Paul Freiherr Wolff von Todenwarth

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Paul Freiherr Wolff von Todenwarth.

Paul Freiherr Wolff von Todenwarth (* 5. Oktober 1876 in Todenwarth, Thüringen; † 1. August 1965 in Schneideraich, damals Gemeinde Raitenhart, heute zu Altötting) war ein deutscher Reiteroffizier und Geheimagent im Ersten Weltkrieg.

Leben und Wirken

Während des Ersten Weltkrieges war der Kavallerie-Leutnant Ende 1914 während einer Patrouille in russische Hände geraten und nach Sibirien gebracht worden. Im Frühjahr 1915 gelang ihm die Flucht. Monatelang kämpfte er sich entlang der transsibirischen Eisenbahn bis ins neutrale China durch. Dort besorgte er sich mit Hilfe der deutschen Botschaft ein Bahnticket und fuhr dann wagemutig ausgerechnet auf der transsibirischen Strecke, direkt am einstigen Gefängnisort vorbei, heim ins Reich.

Nach seiner Heimkehr drohte die Militärkarriere Todenwarths ins Stocken zu geraten. Zwar wurde er noch zum Oberleutnant befördert, angesichts der technischen Aufrüstung aber und der im Stellungskrieg festgefahrenen Westfront wusste man nicht so recht wohin mit dem Reiteroffizier. Das änderte sich, als der Militärgeheimdienst auf den knapp Vierzigjährigen aufmerksam wurde. Wer aus der Gefangenschaft entkommt und sich durch Russland schlägt, mit dem kann man etwas anfangen, dachten sich die Verantwortlichen damals wohl. Kurzerhand wurde Todenwarth für ein Projekt akquiriert, das den Heiligen Krieg über die gegnerischen Kolonialmächte bringen sollte.

Die Idee dazu hatte Max von Oppenheim, ein Orientforscher und Sprössling der Bankendynastie Sal. Oppenheim. Mit der von ihm gegründeten „Nachrichtenstelle für den Orient“ wollte Oppenheim für prodeutsche Stimmung unter den Moslems sorgen. Sein Ziel war ein Dschihad gegen die Feinde des Kaiserreichs. Während Oppenheim als deutsches Gegenstück zu Lawrence von Arabien im Nahen Osten unterwegs war, versuchte sich ein Rittmeister aus der Mannesmann-Familie am damals unter italienischer Herrschaft stehenden Libyen. Seine Bemühungen, die strenggläubige Senussi-Bruderschaft zum Sieg gegen die Besatzer zu führen, waren von wenig Erfolg gekrönt. 1916 wurde er ermordet, wohl von den eigenen Leuten.

An seiner Stelle wurde Anfang 1916 Paul Wolff von Todenwarth in Bewegung gesetzt. Per U-Boot ging es nach Libyen, mit an Bord waren Waffen, Geschenke und – der wichtigste Punkt der Mission – eine Funkstation. Mit ihr sollte endlich eine moderne Verbindung zwischen den Rebellen und dem Kaiserreich hergestellt werden. Das Unternehmen glückte, die Funkstation lieferte wichtige Erkenntnisse für den Seekrieg im Mittelmeer. Und weil Todenwarth gegenüber den Senussen und deren Verbindungsmännern im osmanischen Reich geschickter agierte als sein Vorgänger, heimste er nicht nur hohe türkische Orden für sich ein, er brachte auch die frustrierte Schar wieder auf prodeutsche Linie.

Todenwarth hielt bis Kriegsende 1918 aus, bekam sogar noch die Einladung, künftig bei der Senussi-Bruderschaft zu leben und weiter gegen die Italiener zu kämpfen. Im Frühjahr 1919 aber ergab sich der Baron freiwillig. Wieder kam er in Gefangenschaft, dieses Mal war eine Flucht nicht nötig. 1920 durfte er heim. In Deutschland hielt sich Todenwarth nicht lange auf. Er siedelte nach Norwegen über, heiratete am 14. November 1921 in Oslo die Einheimische Signe Svanoe und bekam mit ihr 1922 einen Sohn, Richard Frithjof Suliman. Im März 1923, das Kind war gerade ein paar Monate alt, zog die Familie nach Altötting. Dort ließen sich Todenwarth und seine Frau als Bauern nieder. Dieser Umzug gibt bis heute Rätsel auf, hatten die Todenwarths doch keinerlei Bezug zur Region. Die Ehe zerbrach später und wurde 1927 geschieden. Der Sohn fiel im Zweiten Weltkrieg. Todenwarth heiratete 1931 in Neuötting Elisabeth Besser. Er starb 1965, mit 89 Jahren. Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem Dorffriedhof. Die Grabplatte wird bis heute aufbewahrt.

Literatur