Penzkofer-Haus (Viechtach)

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Das Penzkofer-Haus nach 1909. (Foto: Archiv Spitzenberger)
Der Hinterhof mit dem Tor zum Linprunstraße. (Foto: Stadt Viechtach)
Ehemaliger Gemischwarenladen im Haus. (Foto: Archiv Spitzenberger)

Das Penzkofer-Haus ist ein unter Denkmalschutz stehendes Haus in der Linprunstraße in Viechtach. In der Denkmalschutzliste des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege wird es irrtümlicherweise als „Gerichtsschreiberhaus“ bezeichnet. Der genaue Eintrag lautet folgendermaßen: „Linprunstraße 9. Ehem. Gerichtsschreiberhaus, mit Flach-Satteldach, Vorschußgiebel, Korbbogentor und gewölbter Durchfahrt, 1. Hälfte 19. Jh., Ladenfront mit Neubarock-Jugendstil-Dekor.“

Architektur

Durch das straßenseitige große Holztor und die lange und geräumige, von einem Tonnengewölbe überspannte Einfahrt gelangt man in den reizvollen Hinterhof, der vollständig von den Hausmauern, dem Nachbarhaus und einem Hinterhaus umgeben ist. Nur von diesem Hinterhof aus ist der Balkon mit einem schmiedeeisernen Geländer zu sehen. Auch auf dem Treppenabsatz im ersten Stock befindet sich eine schmiedeeiserne Absperrung.

Geschichte

Errichtet wurde dieses Haus wohl bei der Marktgründung im 13. Jahrhundert; im Erdgeschoss noch vorhandene Türbögen im gotischen Stil lassen dies vermuten. Beim großen Brand im Ringviertel 1568 könnte das Haus in Mitleidenschaft gezogen worden sein. Die erste erhaltene Erwähnung datiert auf das Jahr 1717, der damalige Bewohner war ein Strumpfstricker. Zwischen 1730 und 1790 wohnten nacheinander mehrere Marktschreiber hier, das Marktschreiberrecht ruhte auf dem Haus. Seit dieser Zeit ist das Haus nachweislich innen nicht umgebaut worden, auch der letzte Bewohner Alfred Penzkofer war allen Neuerungen abgeneigt.

Der Ladenraum im Erdgeschoss ist wohl vielen Viechtachern noch in lebhafter Erinnerung. Hinter der Fassade mit dem wunderschönen Schaufensterbereich aus getriebenem Blech sowie den Fenstern mit den Seerosen-Blenden schien die Zeit stehen geblieben zu sein. Bis Ende der 1990er Jahre – Alfred Penzkofer starb 2002 – gab es im Ladenraum unter der Gewölbedecke Lebensmittel und Gemischtwaren; ein Bratheringfass, Schnupftabak und Sauerkraut sorgten für einen unverwechselbaren Geruch.

Um 2000 ging das Haus in den Besitz des Viechtacher Immobilienmaklers Willi Ebner über. Vorbesitzer Penzkofer lebt nicht mehr, der Zustand des Hauses hat sich in letzter Zeit merklich verschlechtert. Im Januar 2008 billigte der Stadtrat Viechtach mit nur einer Gegenstimme dessen Antrag auf Abbruch. Im April 2010 erwarb Friederike Wurm das Haus. Die Viechtacher Bauunternehmerin will das marode Gebäude vor dem Abriss bewahren.

Erhaltung als wichtiges Baudenkmal

Plädoyer für die Erhaltung

Schon vor Jahren wäre es eigentlich Aufgabe der Stadt Viechtach gewesen, sich dieses Schmuckstück im Stadtkern zu sichern. Inzwischen ist von der Ladeneinrichtung und auch dem sonstigen Mobiliar nichts mehr übrig geblieben; im oberen Stockwerk klafft ein Loch in der Wand, eine Birke wächst seitlich heraus. In einem Schreiben vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege im Januar 2008 findet sich folgende Stellungnahme: „Das so genannte Penzkoferhaus in Viechtach gehört aus Sicht des Landesamtes zu den wichtigsten Baudenkmälern der Stadt. Baustruktur, Baugeschichte und Überlieferungssituation sind hochinteressant bzw. sie waren es: Leider ist ja zwischenzeitlich fast das gesamte Inventar entfernt worden, mit dem die letzte prägende Zeitphase der 1930er Jahre fast museal konserviert war.“

Im Frühjahr 2008 ging ein von einigen Viechtachern unterzeichnetes Schreiben an die Stadträte. Es enthielt ein Plädoyer für die Erhaltung des Hauses und die Anregung, die Stadt solle es vom derzeitigen Besitzer erwerben und denkmalgerecht sanieren. Der Verkaufswert dürfte sich ja wegen des unbewohnbaren Zustands in Grenzen halten. Außerdem wäre der Abriss des Gebäudes für den gegenwärtigen Besitzer aufwändig und kostspielig. Es wurde an den Stadtrat appelliert, entsprechende Gespräche mit dem Besitzer aufzunehmen sowie eine Machbarkeitsstudie zu beantragen. Bis 2008 geschah nichts dergleichen.

Machbarkeitsstudie

An den Stadtrat wurde erneut schriftlich das Anliegen herangetragen, zumindest eine Machbarkeitsstudie zu beantragen. Diese Studie würde nach Auskunft des Landesamtes für Denkmalpflege insgesamt zirka 14.000 Euro kosten. Davon würden 10.000 Euro vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege übernommen, ein weiterer Betrag zwischen 2.000 und 4.000 Euro vom Landkreis Regen. Von der Stadt Viechtach hätten 1.400 Euro aufgebracht werden müssen. In nichtöffentlicher Sitzung wurde dies vom Stadtrat abgelehnt. Auch der Verein für Kultur- und Heimatpflege e.V. Viechtach war bis jetzt nicht bereit, seinen einstimmigen Beschluss, den Erhalt des Penzkoferhauses zu unterstützen, durch die Zahlung des Restbetrags für die Machbarkeitsstudie umzusetzen.

Eine Machbarkeitsstudie ist deshalb so wichtig, weil dabei das Gebäude in seiner gesamten Substanz durch einen vom Denkmalamt beauftragten Architekten dokumentiert wird. Außerdem würde die Studie einen Finanzierungsplan für eine Sanierung sowie ein Nutzungskonzept beinhalten. Auch, oder gerade, wenn das Haus abgerissen würde, wäre vor allem die Dokumentation des baulichen Bestandes von hohem Wert; zumindest auf dem Papier wären bauhistorisch bedeutende Fakten für die Nachwelt festgehalten.

Privatinitiative

Um ein unmissverständliches Zeichen zu setzen, dass der Tod des Penzkofer-Hauses durchaus nicht im Sinne aller Viechtacher ist, beabsichtigt nun eine spontan gegründete Gruppe, die Machbarkeitsstudie zu beantragen und den anfallenden Restbetrag aus privater Tasche zu bezahlen. Dass der derzeitige verkaufswillige Besitzer das Haus nicht sanieren kann oder will, muss man hinnehmen. In der Verantwortung steht dagegen die Stadt Viechtach; sie soll ja nicht nur das Geld ihrer Bürger verwalten und verbauen, sondern hat wohl auch eine moralische Pflicht zur Wahrung der lokalhistorischen Werte.

Die von dem privaten Kreis Viechtacher Bürgerinnen und Bürger beantragte Machbarkeitsstudie kann man also auf verschiedene Arten lesen: Als Nachruf auf ein lokalgeschichtlich wertvolles Gebäude, dessen angekündigter Tod unmittelbar bevorsteht. Oder als letzten und eindringlichen Aufruf an die Stadt Viechtach, alles zu tun, um das Penzkofer-Haus als „Lesezeichen der Geschichte“ für künftige Generationen zu erhalten.

Aktuelle Entwicklung

Im Juni/Juli 2010 soll mit den ersten Sicherungsmaßnahmen des einsturzgefährdeten Hauses begonnen werden. Mit Stahlträgern sollen die Gewölbe abgestützt werden und sukzessive Stabilität erreicht werden. Eine Plane soll übergangsweise das im Jahr 1728/29 errichtete Dach abdichten, bis der Dachstuhl teilweise erneuert wird. In einem nächsten Schritt soll eine Heizung eingebaut, die Elektroleitungen unter Putz verlegt sowie Fenster und Türen restauriert werden. Wenn alles nach Plan läuft, sollen die Bauarbeiten bis zum Frühjahr 2012 abgeschlossen sein und einer neuen Nutzung zugeführt werden. Möglich ist, dass im Penzkofer-Haus Wohnungen, Büros oder Geschäftsräume entstehen.

Laut Machbarkeitsstudie werden die Kosten für die Sanierung inklusive Planung und Nebenkosten auf rund 800 000 Euro geschätzt, die Kosten für den Erwerb des Hauses nicht eingerechnet. Einen Teil davon wird Besitzerin Friederike Wurm mit Hilfe von Zuschüssen aus dem so genannten Entschädigungsfond des Bayerischen Wissenschaftsministeriums finanzieren. Zudem hat sie beim Landkreis Regen, dem Bezirk Niederbayern und der Bayerischen Landesstiftung Fördergelder beantragt. Ihre Unterstützung hat laut Wurm auch die Stadt Viechtach zugesagt.

Der „Freundeskreis Penzkofer-Haus“ überlegt, mit noch vorhandenen Spendengeldern eine Dokumentation über die Geschichte des Penzkofer-Hauses zu erstellen.

Verzögerung

Der Eigentümer war und ist, ebenso wie die Stadt Viechtach nicht bereit, das Haus denkmalgerecht zu sanieren. Ein ernst zu nehmender Interessent wurde aber gefunden. Er möchte das Haus kaufen und denkmalgerecht sanieren. Vorher wollte er aber die Fördermöglichkeiten des Staates abklären.

Ihm wurde von allen Ebenen der Oberen und Unteren Denkmalschutzbehörde Unterstützung teil. Der Denkmalamts-Referent wurde aus unerklärlichen Gründen abberufen, der für das Penzkofer-Haus zuständig war. Erst nach Monaten wurde die Stelle wieder besetzt. Allerdings war auch die neue Referentin nicht lange im Amt. Im Moment ist aber wieder eine Ansprechpartnerin im Landesamt für Denkmalpflege anzutreffen.

Auf wiederholte Anfrage des "Freundeskreises Penzkoferhaus" wurde signalisiert, dass sich die Behörde der Dringlichkeit der Angelegenheit bewusst ist, die letztendlche Entscheidung über die Förderungsbewilligung aber Aufgabe des Wissenschaftsministeriums ist.

Vermarktung

Laut wiederholter Auskünfte des Landesamts für Denkmalpflege und auch des Landratsamts Regen könnte für die Sanierung des Gebäudes mit einer erheblichen Förderung gerechnet werden. Die Linprunstraße hat ein äußerst reizvolles und malerisches Ambiente, vor allem das Penzkoferhaus mit seinem melancholischen Charme vernachlässigter Schönheit wird des öfteren von Touristen fotografiert. Überhaupt ist ein Stadtkern, in dem lokalhistorische Bauten liebevoll gepflegt werden, eine Attraktion für Touristen.

Das Authentische und Typische eines Wohnhauses des gehobenen Bürgertums mit einem Innenbereich, der nachweislich seit über 300 Jahren nicht umgebaut worden ist, ließe sich hervorragend vermarkten. In die sanierten Räume könnte zum Beispiel ein Künstleratelier oder eine Buchhandlung einziehen; der malerische Innenhof könnte für Veranstaltungs-Kleinode wie Lesungen oder kleine Serenadenkonzerte zugänglich gemacht werden. Die Kosten würden wohl bald durch den „weichen Standortfaktor“ der touristischen Werbung amortisiert werden.

Literatur