Paul Friedl

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Ab 1927 wirkte Paul Friedl im Rundfunk an der Deutschen Stunde in Bayern mit. Später wurde er Zeitungsredakteur, zuerst in Cham, später dann in Zwiesel. (Repro: Haller)
Paul Friedls Geburtshaus in Pronfelden
Paul Friedls Grab auf dem Zwieseler Friedhof

Paul Friedl, genannt „Baumsteftenlenz“, (* 22. Mai 1902 in Pronfelden bei Spiegelau; † 22. Januar 1989 in Zwiesel[1]) war ein niederbayerischer Schriftsteller und Heimatforscher.

Leben und Wirken

Als das siebte von zwölf Kindern eines Sägemeisters zog er mit seinen Eltern und Geschwistern schon 1905 nach Zwiesel. Seine Mutter war nach seiner Aussage weithin als Sängerin bekannt. Als Folge von Masern litt er an Sehschwäche, die erst nach einiger Zeit in der Schule auffiel. So erhielt er seine erste Brille, doch die Schwachsichtigkeit verschlimmerte sich zeitlebens. Nach der Volksschule besuchte er die heute nicht mehr bestehende Fachschule für Holzschnitzerei in Zwiesel und studierte kurzzeitig an der Kunstakademie München. Er war künstlerisch sehr begabt und arbeitete nach dem Ersten Weltkrieg auch zwei Jahre als Holzschnitzer, doch wegen seiner Sehschwäche gab er die Tätigkeit als darstellender Künstler auf.

Bereits als Siebzehnjähriger trat er als Volkssänger auf und verfasste Erzählungen für bayerische Tageszeitungen. In den 1920er Jahren durchwanderte er große Teile Deutschlands und Österreichs und verdiente sich seinen Lebensunterhalt mit Gelegenheitsarbeit und als Musiker. Als Neunzehnjähriger veröffentlichte er seine ersten Gedichte. Ebenfalls 1921 gründete er drei Trachtenvereine und wurde im Alter von zwanzig Jahren am 18. März 1922 Kreisleiter für die Trachtenvereine des Kreises Bayerischer Wald. Zu dieser Zeit erlangte er besonders als Sänger von Schnaderhüpfln eine gewisse Bekanntheit. 1927 wirkte er mit seinen Geschwistern beim Rundfunk an der „Deutschen Stunde aus Bayern“ mit. Später war er langjähriger Mitarbeiter beim Rundfunk und trat wiederholt im Fernsehen auf. 1929 entschied er sich, als freier Schriftsteller zu leben. Als Zeitungsredakteur betätigte er sich zunächst in Cham und übernahm 1942 als Redakteur die Zwieseler Zeitung.

Früh begann er mit dem systematischen Sammeln von mundartlichen Gedichten und Liedern. Es war das erklärte Ziel des „Baumsteftenlenz“, wie er allgemein nach dem Namen seines Geburtshauses genannt wurde, das Volksgut des Bayerischen Waldes zu bewahren und in der Welt bekannt zu machen. Unentwegt sammelte er einheimische Gesangs- und Musikstücke, was schließlich zur Gründung des Volksliedarchives in Zwiesel führte. Auf seine Initiative hin wurde 1939 erstmals der Volkstums-Wanderpreis Zwieseler Fink vergeben, während Friedl selbst in ganz Deutschland als Musiker und Sänger auftrat.

Vor allem aber machte Friedl immer mehr als Schriftsteller auf sich aufmerksam. Sein erster Roman Wendl, der Waldhirte erschien 1936. Alle seine Romane haben einen historischen Kern. Sein Werk umfasst 32 Heimatromane, 23 größere volkskundliche Werke, 12 Theaterstücke und Weihnachtsspiele, zwei Messen und zahlreiche kleinere volkskundliche Aufsätze. Nach und nach gewann er allgemeine öffentliche Anerkennung. Am 22. Mai 1987 feierte er im Museumsdorf Bayerischer Wald mit 1.000 Gästen seinen 85. Geburtstag, und Staatsminister Alfred Dick hielt die Laudatio.

Seit dem Jahr 2000 werden ihm zu Ehren die vom Heimatverein d’Ohetaler gestifteten Baumsteftenlenz-Heimatpreise verliehen. In Zwiesel ist die Baumsteftenlenzstraße nach ihm benannt. Eine Paul-Friedl-Straße gibt es in Ruderting, Aidenbach und Bogen.

Am 10. April 2015 hat die Schauspielerin Cornelia Pollak beim LiteraturFreitag im Museum in Massing aus dem Roman „Die Füchsin von Huschitz“ gelesen. Das Freilichtmuseum Finsterau hat 2019 das Paul Friedl-Haus in Promfelden abgebaut und für einen Wiederaufbau als Literaturhaus Bayerischer Wald-Böhmerwald eingelagert.

Werke (Auswahl)

  • 1936: Wendl, der Waldhirte
  • 1950/51: Der Waldprophet. Ein Waldroman
  • 1952: Der Schmuser
  • 1955: Das Kreuz am Acker
  • 1955: Die Füchsin von Huschitz
  • 1958: Mühlhiasl. Der Waldprophet
  • 1958: Der singende Baum
  • 1962: Birnbaum
  • 1962: Der große Sturm
  • 1962: Versöhnung auf dem Hartlhof
  • 1963: Daheim scheint die Sonne anders
  • 1964: Wer Lügen sät
  • 1965: Das glückliche Ende der Welt
  • 1966: Der Teufel im Glas
  • 1967: Finsing
  • 1967: Veit Ameis
  • 1967: Schwarze Kirschen
  • 1969: Wilder Wald
  • 1970: Die Bahnwärterleut
  • 1970: Das Geheimnis der schönen Magd
  • 1978: Der Pfarrer von Liebfrauenberg
  • 1981: Der Weber vom Gollnerberg
  • 1981: Der Hof am Strom
  • 1985: Und wieder blühte der Wald
  • 1988: Der Blinde von der Hammermühl

Auszeichnungen

Der Roman Veit Ameis brachte ihm die erste öffentliche Auszeichnung mit dem Preis der Deutschen Schillerstiftung. Es folgten der Poetentaler der Münchner Turmschreiber, die Silbermedaille der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, der Bayerische Verdienstorden, das Bundesverdienstkreuz I. Klasse und, jeweils am 22. Mai 1972, die Ehrenbürgerschaft von Zwiesel und St. Oswald. Ebenfalls 1972 erhielt er den Kulturpreis des Bayerischen Wald-Vereins.

Einzelnachweise

  1. Daten laut Paul-Friedl-Ausstellung, siehe Weblinks. Das Buch Berühmte Leute von Fritz Pfaffl, siehe Literatur, gibt dagegen als Geburtsdatum den 20. Mai und als Sterbetag den 21. Januar an

Literatur

Weblinks