Passavia Druckservice
Die Passavia Druckservice ist eine 1888 gegründete Druckerei in Passau. Sie gehört der Euro-Druckservice.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Am 2. Mai 1888 wurde die Aktiengesellschaft Passavia für Buchdruckerei und Immobilien mit einem Stammkapital von 100.000 Mark von sechs angesehenen Passauer Bürgern und zwei Priestern gegründet. Es waren dies der Buchhändler Max Coppenrath, der Lebzelter Franz Xaver Straßer, der Weinhändler Joseph Pinsker, der Hausbesitzer Georg Pilstl, der Buchdrucker Ignaz Käufel, der Optiker Peter Schmidt und die beiden Domvikare Franz Seraph Pichler und Joseph Frischhut. Zwei Tage später verschafften 35 weitere Mitglieder der Aktiengesellschaft ausreichend Geldmittel für den Kauf der alten Hofbuchdruckerei am Steinweg. Käufel brachte seine Druckerei ein und das Verlagsrecht für die Niederbayerische Volkszeitung, die aber 1890 eingestellt wurde, als es gelang, die Donau-Zeitung zu übernehmen. Bis zu deren Zwangsveräußerung im Jahr 1935 an den NSDAP-Verlag der Rheinischen Verlagsgesellschaft in Köln wurde Zeitungsgeschichte geschrieben: Schon 1889 installierte die Passavia Bogendruckmaschine und Zylinderpresse sowie 1897 die erste Rotationsmaschine in Niederbayern. 1904 kamen ein zweites Dampflokmobil als Energieerzeuger und die modernste Zwillingsrotationsmaschine sowie noch vor dem Ersten Weltkrieg eine erste Setzmaschine hinzu. Dabei war der Konkurrenzdruck besonders in den Anfagsjahren groß: 1894 war in Passauer Zeitungsberichten von „harter Konkurrenz und ständigem Kampf“ in der Branche zu lesen und im Jahr 1900, als Passau nur 18.000 Einwohner hatte, buhlten ganze zwölf Druckereien um Kunden.
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde 1924 in eine Lizenz für das neue Radio investiert. Eine dritte Rotationsmaschine wurde angeschafft, bevor 1935 die Übernahme der Zeitung durch die Nationalsozialisten kam. Doch schon 1936 gelang es, das Passauer Bistumsblatt ins Leben zu rufen, wodurch die Passavia erneut eine Zeitung drucken konnte. Ab 1936 war Karl Maier Direktor der Druckerei. 1943 mussten alle Schriften und Bleivorräte abgeliefert werden, doch dank der Anschaffung einer neuen Druckmaschine konnten Lebensmittelkarten und Vierfarbendrucke gemacht werden.
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs gelang der Neuanfang – nicht zuletzt durch den Lohndruckauftrag der Passauer Neuen Presse (PNP). Bis 1952 wurde die PNP gedruckt. Heimatvertriebene Drucker aus dem Böhmerwald und dem Sudetengebiet begründeten den guten Ruf der Passavia in den Jahren des Wiederaufbaus. Waren es 1946 noch 88 Beschäftigte, arbeiteten 1949 bereits 200 und 1956 dann 207 Personen bei der Passavia, darunter 79 Flüchtlinge und Vertriebene. Uber die anfängliche Beteiligung zweier Priester wurde das Bistum Passau zum Eigentümer.
1959 kamen die Offsetmaschinen zum Flachdruck dazu. 1963 erfolgte der Umzug vom Steinweg in den Neubau im Stadtteil Auerbach mit großvolumigen Bürobauten und Produktionsstätten. Dort wurde vom Filmsatz umgestellt auf chemophysikalische Verfahren, und die Elektronik hielt ihren Einzug. Viele Lithographien von Alfred Kubin wurden bei der Passavia hergestellt, auch das im Insel-Verlag erschienene Werk von Hans Carossa wurde bei der Passavia gedruckt. 150 Werke erhielten Aufnahme in den Kreis der alljährlich ausgezeichneten „50 schönsten Bücher“. Viele Jahre leitete Martin Teschendorff die Passavia.
In den 1990er Jahren wurde unter den Bedingungen eines großen Konkurrenzkampfs die Bedeutung des Digitaldrucks nicht rechtzeitig erkannt. Noch 1996 ging das Unternehmen nach Hutthurm, doch schon 1997 verkaufte es die Diözese Passau an die Euro-Druckservice. 1998 vereinten sich Passavia Druckerei und die Neue Presse Druckservice, die beide als Akzidenzdruckereien zur EDS-Group gehörten, im Passauer Gewerbegebiet Sperrwies zum Passavia Druckservice. 2009 wurde auch die 2002 von der EDS gegründete Euro-Digital in den Passavia Druckservice integriert. Seit 2012 führt der gebürtige Stuttgarter Dominik Metzler das Unternehmen. Am 15. November 2013 wurde mit Kunden aus ganz Deutschland, Mitarbeitern, Lieferanten und Wegbegleitern das 125-jährige Bestehen gefeiert. Der Passauer Oberbürgermeister Jürgen Dupper würdigte das Unternehmen als bedeutenden Arbeitgeber mit internationaler Ausrichtung.
Anstelle der Werke von Goethe, Hebbel, Carl Jacob Burckhard, der griechischen Klassiker oder der Büchergilde Gutenberg werden heute (2013) großformatige Bildbände aus dem Kunst- und Fotografiebereich gedruckt. Dazu gehören zeitgenössische Werke von Annie Leibovitz, Michael Martin, Sebastiao Salgado und Humberto da Silveira, die im Regal neben Kunstbänden über Gustav Klimt oder Wassily Kandinsky stehen, aber auch ein mit kunstvollen Ornamenten versehener Koran für den König von Marokko.
Ein Drittel ihres Umsatzes macht die Passavia mit solchen hochwertigen Produkten. Ein weiteres Drittel sind Industriekataloge aufgrund der bereits 1946 begonnenen Zusammenarbeit mit Siemens. Ein weiteres Drittel sind Vorstufenleistungen, zum Beispiel für die BMW-Mitarbeiterzeitung, Akzidenzien und Zeitschriften.
Galerie
Kontakt
Passavia Druckservice GmbH & Co. KG
Medienstraße 5b
94036 Passau
Telefon: +49 851 966180-0
Telefax: +49 851 966180-680
E-Mail: info@passavia.de
Internet: www.passavia.de
Literatur
- Stefan Rammer: Von Hans Carossa zu Annie Leibovitz. In: Passauer Neue Presse vom 7. November 2013 (S. 3)
- Wolfgang Lampelsdorfer: Druckvoll in die Zukunft: Passavia feiert Geburtstag. In: Passauer Neue Presse vom 16. November 2013 (S. 16)