 1441 den Bewohnern der Hofmark Natternberg das Erbrecht an Grund und Boden sowie eine Reihe weiterer Privilegien wie Zoll- und Mautbefreiung für Einkäufe in Deggendorf, Befreiung vom Fährgeld in Mettenufer, Wegerechte für Viehherden zur Tränke an Isar und Donau und strafmildernde Privilegien vor dem Richter zu Natternberg.

Ein Gemälde von Hans Donauer dem Älteren von etwa 1590 im Münchner Antiquarium zeigt das damalige Aussehen der Burg. Im Dreißigjährigen Krieg erlitt die Burg starke Zerstörungen. Das Pfleggericht bezog einen Neubau am Südrand der Befestigungsanlage. Im Österreichischen Erbfolgekrieg wurde die Burg am 19. Mai 1743 endgültig zerstört.

1760 wurde das Landgericht Natternberg wieder mit Deggendorf vereinigt. Die Führung der Akten blieb jedoch getrennt bis zur Auflösung des Landgerichts Natternberg im Jahr 1802. Im selben Jahr verkaufte der Bayerische Staat den Natternberg an die Grafen von Preysing auf Schloss Moos. Diese verkauften 1836 die Burg an einen Baron Berger, der sie 1838 dem Wirt von Natternberg überließ. Nach mehreren Besitzerwechseln erwarben die Preysing die Burg zurück.

Die Gemeinde Natternberg wurde 1818/1821 aus dem gleichnamigen Steuerdistrikt gebildet. Sie gehörte geschlossen zur Pfarrei Michaelsbuch. Mit Wirkung vom 1. Januar 1964 kam von der Gemeinde Metten der Gemeindeteil Mettenufer zu Natternberg. Mettenufer hatte zum Amt Natternberg und zum Steuerdistrikt Natternberg gehört, war aber 1821 der Gemeinde Metten zugeteilt worden. Am 1. Mai 1978 endete die Selbstständigkeit Natternbergs mit der Eingemeindung in die Große Kreisstadt Deggendorf.

Im April 2009 sorgte der Plan des Künstlers Angerer der Ältere für Aufsehen, auf dem Natternberg eine überdimensionale Christusstatue zu errichten. Beim Hochwasser 2013 wurde der Ort Natternberg großenteils überflutet.

Der Weinbau

Seit dem Mittelalter wurde am Südhang des Natternberges Wein angebaut, ein Rebgarten existierte bis 1963. Der Wein hieß Natternberger Teufelskralle und führte wegen seines außerordentlich sauren Geschmacks die inoffizielle Bezeichnung Natternberger Essig-Riesling.

Eine Sage weiß zu berichten, der Teufel sei einmal in einem Regener Wirtshaus gesessen und war nicht mehr hinauszubringen. In ihrer Not kredenzten ihm die Bürger Wein aus dem Bayerischen Wald. Kaum hatte der Teufel davon getrunken, bekam er solch furchtbares Leibgrimmen, dass er das Wirtshaus sofort verließ und sich nie mehr blicken ließ.

Sehenswürdigkeiten

  • Burgruine Natternberg. Die 270 Meter lange und durchschnittlich 40 Meter breite, langgestreckte Anlage entstand wohl im frühen 12. Jahrhundert. Erhalten blieb nur die umlaufende Ringmauer mit zwei Türmen an den beiden nach Westen und Osten gerichteten Schmalseiten. Eine Binnenmauer teilt die Burg in zwei gleiche Hälften. Auf den Stumpf des Viereckturms am Ostende wurde im 19. Jahrhundert ein Spitztürmchen aufgesetzt. An der Südwand der westlichen Burghälfte befinden sich die Fundamente der 1996 bis 1997 ergrabenen Burgkirche. Das Ende des 19. Jahrhunderts im Südosteck erbaute „Schlösschen“ ist nur noch als Ruine erhalten. Die Burgruine ist Schauplatz der Natternberger Rosentage.
  • Kapelle St. Anna und Urban. Die Dorfkapelle stammt aus dem Jahr 1825.

Vereine

  • TSV Natternberg e.V., gegründet am 12. Juli 1968. Der größte Sportverein der Stadt Deggendorf umfasst die Sparten Badminton, Behindertensportgruppe, Bogenschießen, Eisstock, Fußball, Fitness, Leichtathletik, Ski, Tennis, Turnen, Volleyball und Haidhofsänger.
  • Ritterbund Natternberg-Plattling
  • Freiwillige Feuerwehr Natternberg/Rettenbach
  • Verein für Gartenbau und Landespflege Natternberg und Umgebung e.V.

Literatur

  • Max Peinkofer: Der Natternberg, in Der Brunnkorb, 1947, Neuauflage 1977, Verlag Passavia Passau, ISBN 3 87616 060 X
  • Ulrich Pietrusky, Donatus Moosauer: Der Bayerische Wald − im Fluge neu entdeckt, Verlag Morsak Grafenau, 1985, ISBN 3-87553-228-7
  • Günther T. Werner: Burgen, Schlösser und Ruinen im Bayerischen Wald. Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 1979, ISBN 3-7917-0603-9

Weblinks