Passau PArockt!

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Panoramaansicht des dreitägigen, historischen Marktes auf dem Domplatz.

Passau PArockt! war ein dreitägiges Passauer Barockfest im Rahmen der Jubiläumsfeierlichkeiten „350 Jahre Barockstadt Passau“, deren Höhepunkt es außerdem darstellte. Es fand vom 31. August bis zum 2. September 2012 statt. Da schon bereits in der Zeit des Barocks viele, prachtvolle Feste veranstaltet worden waren, sollte diese historische Tradition beim Barockfest wieder zum Leben erweckt werden.

Schirmherren waren Bischof Wilhelm Schraml und Oberbürgermeister Jürgen Dupper.

Programmübersicht

Fechtaufführung am Freitag am Domplatz.
Nicht nur Darsteller und Vereinsangehörige, sondern auch zahlreiche Bürger und Besucher waren kostümiert.

Das Barockfest wurde am 31. August um 16 Uhr auf dem Domplatz mit Kanonendonner und dem Barockquartett Elfenklang aus Wien eröffnent. In den nächsten drei Tagen wurde das Spektakel begleitet von vielen Einzelaktionen. Unter anderem fand am Freitag ein großes Mitternachtsshopping in der Innenstadt bis 24 Uhr statt. Am Samstag gab es um 22.30 Uhr ein großes Klang-Feuerwerk und am Sonntag fand ab 14 Uhr der historische Festumzug in den Gassen der Innnenstadt statt. Dabei gab es einiges zu sehen: Reiter, Fahnenschwinger, Tänzerinnen, Gaukler, Kräuterweiber, Bürgergruppen und viele Kutschen, etwa auch mit einem Brautpaar aus Büchlberg, das sich am 2. September im Großen Rathaussaal trauen ließ.

Am Domplatz, Ludwigsplatz und in der Fußgängerzone fand ein historischer Markt statt, auf dem Gewandmacher, Steinmetze, Töpfer, Wäscher, Wahrsager, Krämer, Porträmaler und Korbflechter authentische Waren anboten. In der Ludwigstraße, in der Bahnhofstraße und in der Dr.-Hans-Kapfinger-Straße konnte man sich im Lebkuchen-Verzieren, Porzelanmalen, Buchbinden und Korbflechten versuchen. Für Philatelisten war am Freitag ein deutsches und österreichisches Sonderpostamt in der Dr.-Hans-Kapfinger-Straße eingerichtet, das ganze Wochenende boten die Briefmarkensammler auch einen extra für das Barockfest erstellten Sonderstempel an.

Auf dem Domplatz, dem Residenzplatz und in der Ludwigstraße fanden stündlich wechselnde Aufführungen statt. Am Rathausplatz gab es Wein und Musik aus der Partnerstadt Krems an der Donau, während die Künstler der mit barocken Luftinstallationen geschmückten Höllgasse im Rahmen von Kunstaktionen der Frage „Goldene Zeiten?“ nachgingen. Besondere Einblicke in die Barockzeit gewährten die Musketiere des Bayerischen Churfürsten und des Tilly-Leibregiments, die im Klostergarten authentisches Lagerleben präsentierten. Dazu gehörte auch ein Badhaus mit Taverne: In großen Holzzubern konnten hier bis zu acht Personen gemeinsam baden. Um das im Gegensatz zu barocken Zeiten hygienischer zu gestalten, wurde vor dem Bad geduscht. Am Residenzplatz gab es ein extra Programm für Kinder. Dort konnten die kleinen Barockfreunde ihre Runden im Handkurbelriesenrad drehen, den Kletterdrachen besteigen, die Geschicklichkeit bei der Kreiseley beweisen oder das Glück beim Mäuseroulette herausfordern. Handwerker bemalten Specksteine mit den Kleinen und der AWO-Kinderhort in Neustift sowie die Kindergärten Rittsteig und Hacklberg standen zum Bemalen von Fächern und Basteln von Perlarmbändern bereit.

Im gesamten Festbereich waren Stelzengeher, Gaukler, Narren und flanierende Herrschaften unterwegs. Aus der Passauer Partnerstadt Montecchio Maggiore kam eine Abordnung Fahnen schwingender Trommler, aus Veszprém vierzig Gäste des Deutsch-Ungarischen Freundeskreises. Auf dessen Vermittlung zeigten auch einige ungarische Künstler ihre Waren auf dem Handwerkermarkt.

Kleidung

Ausdrücklich beim Barockfest gewünscht war eine authentische Kleidung – nicht nur bei den Mitwirkenden, sondern auch bei den Besuchern. Dazu stand in der Donau Passage gegen Gebühr ein Kostümverleih mit Verleihern aus ganz Bayern (unter anderem aus Nürnberg und Straubing) zur Verfügung. Hier konnten sich die Damen entweder für die Kleider der Adeligen oder der Mägde, Dienerinnen und Bäuerinnen entscheiden. Die Herren konnten sich als Adlige, Knechte, Bauern, Soldaten oder Knappen verkleiden. Der Ansturm auf den Kostümverleih war laut den Veranstaltern überraschend groß.

Höhepunkte

Das Feuerwerk über der Innstadt am Samstagabend.
Die Barockhochzeit im Großen Rathaussaal.
Der große Festumzug durch die Altstadt am Sonntag.

Beginn und Eröffnung

Unter wettertechnisch nicht gerade optimalen Bedingungen begann das Barockfest am Freitag um 16 Uhr mit rund 20 Kanonenschläge am Rathausplatz und von der Veste Oberhaus. „Wenn wir vor 350 Jahren solche Zustände gehabt hätten, würden wir wohl heute nicht da stehen. Da hätte wohl kein Stadtbrand eine Chance gehabt“, sagte Stadtrat und Prähistoriker Matthias Koopmann angesichts des strömenden Regens bei der inoffiziellen Eröffnung. Die Hunderten von Mitwirkenden ließen sich bei starkem Dauerregen aber ebenso nicht von der Begeisterung abhalten wie die Besucher und Kunden, die am Rande des großen Mitternachts-Shoppings auch spätabends Stände sowie Veranstaltungen auf drei in der Stadt verteilten größeren Bühnen ansteuerten.

Die offizielle Eröffnung des Barockfests fand dann am Samstag vor etwa 200 Besuchern auf dem Domplatz statt. Hohes Lob für das Barockfest, seine Macher und Mitwirkenden gab es dabei von den beiden Schirmherren Bischof Wilhelm Schraml und OB Jürgen Dupper. „Souveränen Stolz“ dürften die Passauer haben, so Schraml. Er zog einen Bogen von der Zeit, als die Passauer sich nach dem Stadtbrand von 1662 nicht in den Trümmern vergraben hätten, bis zum jetzigen Fest und erkannte einen „Auftrag unserer Vorfahren“, die ihrer Lebensfreude, ihrem Lebensmut und ihrem Glauben Ausdruck verliehen hätten. „Passaus Wiedergeburt vor 350 Jahren“ gelte es zu feiern, bestätigte der Dupper. Der Bischof als der eine Schirmherr sei für den schönen Teil des Wetters verantwortlich, er selbst für den schlechten, scherzte der Oberbürgermeister. Tatsächlich galt dann im Verlauf des Fests aber von Tag zu Tag stärker, was über der Bühne am Domplatz stand: „Sol omnibus lucet – die Sonne leuchtet allen.“

Feuerwerk/Barock am Fluss

Das große barocke Klang-Feuerwerk fand am Samstagabend um 22.30 Uhr statt. Es wurde vom Hammerberg aus gezündet werden soll. Ein besonderes Erlebnis dazu versprach auch die Feuerwerksfahrt „Barock am Fluss“ der Donauschifffahrt Wurm + Köck: Direkt vom Schiff aus konnte das Klang-Feuerwerk bestaunt werden.

Barockhochzeit

In Anlehnung an die Passauer Kaiserhochzeit vor 336 Jahren fand auch im Rahmen des Barockfests eine echte Hochzeit statt: Am 2. September um 11.30 Uhr traten Michaela Weißenböck und Max Wagner aus Büchlberg im Großen Rathaussaal vor den Standesbeamten. Als Hintergrund diente das Bild der historischen Passauer Kaiserhochzeit. Im Anschluss hatten alle Besucher auf dem Rathausplatz die Gelegenheit, dem Paar zuzujubeln und zu gratulieren. Das Paar war bereits am Freitag bei der Eröffnung auf dem Domplatz dabei. Anschließend wurde für die beiden und ihre Hochzeitsgäste auf dem Residenzplatz eine Festtafel ausgerichtet. Nachdem sie am Samstag über das gesamte Festgelände flanierten, nahmen die frisch Vermählten nahmen am Sonntag dann auch am großen Festumzug teil: Als krönender Abschluss der Festgesellschaft fuhren die beiden am Ende des Zuges mit einer Kutsche, die von sechs Lipizzanern gezogen wird.

Festumzug

Selbst der Himmel war blau-weiß-barock, als am Sonntag um 14 Uhr der große historische Festumzug den Höhepunkt am dritten Tag des Barockfests markierte. Am Klostergarten setzte sich der Zug mit rund 400 Teilnehmern, allesamt in opulente barocke Gewänder gekleidet, in Bewegung. Spielmannszüge aus Oberviechtach und Schwarzach ließen die Fanfaren genauso lautstark erklingen wie das Freie Fanfarenkorps aus Straubing.

Die etwa 45-minütige Route führte den Zug über die Dr.-Hans-Kapfinger-Straße, Ludwigsplatz und -straße, über den Heuwinkel, Rindermarkt und Steinweg zum Domplatz. Vorbei ging es an etwa 15.000 Schaulustigen, die die Straßenränder säumten und mit Beifall nicht sparten. Neben dem frischvermählten Paar Michaela und Max Wagner waren auch Bischof Wilhelm Schraml und Markus von Habsburg-Lothringen, ein Nachfahre von Kaiser Leopold I., dabei. Oberbürgermeister Jürgen Dupper hatte krankheitsbedingt absagen müssen.

Bilanz

Das dreitägige Spektakel hat nicht wenige zufriedene oder gar begeisterte Besucher und Teilnehmer hinterlassen. Trotz des schlechten Wetters am Freitag zogen auch die Veranstalter ein durchweg positives Fazit nach dem Barockfest, das an den drei Tagen insgesamt knapp 70.000 Besucher anzog. Den Fest-Etat von 100.000 Euro, der von der Stadt (50.000 Euro) und Sponsoren kommt, habe man ebenfalls nicht überzogen. „Nach den beiden guten Festtagen Samstag und Sonntag können wir beruhigt durchschnaufen“, so Tausch gestern mit Blick auf Unwetter-Warnungen und Hochwasser-Prognosen noch einen Tag vor dem Feststart. „Dann hätten wir wohl absagen müssen“, sagte Mitorganisatorin Christa Tausch und erwähnt die fürs Fest gesperrten Altstadtstraßen, die dann umgeleiteten Hochwasser-Verkehr vom Anger hätten aufnehmen müssen. Das positive Feedback vieler Gäste und die im Rahmen des aufwendigen Fests gewonnenen Erfahrungen und Kontakte ließen die Stadtmarketing-Leiterin schon mal von einem „Passauer Barockfest“ im Drei- oder Vierjahres-Rhythmus – ähnlich der Landshuter Hochzeit – träumen.

Das Ganze könnte durchaus öfters stattfinden, meinten auch viele beteiligte Stadträte, denen vor allem beim großen Festumzug die Begeisterung der am Straßenrand stehenden Besucher live entgegenschlug. Als erster namhafter Lokalpolitiker hat sich Bürgermeister Urban Mangold bereits zwei Tage nach dem Fest offen für eine Wiederholung des Barockfests ausgesprochen. „Das Barockfest darf nicht nur alle 50 oder 350 Jahre stattfinden. Die Begeisterung der Bürger und Mitwirkenden spricht für eine Wiederholung alle drei oder vier Jahre.“

Am 19. September 2012 fand die Abschlussbesprechung zum Barockfest statt. 15 von 18 Mitgliedern der Arbeitsgruppe Barock sprachen sich ebenfalls für eine Wiederholung in dem von Urban Mangold und dem Stadtmarketing festgelegten Zeitraum aus. Unterstützung fanden sie bei Stadtrat Armin Dickl; seiner Meinung nach soll bis zur nächsten Veranstaltung das Ambiente verbessert und die Veste Oberhaus in Zukunft mit einbezogen werden.

Weitere Bilder

Siehe auch

Literatur

Weblinks