Graf von Ortenburg
Der Graf von Ortenburg, seit 1431 Reichsgraf von Ortenburg, war der Herrscher über die von ca. 1120 bis 1805 bestehende reichsunmittelbare Grafschaft Ortenburg. Der Graf war Oberhaupt eines der kleinsten Territorien im Heiligen Römischen Reich. Heute ist der einstige Residenzort der Markt Ortenburg.
Geschichte
Der erste Graf von Ortenburg war Graf Rapoto I., welcher sich erstmals 1120/30 als Graf von Ortenberg bezeichnet. 1431 wurde Graf Alram II. erstmals die Grafschaft vom Kaiser mitsamt Blutgerichtsbarkeit verliehen. Bis 1530 benannten sich die Grafen wie auch der Ort als Ortenberg. Aufgrund eines Erbstreites um die Kärntner Grafschaft Ortenburg benannte Graf Christoph das Geschlecht nach Ortenburg um. Zur Unterscheidung von den Kärntner Grafen wurde sowohl das Wappen vermehrt, als auch 1570 das Aldesprädikat durch Graf Joachim auf der Älteren Grafen Graf zu Orttenburg geändert. Im 17. Jahrhundert wandelte sich die Bezeichnung langsam zu des ältern Geschlechts Graf zu Orttenburg bis hin zum 18. Jahrhundert zu des Heiligen Römischen Reichs Graf zu Orttenburg des älteren Geschlechts.
Aufgrund weiterer Erbansprüche im 17. Jahrhundert auf die lothringische Grafschaft Kriechingen und Püttlingen wurde das Prädikat 1713 durch Graf Johann Georg um den Zusatz Graf von Kriechingen und Püttlingen erweitert und eine erneute Wappenmehrung durchgeführt. Beide Erbansprüche konnten jedoch nicht durchgesetzt werden, sodass im 19. Jahrhundert der Titel wieder auf Graf zu Ortenburg und das Wappen auf seine Grundform zurückgesetzt wurde. Im Jahre 1805 vertauschte Graf Joseph Carl die Reichsgrafschaft Ortenburg gegen das Klosteramt Tambach in Franken. Letztere wurde die neue Grafschaft Ortenburg-Tambach, Ortenburg hingegen wurde bayerisch.
Übersicht
Literatur
- Friedrich Hausmann: Die Grafen zu Ortenburg und ihre Vorfahren im Mannesstamm, die Spanheimer in Kärnten, Sachsen und Bayern, sowie deren Nebenlinien. In: Ostbairische Grenzmarken XXXVI, Passau 1994 (S. 9-62).
- Friedrich Hausmann: Archiv der Grafen zu Ortenburg. Urkunden der Familie und Grafschaft Ortenburg (in Tambach und München) Band 1: 1142–1400 (= Bayerische Archivinventare 42), Neustadt an der Aisch 1984.
- Eberhard Graf zu Ortenburg-Tambach: Geschichte des reichsständischen, herzoglichen und gräflichen Gesamthauses Ortenburg - Teil 2: Das gräfliche Haus in Bayern., Vilshofen 1932.
- Carl Mehrmann: Geschichte der evangelisch-lutherischen Gemeinde Ortenburg in Niederbayern - Denkschrift zur Jubiläumsfeier der 300jährigen Einführung der Reformation daselbst am 17. und 18. Oktober 1863, Landshut 1863 (Digitalisat).
- Johann Ferdinand von Huschberg: Geschichte des herzoglichen und gräflichen Gesammthauses Ortenburg: aus den Quellen bearbeitet, Sulzbach 1828 (Digitalisat).
- Friedrich Wilhelm von Hofmann: Nachricht von den Gerechtsamen der fürstlichen und gräflichen Häuser Solms-Braunfels und Ortenburg an der Grafschaft Krichingen, Wezlar 1795 (Digitalisat).