Peichterturm (Passau)

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Der Peichterturm in Passau.

Der Peicherturm ist ein wuchtiger Rundturm an der Wehrmauer der früheren Innstadt-Befestigung, nahe des Severinstors am Beiderwiesbach in der Innstadt in Passau. Er wurde in den Jahren 1402/1403 errichtet und 1983 restauriert.

Geschichte

Als Befestigungsanlage

Der Peichterturm war Teil der von 1408 bis 1410 hinzugefügten Innstadt-Befestigung und diente als Batterieturm. Eine wenig rühmliche Rolle bei der Verteidigung der Stadt spielte das benachbarte Severinstor während der Napoleonischen Kriege, das früher auch „Peichtertor“ genannt wurde: Wie aus Unterlagen des Stadtarchivs hervorgeht, drangen hier im Jahr 1809 die Österreicher ein, als das Tor für den Postillon von Schärding geöffnet wurde.

Als Wohnanlage

1955 kaufte Heinrich Moser den 23,95 Meter hohen Turm gemeinsam mit einem benachbarten Wohnhaus aus Privatbesitz. Das Untergeschoss diente damals als Abstellraum für seine Mieter, an eine Renovierung des Turms war nicht zu denken, wie Moser 1973 in einem Zeitungsartikel erklärte: „Ein Ausbau des Turms würde sehr teuer kommen.“ Anders dachte da sein Sohn Horst Moser, als die Wohnung im Elternhaus für eine Familie mit drei Kindern langsam zu eng wurde. Denn obwohl sich der verrümpelte Turm mit dem Baujahr 1403 in schlechtem Zustand befand, hatte er ein bestechendes Argument: den kurzen Weg zur Familien-Gärtnerei am Inn.

Zwei Jahre lang renovierte das Ehepaar Horst und Christa Moser ab 1983 den Turm mit viel Eigenleistung und schuf 220 Quadratmeter Wohnfläche mit Fußbodenheizung, zwei Bädern und einem eigenem Zimmer für jedes der drei Kinder. Auch für die Eisenbahn-Liebe von Horst Moser war auf den fünf Stockwerken des Turms genügend Platz: seine in sechs Jahren angelegte Modelleisenbahn steht in einem eigenen Zwischengeschoss, in der Turmspitze vertonte er nachträglich Super-8-Filme mit Eisenbahnen. Schlecht sieht es hingegen mit Grünfläche aus, denn zum Turm gehören nur Zugangsweg und Terrasse, nicht der schöne Garten im ehemaligen Wassergraben. Zwischen 2009 und 2011 wurde der Turm erneut restauriert.

Namensherkunft

Der Name des Turms wird meist auf das römischen Kastell Boiotro zurückgeführt. Heinz Kellermann dagegen identifizierte 2005 das in mehreren Urkunden des 14. Jahrhunderts erwähnte Pawter-Tor mit dem Innbrucktor, das damals im Norden der Innstadt den Zugang zur Innbrücke kontrollierte. Erst nach dem Bau des Westtores (dem heutigen Severinstor) zwischen 1408 und 1411 verlagerte sich der Name auf dieses und 1414 auch auf dessen soeben erbauten Torturm. Nach dessen Abriss im Jahr 1820 ging dessen Name schließlich auf den südlich davon gelegenen Rundturm über, der seither als Peichterturm bezeichnet wird.

Literatur

  • Michael Petzet: Denkmäler in Bayern. Band 2: Niederbayern. Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, München 1986, ISBN 3-486-52393-7
  • Dorothea Wagner: Küchenkräuter statt Geschütze. In: Passauer Neue Presse vom 11. Mai 2011 (S. 22)
  • Peter Morsbach, Irmhild Heckmann, Christian Later, Jörg-Peter Niemeier: Denkmäler in Bayern, Band II.25 Kreisfreie Stadt Passau. Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 2014, ISBN 978-3-7917-2552-9

Weblinks