Naturwald-Reservate am Inn

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Ein Biotopbaum wird markiert. Foto: Heininger

Die Bayerischen Staatsforsten verdoppelten 2008 die Naturwald-Reservate am Inn und wollten damit einen Beitrag zur Artenvielfalt leisten.

Beschreibung

Zwischen Neuburg am Inn und dem Parkplatz Ingling erweiterte der Forstbetrieb Neureichenau 2008 die Naturwald-Reservate im Neuburger Wald zusätzlich zu den 1979 entstandenen Naturwaldreservaten Habichtsbaum, Hecke und Leitenwies. Dabei wurden am Inn zusätzlich rund 30 Hektar aus der forstlichen Nutzung herausgenommen. Damit wird die bisherige Urwaldfläche fast verdoppelt.

Zielsetzung

Naturwald-Reservate sind sehr ursprüngliche Wälder, die sich selbst überlassen, also nicht wirtschaftlich genutzt werden. Gerade in Zeiten des Klimawandels kommt diesen Waldreservaten immer größere Bedeutung zu. Die ab etwa 1900 auf der Grundlage der Bodenreinertragslehre bevorzugt angebaute, standortfremde Fichte wird in den Regionen um Passau und Bad Griesbach nicht mehr gefördert. Rotbuche und Tanne gewinnen dagegen an Bedeutung.

Spätestens seit dem UN-Gipfel zur Artenvielfalt im Mai 2008 sind die Wälder als naturnahe Landnutzungsform ins Blickfeld der Öffentlichkeit gerückt. Gerade alte Wälder haben eine überragende Bedeutung für den Artenschutz. In den Staatswäldern am Inn beispielsweise wurden 2005 sechs verschiedene Specht-Arten erfasst, und seltene, an Totholz gebundene Pilzarten wie der Stachelbart haben hier ihre Heimat.

Grundsätzlich wollen die Bayerischen Staatsforsten aber nicht immer mehr Flächen aus der wirtschaftlichen Nutzung nehmen - zeichnet sich doch angesichts der Energiekrise schon ein Holzmangel ab. Man setzt vielmehr verstärkt auf die Integration von Naturschutzaspekten im Rahmen der wirtschaftlichen Nutzung. So werden beispielsweise Horst- und Biotop-Bäume gekennzeichnet, damit sie auf Dauer im Wald verbleiben. Die Forstschützer setzen hier auch auf das Engagement der Naturschutzverbände. Sie sollten Horstbäume melden, damit sie dauerhaft geschützt werden können.

Zusammen mit der Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft in Freising und dem Nationalpark Bayerischer Wald hat der Forstbetrieb Neureichenau ein Forschungsprojekt initiiert, das klären soll, wie viel Totholz beispielsweise im Wald verbleiben soll.

Im Jahr 2008 lag im Neuburger Wald der Wert bei rund 13 Festmetern/Hektar. Er soll auf zirka 25 Festmeter/Hektar erhöht werden. Rund ein Viertel der in Deutschland vorkommenden 6500 Käferarten leben in abgestorbenen Bäumen. Mindestens sechs Bäume pro Hektar sollten als Biotop-Bäume dauerhaft im Wald verbleiben, um so die Artenvielfalt zu sichern. Hohltaube und Schwarzspecht haben als Höhlenbrüter damit ebenfalls eine gute Zukunft.

Literatur

  • Johannes Heininger: Mehr Platz für Wildnis im Neuburger Wald. In: Passauer Neue Presse vom 30. Juli 2008 (S. 21)
  • Elmar Thumbach: Der Neuburger Wald, in: Der Bayerische Wald, Jubiläums-Heft 150 Jahre Naturwissenschaftlicher Verein Passau, 21. Jahrgang, Dezember 2008, S. 88−95