Passauerische Ordinaeri-Zeitung

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Das Titelblatt der Passauerischen Ordinaeri-Zeitung Nummer XXII, rechts von einem Postreiter geziert.

Die Passauerische Ordinaeri-Zeitung aus dem Jahr 1689 ist die älteste bis dato bekannte Passauer Zeitung. 74 Ausgaben der kleinformatigen Nachrichtenbörse vom 17. März 1689 bis 25. Dezember 1689 befinden sich im Besitz der Staatlichen Bibliothek Passau.

Hintergrund

Namensgebung

Der Titel „Ordinaeri“ steht für regelmäßig und sagte dem Käufer beziehungsweise dem Leser, dass diese Zeitung regelmäßig erscheint. Der Begriff kommt aus dem Postbereich. Wenn eine Strecke mit einem Ordinarposten bedient wurde, hieß das: Die Post kommt regelmäßig.

Eine Postlinie von Frankfurt über Passau nach Wien und zurück bestand seit 1623. Man weiß, dass diese Postillione auch Zeitungen und Nachrichten transportierten.

Format

Ein Postreiter ziert als Vignette auch das Titelblatt der Passauerischen Ordinaeri-Zeitung, die zweimal wöchentlich im Quartformat (Bogengröße 20 mal 29 Zentimeter) erschien und aus einem gefalteten Blatt (vier Nachrichtenseiten) bestand. Gedruckt wurde die Zeitung beim Buchdrucker Georg Höller in Passau.

Inhalte

Die Zeitung bestand zum größten Teil aus „Weltnachrichten“, die aus der „Wiener Zeitung“ genommen wurden, mit einem „Lokalteil“. In der Pagina des Blattes ist zu lesen „Von verschiedenen Orten“. Weil im 17. Jahrhundert die mündliche Tradierung noch deutlich im Vordergrund stand – des Lesens waren nur wenige mächtig – gibt es nur fünfmal konkrete Hinweise auf Passau. Es waren hauptsächlich Handelsreisende, Gesandte und der Bischöfliche Hof, der lesen konnte und sich die Zeitung kaufte, weshalb Nachrichten von außen wichtiger waren als die lokalen Begebenheiten. Eine umfangreiche lokale Berichterstattung kam erst mit dem Erstarken des Bürgertums im 19. Jahrhundert auf.

Blättert man in den alten Drucksachen, so kann man beispielsweise lesen, dass am 17. August „Ihro Hochfürstliche Genaden“ (gemeint ist Johann Philipp Graf von Lamberg, der am 24. Mai 1689 zum Bischof von Passau ernannt worden ist) nach dem Hochamt und in Begleitung vom Domkapitel und von vielen Kavalieren seine Regierung angetreten und Gelübde angenommen hat. Außerdem ist die Gesellschaft „herzlich tractiert“ worden, was bedeutet, es gab viel Speis und Trank und dann noch „exquisite Music“.

Eine andere Nachricht vom 31. Oktober 1689 erzählt, wie in Passau eine gewonnene Schlacht in Ungarn (vermutlich im Rahmen der Türkenabwehr) gefeiert wurde – mit der Bürgerschaft, die nach dem Hochamt mit Musketen und Gewehren „vil Freuden-Schuß“ auf Oberhaus abgab. Von Tafelhalten ist weiter die Rede und von einem Feuerwerk auf einer Insel in der Donau, das wegen des Regens auf „bequemere Zeiten“ verschoben werden muss.

Wiederentdeckung

Der Öffentlichkeit unbekannt, befand sich die Zeitung lange Zeit in Besitz des Privatsammlers Hans-Ulrich Nieter, der als Spezialist für Zeitungsgeschichte gilt: In seinem „Europäischen Zeitungsmuseum“ hat er Original-Ausgaben aus allen Jahrhunderten zusammengetragen. Als er 2012 altersbedingt Teile dieser Sammlung auflöste, wollte er die Blätter zunächst einzeln auf Auktionen verkaufen. Nach einer Recherche im Internet ist er auf die Staatliche Bibliothek in Passau gestoßen und hat ihr das Konvolut von 74 Ausgaben angeboten. Dort erkannte man schnell den Wert der Zeitung für Passaus Geschichte und erwarb das Konvolut für 4.000 Euro – also für rund 54 Euro pro Blatt. Der Ankauf wurde aus dem Etat von 30.000 Euro getätigt, den die Bibliothek zur Ergänzung ihres Altbestandes jährlich zur Verfügung hat.

Bisher dahin hatte das Passauer Intelligenzblatt von 1785 als älteste Zeitung der Dreiflüssestadt gegolten. Von der Existenz der Passauerischen Ordinaeri-Zeitung hat man jedoch schon lange vor ihrer Wiederentdeckung geahnt. So hat etwa der Verlag des Vereins für Ostbairische Heimatforschung im Jahr 1986 die Magister-Arbeit von Thomas Heller zum Thema „Untersuchungen zur Passauer Pressegeschichte“, die den Zeitraum des hiesigen Zeitungswesens von 1785 bis 1890 umfasst, herausgegeben. Dort ist zu lesen, dass der „Hofbuchdrucker“ Georg Höller bereits 1664 an das Passauer Domkapitel die Bitte richtete, die „Wiener Zeitung“ nachdrucken zu dürfen. Ob er allerdings die Genehmigung dafür bekam, war bis heute ungewiss, da kein einziges Exemplar der Zeitung auftauchte. Nach der Wiederentdeckung steht fest, dass sie im Jahr 1689 gedruckt wurde. Auch ist nicht ausgeschlossen, dass es sie schon früher gab – dafür liegt aber kein Beweis vor.

Literatur