Philipp Wilhelm Freiherr von Hörnigk

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Philipp Wilhelm von Hörnigk, auch Hornick oder Horneck, (* 23. Januar 1640 in Frankfurt am Main; † 23. Oktober 1714 in Passau) war Historiker und Diplomat sowie Fürstbischöflicher Hofrat in Passau.

Leben und Wirken

Frühe diplomatische Laufbahn

Der Sohn des churmainzischen Hofrats und Medizinprofessors Ludwig von Hörnigk und seiner Ehefrau Maria Elisabeth, geborene de Jacobinis, lebte seit Ende 1650 in Mainz. 1660 begann er das Studium beider Rechte in Ingolstadt, das er mit einer gedruckten Disputationsschrift beendete.

Hörnigk ist seit Dezember 1665 in Wien nachweisbar. Als Sekretär des spanischen Bischofs und Gesandten Christoph de Royas y Spinola verwaltete er ab Ende 1667 über neun Jahre die seinem Herrn als Existenzgrundlage übertragene landesfürstliche Pfarre Hartberg in der Oststeiermark.

1673 sammelte er im Auftrag des Kommerzkollegs in 92 Städten und 16 Märkten ausführliche Gewerbestatistiken zwecks Erhebung der Zahl der Handwerker. 1676 begab er sich mit seinem Schwager J. J. Becher, der als Kommissar die Durchführung eines Reichsediktes gegen die Einfuhr französischer Waren betrieb, auf eine Deutschlandreise und anschließend nach Rom. Erst im April 1678 kehrten beide nach Wien zurück und reisten anschließend im Auftrag des Kaisers zu Verhandlungen an deutsche Fürstenhöfe.

Im Dienst des Grafen von Lamberg

Hörnigk trat 1680 in den Dienst des österreichischen Gesandten Johann Philipp Graf von Lamberg in Berlin. 1683 reiste er in Begleitung Lambergs an den kaiserlichen Hof und zum Entsatzheer, das dem von einem türkischen Heer belagerten Wien zu Hilfe kommen sollte.

Nach dem Sieg über die Türken wurde Hörnigk für seine diplomatische Tätigkeit 1684 zum kaiserlichen Secretarius ernannt, verbunden mit einer jährlichen Pension von 300 rheinischen Gulden. 1684 übersiedelte er mit Lamberg nach Dresden, wo sein einflussreichstes Werk Österreich über alles zunächst anonym erschien. Als 1686 Lamberg zum Prinzipalgesandten beim Reichstag in Regensburg ernannt worden war, ließ er sich in Regensburg nieder.

Ratgeber des Fürstbischofs

1689 wurde Lamberg Bischof von Passau und ernannte Hörnigk zu seinem wirklichen Geheimen Rat, zwei Jahre später berief er ihn als ständigen Beisitzer in den Hofrat. Hörnigk ordnete das Archiv des Bistums Passau neu und verfasste zahlreiche umfangreiche Arbeiten zur Geschichte des Bistums Passau, die in der Bayerischen Staatsbibliothek als Handschriften verwahrt sind, darunter Steuerprojekte, Einkünfteverzeichnisse, aber auch naturrechtliche Abhandlungen. 1690 begegnete er in Passau dem aus Rom zurückkehrenden berühmten Philosophen und Wissenschaftler Gottfried Wilhelm Leibniz, mit dem er einen Briefverkehr unterhielt. Seit 1705 war Hörnigk Gesandter des Hochstifts Passau und Lehenspropst beim Reichstag in Regensburg. Auch nach dem Tode des Kardinals Lamberg 1712 behielt Hörnigk seine Stellung und trat für die Auszahlung der von Lamberg testamentarisch verfügten Pensionen ein.

Nachleben

Als August Heinrich Hoffmann von Fallersleben 1841 den Text des Deutschlandliedes schrieb, ließ er sich bei der Eingangzeile vom Titel der Schrift Hörnigks Österreich, über alles inspirieren.

Wissenschaftlich aufgearbeitet wurde sein Werk erstmals von Karl Theodor von Inama-Sternegg, seinem Nachfolger als österreichischer Statistiker und Wirtschaftstheoretiker im späten 19. Jahrhundert. 1997 erschien erstmals ein Faksimile-Druck seiner Schrift von 1684.

In Gestalt des „Philipp Wilhelm von Hörnigk“ veranstaltet der Stadtfuchs Passau eine hintergründige Passauer Altstadtführung.

Literatur

Weblinks