Nibelungenlied

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Abbildung vom Anfang des Nibelungenlieds
Reiserechnung Bischof Wolfgers
Einzug der Kriemhild in Passau, „Staatsbild“ von Ferdinand Wagner im Großen Rathaussaal

Das Nibelungenlied ist die bedeutendste deutsche Heldendichtung des Mittelalters und entstand in etwa um das Jahr 1200 (beruht dabei jedoch auf älteren mündlichen Überlieferungen). Es wurde in der damals üblichen Sprache, nämlich in Mittelhochdeutsch verfasst. Im Jahre 2009 wurden alle drei Handschriften durch die UNESCO zum Weltdokumentenerbe erklärt..

Passau als Ursprungsort dieses Heldenepos?

Der Dichter des Nibelungenliedes ist bis heute unbekannt. Man geht jedoch aus mehreren Gründen davon aus, dass die Entstehung des Liedes eng mit Passau bzw. dem damaligen Hochstift Passau verbunden ist. Dafür sprechen unter anderem die genaue Ortskenntnis des Verfassers sowie vor allem die hervorstechende Gewichtung des Bischofs von Passau. Auftraggeber und Mäzen des nicht bekannten Autors war demnach vermutlich der damalige Bischof von Passau, Wolfger von Erla.

So zieht Kriemhild auf ihrem Weg ins Hunnenland (Ungarn) durch bayerisches Gebiet nach Passau, wo sie von ihrem Oheim, dem Bischof Pilgrim, ehrenvoll empfangen und beherbergt wird. Der Verfasser erwähnt den Inn („In“), der hier in die Donau („Túonówe“) mündet, und verweist auf ein Kloster, womit Kloster Niedernburg gemeint ist, das 1193 unter die Vogtei des Bischofs kam. Danach reist Kriemhild weiter durch damals zum Bistum Passau gehörenden Gebiet über Eferding, Melk, Mautern, Zeiselmauer und Tulln nach Wien. Auch als die Burgunderkönige mit ihrem Anhang zu Etzels Hoffest reisen, werden sie in Passau vom Bischof empfangen und beherbergt. Der Verfasser hat genaue Ortskenntnisse, da er weiß, dass auf der schmalen Landzunge zwischen den Flüssen nicht genug Platz für den großen Tross der Burgunder ist, so dass man auf das Gebiet der heutigen Innstadt ausweicht.

Weiteres Indiz für die Entstehung des Nibelungenliedes in oder um Passau ist ein Schriftstück aus den Rechnungen Wolfger von Erlas vom 12. November 1203, in der er Anweisung gibt, dem Dichter Walther von der Vogelweide Geld für einen Pelzmantel auszuzahlen. Das bedeutet allerdings nicht, dass Walther von der Vogelweide der Dichter des Nibelungenliedes ist.

Stattdessen wird in der sogenannten „Nibelungenklage“ von der Entstehung des Nibelungenliedes berichtet. Dort wird ein „Meister Konrad“ erwähnt, der angeblich zwischen 971 und 991 vom Passauer Bischof Pilgrim mit der Niederschrift des Themas beauftragt wurde. Pilgrim wird in dem Werk auch als Oheim der Kriemhild vorgestellt. Daraus ergibt sich die Annahme, dass diese Erwähnung eine Art ehrenden Hinweis auf Pilgrim als Vorgänger Wolfger von Erlas darstellt.

Man geht heute im Allgemeinen also davon aus, dass der Verfasser des Nibelungenliedes im Umkreis des damaligen Passauer Bischofshofs unter Bischof Wolfger von Erla zu finden ist. Wolfger selbst gilt unbestritten als Mäzen bzw. Auftraggeber des Werkes. Es sind mehrere Persönlichkeiten mit dem Namen Konrad aus seiner Umgebung bekannt, ohne dass einer davon als Verfasser des Nibelungenliedes zu identifizieren ist.

Dabei haben die Sagen um Siegfrieds Tod und vom Untergang der Burgunder ursprünglich nichts mit Passau und dem deutschen Südosten zu tun. Der erstgenannte Sagenkreis hat seine Wurzeln in historischen Intrigen merowingischer Herrscherfamilien des 6. Jahrhunderts. Der zweite Sagenkreis, basierend auf der Niederlage der Burgunder 436/438 gegen die Hunnen hat seinen Ausgangspunkt im zweiten Burgunderreich und war danach bei den Franken verbreitet. Diese beiden Sagenkomplexe wurden vom Dichter des Nibelungenliedes genial miteinander verknüpft: Der nie endende Herzenskummer der Kriemhild wegen der Ermordung ihres ersten Ehemannes Siegfried führt zu der Rache, die in dem totalen Untergang der Burgunder am Hof des Hunnenkönigs Etzel zum Ziel kommt. Daneben suchte der Dichter den importierten Sagenstoff durch sekundäre Lokalisierungen heimisch zu machen und ließ Kriemhild wie auch die Burgunder über Passau ins Hunnenland ziehen.

Nachdem das Nibelungenlied im 19. Jahrhundert den Status eines Nationalepos erlangt hatte, wurde es in der Zeit des Nationalsozialismus instrumentalisiert. In jedem Fall haben die Nibelungen sowohl Passau als auch Niederbayern deutlich geprägt – wo überall ihre Spuren zu finden sind, ist hier aufgelistet.

Siehe auch

Literatur

Weiterführende Publikationen

  • Max Heuwieser: Passau und das Nibelungenlied. In: Zeitschrift für Bayerische Landesgeschichte, 14. Band (1. Heft), 1934
  • Wilhelm Störmer: Die Herkunft Bischof Pilgrims von Passau und die Nibelungen-Überlieferung. In: Ostbairische Grenzmarken XVI, Passau 1974 (S. 62-67)
  • Paul Praxl: „Die soumer wol geladen.“ Mittelalterlicher Saumtransport und Nibelungenlied. In: Ostbairische Grenzmarken XLI, Passau 1999 (S. 69-74)

Weblinks