Ortenburger Bibeln

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Bei der Reformationsausstellung war der erste Band als Leihgabe erstmals seit 1987 wieder in Ortenburg. (v.l.) Dr. Matthias Miller, Pfarrerin Sabine Hofer, Botho Graf zu Ortenburg und Dr. Heinrich Bedford-Strohm betrachteten die Zimelie auf ihrem Rundgang. (Foto: Scholz)

Bei den Ortenburger Bibeln handelt es sich um eine besonders prunkvolle zweibändeige Ausgabe des Alten und des Neuen Testaments mit dem Originaltitel Bjblia Das ist die gantze heilige Schrifft Deudsch. Diese Zimelie befindet sich heute im Deutschen Historischen Museum in Berlin.

Inhalt

Es handelt sich hierbei um die Bibelübersetzung Martin Luthers. Dr. Matthias Miller vom Deutschen Historischen Museum in Berlin bezeichnet diese Bibeln als ersten Raubdruck der Lutherbibel. Die beiden Bände wurden von Heinrich Steiner im Jahre 1535 in limitierter Auflage gedruckt wurde. Diese Fassung besteht aus zwei reich verzierten Büchern, die nur für großzügige Gönner und Adelige vorbehalten war. Die beiden Bände haben 1370 Pergamentblätter. Dafür waren 90 bis 120 Schafhäute notwendig. Sie sind mit 70 teils ganzseitigen Holzschnitten und etwa 100 Initialen verziert, zudem mit 300 kolorierten Initialen versehen. Der Druck der beiden Bücher wurde dabei von Hand gesetzt. Von den Steiner-Bibeln sind heute nur mehr 15 1/2 Bände bekannt, zwei davon sind die Ortenburger Bibeln in Berlin. Die anderen befinden sich unter anderem in Stuttgart, in Wolfenbüttel und im Vatikan.

Die Bibeln kamen wahrscheinlich als Mitgift an Graf Joachims durch seine Eheschließung 1549 mit seiner erste Frau Ursula Gräfin von Fugger. Spätestens im Jahre 1561 befinden sie sich gesichert im Besitz Graf Joachims.

Die Bibeln enthalten Besitzeintragungen Graf Joachims und Graf Friedrich Casimirs. Zudem finden sich in den Bibeln persönliche Eintragungen von beiden. Zusätzlich ließ Graf Joachim auf einigen leeren Seiten Briefe der Reformatoren Martin Luther, Philipp Melanchthon und Erasmus von Rotterdam eintragen. Einige davon galten bis zur Erwerbung der Bücher in den 1990er Jahren als verschollen. Die zweibändige Bibel ist damit ein einzigartiges Kulturgut.

Nach dem Tod Joachims im Jahre 1600 wurden die beiden Bibeln im Hause Ortenburg getrennt. Eine kam an Joachims Adoptivsohn den Calvinisten Friedrich Casimir. Dieser machte im Buch Genesis als bekennender Anhänger der reformierten Kirche die Gottesdarstellungen unkenntlich.

Bis ins Jahr 1986 blieben die beiden Bücher seither getrennt. Der erste Band verlieb bis 1986 im Hause Ortenburg. Wann die zweite Bibel aus dem Hause Ortenburg an die Öffentlichkeit oder in Privatbesitz gelangte, ist unbekannt. Erst in besagtem Jahr wurden beide von dem damals in Rotthalmünster ansässigen Antiquariat Heribert Tenschert beide erworben und gemeinsam für 1,2 Millionen DM zum Verkauf angeboten. 1987 wurden sie auf Initiative von Friedrich Gebeßler gemeinsam auf Schloss Ortenburg der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Gemeinde Ortenburg versuchte sie mit Hilfe des Freistaates Bayern zu erwerben. Allerdings waren die finanziellen Mittel begrenzt, und der Freistaat bzw. die Bayerische Staatsbibliothek zeigte wenig Interesse, die Bibeln zu erwerben. Tenschert wandte sich daraufhin an das Deutsche Historische Museum. Mithilfe der Norddeutschen Klassenlotterie konnte das Museum die beiden Bände erwerben. Seither befinden sie sich in Berlin in der Dauerausstellung des Museums über die Reformation in Deutschland. Inzwischen haben 2,6 Millionen Menschen die beiden Bibeln besichtigt.

Vom 17. Oktober bis 3. November 2013 befand sich der erste Band dieser Zimelie, im Rahmen des 450. Reformationsjubiläums, wieder in Ortenburg. Sie konnte in der Reformationsausstellung im Kantorhaus besichtigt werden.

Siehe auch

Literatur


450 Jahre Reformation in Ortenburg

Ausstellung (Begleitbroschüre) – ThemenwegRegionaler KirchentagBibel-ProjektBegleitbuchÖsterreichische ParallelausstellungBjblia Das ist die gantze heilige Schrifft DeudschDas Newe Testament