Pfahl

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Am Fuße des Großen Pfahls. (Foto: Archiv-Brotzaki)
Der weiß schimmernde Pfahlquarz besteht aus bis zu 98 Prozent Kieselsäure.
Der Pfahl bei der Burgruine Weißenstein

Der Pfahl ist ein ausgedehnter Quarzfelsenzug im Bayerischen Wald. Es handelt sich dabei nicht um den üblichen dunklen Granit, sondern um ein helles weisses Quarzriff. Der Pfahl ist eine geologische Besonderheit im Bayerischen Wald. Er verläuft von Fürholz bei Freyung im unteren Bayerischen Wald bis Schwarzenfeld in der Oberpfalz.

Beschreibung

Eine mit Quarz gefüllte Spalte zwischen zwei Schollen des Grundgebirges verläuft von Nordwesten nach Südosten durch den gesamten Bayerischen Wald, der sogenannte Pfahl. Diese geologische Störungslinie trennt den Bayerischen Wald in zwei fast gleich große Teile, den Vorderen und den Hinteren Bayerischen Wald. Die weißen Quarzfelsen des Pfahls treten besonders beeindruckend im Moosbacher Pfahl, im Großen Pfahl, im Hof-Pfahl und bei der Burgruine Weißenstein zu Tage. Sie gelten als eine der bedeutensten Naturschönheiten in dieser Region.

Entstehung

Der Pfahl ist ein uralter Riss im Grundgebirge des Bayerischen Waldes. Die Urgesteine veränderten sich dabei unter enormem Druck und hohen Temperaturen. Aus grobkörnigen, hellen Gneisen und Graniten entstanden so die feinkörnigen, dunklen Pfahlschiefer. Die Pfahlschiefer-Felsen sind besonders massiv in der Buchberger Leite und am Michelbach in Neureichenau ausgeprägt.

Gegen Ende des Erdaltertums drangen heiße wässrige Quarzlösungen in die Spalten und Hohlräume der Bruchlinie ein und erstarrten zum weißen Quarzgestein. Im Laufe der Jahrmillionen wurde das umliegende weichere Gestein abgetragen und der sehr harte Pfahlquarz freigelegt.

Erforschung

Lange Zeit galt der Pfahl als zusammenhängende Quarzmauer. So schrieb Joseph Waltl in der Zeitschrift Isis: „Der Pfahl ist nach unserer Ansicht nichts anderes, als der höchste Bergrücken oder Kamm eines in der Tiefe sich erstreckenden Quarzgebirges oder eigentlichen und wahren Urgebirges“.[1] Er sei ursprünglich von der Gebirgsmasse ganz eingeschlossen gewesen, bevor der ihn umgebende Granit zerfiel.

In den späten 1950er Jahren untersuchte der Geologe Richard Hofmann von der Bergbaufirma Brunhilde in Hannover-Buschhof den Pfahl auf der Suche nach Uran. In der Tat fanden er und sein Mitarbeiter Bültemann im Gebiet zwischen Altrandsberg und Zandt (Oberpfalz) die Uranmineralien Autunit, Torbernit, Coffinit, Phosphouranylit und Parsonit.

Bei seiner Arbeit erkannte Hofmann auch die Bildung von Scher- und Fiederspalten im Pfahl, die ihn zu einer neuen Deutung des Pfahls veranlassten. Der Pfahl sei nicht ein zusammenhängender Quarzgang, sondern eine Folge von Gängen. Er ist demnach aus lauter kleinen Abschnitten zusammengesetzt, die quer zur Generalrichtung verlaufen. Zwischen diesen Abschnitten gibt es quarzfreie Stellen, an denen die Wasserläufe die Pfahlzone durchqueren können. Auf diesen Erkenntnissen aufbauend kam 1993 der Göttinger Geochemiker Bernhard Peucker-Ehrenbrink wegen der großen Dimensionen der Zerrspalten zum Ergebnis, dass der Pfahl während eines Zeitraums von 280 Millionen Jahren durch heftigste Erdbeben entstand.

Naturschutz

Ab Ende des 19. Jahrhunderts fielen viele malerische Felspartien dem Quarzabbau zum Opfer, denn der harte, tragfähige Quarz war als Straßenschotter sehr begehrt. Der Widerstand gegen den Abbau durch Persönlichkeiten wie Karl Gareis, Siegfried von Vegesack und Georg Priehäußer führte im 20. Jahrhundert dazu, dass die wichtigsten Pfahlpartien unter Naturschutz gestellt wurden und so als landschaftliche Wahrzeichen erhalten blieben.

Pflanzen und Tiere

Die Felsgratbereiche und die südseitigen, lichten Heiden und Wälder sind als Wärmeinseln ein wichtiger Lebensraum für wärme- und trockenheitsliebende Tier- und Pflanzenarten. Wie Bonsaibäumchen wachsen die bis zu zweihundert Jahre alten Pfahlkiefern auf dem nackten Fels, auf der Südseite des Pfahlrückens gedeihen von Natur aus lichte und zwergstrauchartige Eichen-, Birken- und Kiefernwälder. Jahrhundertelang dienten diese mageren Heiden als gemeinschaftliche Weidefläche, wovon bis heute das Vorkommen des verbissresistenten Wacholders zeugt. Auf den felsigen Borstgrasrasen und Zwergstrauchheiden wachsen Heidekraut, Blutwurz, Heidenelke und Pechnelke.

In den Felsspalten übertagen die nachtaktiven Fledermäuse, am Felsenfuß wartet der Ameisenlöwe in seiner kleinen Erdhöhle auf Beute, meist Ameisen und Spinnen. 21 verschiedene Ameisenarten wurden am Pfahl nachgewiesen, darunter auch solche, die eher in trockenwarmen Weinbaugebieten beheimatet sind. Auch Reptilien wie die Zauneidechse und die Schlingnatter kommen hier vor.

Pfahl-Infostelle und -Ausstellung

Die im Jahr 2000 beschlossene und 2001 eröffnete Pfahl-Infostelle befindet sich, genauso wie eine Dauerausstellung über den Pfahl, im Dachgeschoss des Alten Rathauses in Viechtach. Neben einem Vortragsraum ist dort auch Platz für Wechselausstellungen. Der Viechtacher Stadtrat genehmigte im Juli 2008 jährlich 4.500 Euro für in diese Einrichtung.

Der Tourismus ist neben der Wirtschaft das zweite Standbein von Viechtach. Eine zentrale Rolle spielt dabei die Vermarktung des Pfahls.

Die Pfahl-Ausstellung besuchen jährlich rund 4.000 Besucher, Tendenz steigend. Neben der Arbeit mit Schulen werden auch Gästeführungen und Weiterbildungen für Lehrer, Landschaftsführer und Touristiker angeboten. Ziel ist es stets auch, den Erholungswert für Einheimische zu steigern. 2004 wurde der Pfahlsteig eröffnet, der die Innenstadt über das Riedbachtal mit dem Pfahl verbindet. In einer Streuobstwiese wurden 50 alte Obstsorten gepflanzt. Kurz vor der Eröffnung steht im Sommer 2008 der „Erlebnislehrpfad Kulturlandschaft“ mit elf Info-Tafeln. Unterhalb der Quetsch wurden die ehemaligen Absetzweiher optimiert für Erholung, der Bau eines Beobachtungsstands ist für 2008 vorgesehen. Sieben ABM-Kräfte arbeiten für die Instandsetzung der Wege oder erledigen Saat- und Mahdarbeiten, wie zum Beispiel die Pflege der Riedbach- und Reilhangwiesen.

Der gesamte Personal- und Sachaufwand für die Schutzgebietsbetreuung und die Pfahl-Infostelle beträgt pro Jahr 45.000 Euro. Nach einer Kürzung von Zuschussmitteln von 80 auf 70 Prozent sind nur mehr 31.500 Euro durch Fördermittel gedeckt. Deshalb hat man den Antrag gestellt, die Stadt möge ihren Zuschuss von derzeit 2659,60 Euro auf 4500 Euro aufstocken. 9.000 Euro bestreitet der Naturpark aus Eigenmitteln.

Auszeichnungen

2002 erhielt der Pfahl bei Viechtach das Gütesiegel „Bayerns Geotop Nr. 1“, 2006 das Gütesiegel „Nationaler Geotop“. In einem Stern-Artikel über Deutschlands Geotope heißt es, dass der Pfahl so schön gelegen sei, dass sich auch eine weite Anreise lohne. Die Auszeichnung des Pfahls als Nationales Geotop durch die Akademie für Geowissenschaften und Geotechnologie in Hannover wurde 2017 für weitere fünf Jahre verlängert.

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Zitat bei Bernhard Grueber, Adalbert Müller: Der bayrische Wald, 1846 (S. 13)