RömerMuseum Kastell Boiotro

Aus RegioWiki Niederbayern
(Weitergeleitet von Römermuseum Kastell Boiotro)
Wechseln zu: Navigation, Suche
Der Eingang zum RömerMuseum Kastell Boiotro in der Innstadt in Passau. (Foto: Geisler)

Das RömerMuseum Kastell Boiotro ist ein im Jahr 1982 eröffnetes Passauer Museum. Es steht auf den Fundamenten des spätrömischen Kastells Boiotro; die Reste der Militärbefestigung sind im Freigelände zu besichtigen. Rund 6.000 Personen besuchen das Museum pro Jahr, knapp die Hälfte davon sind Schulklassen.

Geschichte

Der Heilige Severin, Missionar des Noricum, ließ Ende des 5. Jahrhunderts in den Ruinen des Römerkastells wahrscheinlich ein Kloster errichten, durch seine Aufzeichnungen wurde jedenfalls der Name „Boiotro“ (verballhornt spätlat. für den Namen des Vorgängerkastells Boiodurum) bis in die Gegenwart erhalten.

Nachdem 1974 ein Baggerfahrer beim Bau des Innstadt-Kindergartens die Grundmauer des Kastells Boiotro aus der Römerzeit entdeckte, wurden die Reste der Anlage nach sporadischen früheren Ausgrabungen überwiegend in den 1970er Jahren freigelegt. 1982 schließlich wurde an dieser Stelle das Museum eröffnet. Es ist in einem modernisierten spätmittelalterlichen Gebäude untergebracht. Durch die räumliche Verbindung der Grabungsstätte und des Museums entstehen für den Besucher sowohl Einblicke in die frühe Geschichte Passaus und seiner Umgebung als auch in die archäologische Praxis. 1986 wurde das Haus ein Zweigmuseum der Archäologischen Staatssammlung München, im Jahr 2006 hat die Stadt Passau die Trägerschaft übernommen.

Bereits 1990 hatte die Stadt für eine mögliche Erweiterung des Museums das Nebengebäude Lederergasse 45, eine ehemalige Schusterwerkstatt, erworben. 2004 schließlich beschloss der Stadtrat die Erweiterung, zu der 2006 dann auch die finanziellen Mittel bereitstanden. Im Oktober 2009 begann die 520.000 Euro teure Baumaßnahme, im Rahmen derer das Nachbargebäude in die angrenzenden Räume des Museum integriert wurde. Auf drei Ebenen wurden die Wände durchbrochen und mit einem Treppenhaus verbunden, das den Blick freigibt auf die historische Mauer. Die Kosten trugen je zur Hälfte die Stadtkasse Passau und die von der Regierung von Niederbayern verwaltete Städtebauförderung. Mit dem Anbau wurde das Museum von knapp 500 auf 650 Quadratmeter erweitert. Im obersten Stockwerk ist ein Raum für Museumspädagogik geschaffen worden, so dass Schulklassen im Museum die römische Geschichte Passaus erarbeiten können. Ein Stockwerk darunter gibt es eine Multimediaeinführung zum Römermuseum sowie eine virtuelle Rekonstruktion des Kastells. Im Erdgeschoss soll eine Ausstellung rund um das Thema Zollbezirk an der gallisch-illyrischen Grenze entstehn. Das museumspädagogische Konzept und der Plan waren mit dem Landesamt für Denkmalpflege abgestimmt, die Außenansicht aus der Lederergasse blieb unverändert.

Nach dem Umbau wurde das Museum dann neu gestaltet: Die Einrichtung sollte luftiger und heller gemacht werden und auch eine inhaltliche Neuausrichtung bringen – das Museum sollte sich künftig weniger akademisch, sondern moderner und kindgerechter präsentieren. Zu dem neuen Konzept gehören auch eine Münz- und Schmucksammlung, ein 50.000 Euro teures Zinnfiguren-Diorama, ein 10.000 Euro teueres originalgetreues Schiffsmodell sowie ein kleiner Garten auf den Freigelände. Auch neue Funde und neue Erkenntnisse der Stadtarchäologie Passau flossen in die 900.000 Euro teure Neukonzeption ein. Die Hälfte der Kosten wurden aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung finanziert, den Rest teilten sich die Regierung von Niederbayern und die Stadt Passau. Im Zuge der Neukonzeption war das Museum von Mai 2012 bis November 2013 geschlossen. Ursprünglich sollte die Maßnahme bereits im Frühsommer 2013 abgeschlossen sein, doch drei Tage vor der geplanten Eröffnung wurde das Museum Opfer des Hochwassers 2013. Betroffen waren sowohl das alte Museumsgebäude als auch der Erweiterungsbau. Das Untergeschoss des Museums wurde überschwemmt, die Einbauvitrinen zerstört – allerdings konnten die Exponate mit den Figurinen zuvor noch in höhere Stockwerke gebracht werden. Die Schäden beliefen sich auf 45.000 Euro. Infolge der Überschwemmungen musste das Museum nochmals saniert werden; die geplante Wiedereröffnung nach 17 Monaten Umbau fand anstatt im Juni dann am 8. November 2013 statt. Insgesamt kosteten Sanierung, Erweiterung und Neukonzeption von 2009 bis 2013 etwa 1,42 Millionen Euro, von denen zirka die Hälfte aus Städtebauförderung und EU-Mitteln und der zweite große Teil von der Stadt Passau bestritten wurde.

Ausstellungen und Exponate

Die Ausstellungsstücke des RömerMuseums umfassen ausschließlich Funde aus dem ostbayerischen Raum mit einem deutlichen Blickpunkt auf Passau. Der Zeithorizont der Sammlung reicht von der Stein- bis in die Neuzeit. Ein deutlicher Schwerpunkt liegt jedoch auf der Passauer Siedlungsgeschichte sowie den Funden und Grabungsergebnissen der Römerzeit mit der Modellrekonstruktion der römischen Ansiedlung. Weil Passau in der Antike nicht nur als Grenzstadt mit strategisch wichtiger Lage, sondern auch als Handelsstadt galt, wird in einigen Vitrinen mit einer Münz- und Schmucksammlung das römische Münzsystem erklärt. Auf dem Boden des Dachgeschosses ist die Peutingersche Tafel dargestellt, eine Karte des 13. Jahrhunderts, die auf eine römische Straßenkarte aus dem 3./4. Jahrhundert zurückgeht. Im Filmzimmer wird der eigens für das Museum gestaltete Lehrfilm „Passau, eine Stadt an der Grenze des nordrömischen Reiches“ gezeigt. Neben Exponaten zur Passauer Zollgeschichte erzählt ein Zöllner an einer Hörstation aus seinem Leben. Eines der interessantesten Exponaten des Museums ist ferner das Pektoralkreuz des 1093 während einer Sonnenfinsternis in Passau verstorbenen Gregorius von Armenien; in das kleine Bronzeblech ist eine Figur mit weit ausgebreiteten Armen eingeritzt.

Im Zentrum des Museum steht ein Zinnfiguren-Diorama, ein Modell, das Kastell und Zivilsiedlung Boiodurum zeigt. Das 5,50 auf 2,20 Meter große Modell zeigt das mittelkaiserzeitliche Kastell und die umgebende Zivilsiedlung im Maßstab 1:100, belebt durch 300 bemalte Zinnfiguren. Zu sehen sind unter anderem Mannschaftsunterkünfte, zum Teil mit geöffnetem Dach, Feuerstellen, den damals schon üblichen Stockbetten und Gegenständen des täglichen Bedarfs, den Blick in eine Latrine, Bauarbeiten an der Kastellmauer, Entwässerungskanäle, Brunnen, Lastkahn und Fuhrwerke. In der Siedlung gewinnt man Einblicke in ein Handwerkerhaus, ein Wirtshaus und die Kastelltherme.

Auf dem Freigelände des Museums befindet sich ein etwa fünf Quadratmeter großer Garten, in dem ein Feigenbaum, ein Pfirsichbaum, Kräuter der italienischen Küche und eine Buchsbaumhecke gepflanzt sind – mit diesen Gütern wurden die römischen Kohorten einst vom Passauer Umland versorgt.

Das Museum bietet zweimal jährlich wechselnde Sonderausstellungen.

Galerie

Kontakt

RömerMuseum Kastell Boiotro
Lederergasse 43
94032 Passau

Telefon: +49 851 34769

E-Mail: boiotro@passau.de
Internet: www.stadtarchaeologie.de/museum

Literatur

Weblinks