Ritter-von-Scheuring-Kaserne

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Das Denkmal vor der Dreiländerhalle.

Die Ritter-von-Scheuring-Kaserne war eine Kaserne der Deutschen Bundeswehr in Passau-Kohlbruck. Sie war benannt nach Baptist Ritter von Scheuring und wurde von 1963 bis zu ihrer Auflösung 1993 von der Bundeswehr genutzt. 1994 wurde die ehemalige Kaserne mitsamt dem dazugehörigen Standortübungsplatz („Bundeswehrgelände“) von der Stadt Passau gekauft und zu einer Gewerbefläche umgewandelt. Ein Teil des ehemaligen Bundeswehrgeländes gehört zum 1997 geschaffenen Landschaftsschutzgebiet Kohlbruck.

Geschichte

In der alten Garnisonsstadt Passau waren von 1809 bis 1945 die Soldaten im ehemaligen Kloster St. Nikola stationiert. Nicht dort, sondern außerhalb der Stadt in Kohlbruck sollte die Bundeswehr ein neues Gelände erhalten.

In der Stadt Hannover wurden die ersten Passauer Pioniere auf ihre Aufgabe vorbereitet. Das Personal für das leichte Pionier-Bataillon 511, wie es am Anfang hieß, besaß vielfach keine Ausbildung für diese Aufgaben. Am 12. März 1963 wurden sogar 18 vorgesehene Soldaten „wegen schwerer Charaktermängel und kriminellem Einschlag“ fristlos entlassen. Wer blieb, erhielt als Dienstfahrzeug ein olivgrünes Fahrrad. Die ersten Soldaten trafen am 15. September 1963 am neuen Standort Passau ein.

Dieser erwarb sich im Lauf der Jahre den Ruf, streng militärisch denkende Vorgesetzte zu beherbergen. Während in den Nachbar-Kasernen Freyung und Pocking ein vergleichsweise moderater Umgangston herrschte, achtete man in Passau eher auf die militärische Etikette. Vor allem die Luftlandepionierkompanie 250, die 1982 den Standort ergänzte, war bei den Rekruten gefürchtet. Wenn man zu Übungen ausrückte, kam hinter vorgehaltener Hand oft der Spruch: „Y-Reisen - wir buchen, Sie fluchen!“

Mit ihrer hohen Disziplin und Einsatzbereitschaft erwarben sich die Passauer Pioniere einen hohen Stellenwert. Maßgeblich trugen dazu die Rettungseinsätze bei, vor allem bei Erdbeben: 1976 in Norditalien und 1980 östlich von Neapel halfen die Passauer derart vorbildlich, die Katastrophen abzumildern, dass die Dankbarkeit von damals noch heute Verbindungen aufrecht erhält.

In der Heimat halfen die Pioniere mit Boot, Sandsack und Gulaschkanone. Bei einer Schneekatastrophe standen sie Schaufel bei Fuß. Im Erlautal bauten sie einen Wanderpfad, in Wegscheid sprengten sie mit 20 Kilo TNT die frühere Pfarrkirche und in Vilshofen einen 30-Meter-Kamin.

Als ein sinnstiftender Name für die Kaserne gesucht wurde, schlug Oberbürgermeister Emil Brichta seinen Vorgänger im Amt des 2. Bürgermeisters von Passau, Baptist Ritter von Scheuring vor und konnte mit Hilfe von MdB Klaus Rose diese Namensgebung auch durchsetzen.

Die Soldaten mit der Brücke im Wappen gehörten zu Passau wie die Pummerin zum Dom. Die Regierung beschloss dennoch die Schließung des Standorts Passau für das Jahr 1993. Die erste Bestürzung wich der Erkenntnis, dass die Stadt damit die Chance erhielt, einen Messe- und Gewerbepark zu schaffen. Am 30. September 1993 wurde das Pionierbataillon 240 in Passau-Kohlbruck außer Dienst gestellt.

Messe- und Gewerbepark

Am 28. Dezember 1994 erwarb die Stadt Passau das freigewordene Bundeswehrgelände mit einer Fläche von 71,5 Hektar. Im selben Jahr wurde eine Grundstücksverwertungsgesellschaft gegründet. Am 1. November 1997 trat die Verordnung über das Landschaftsschutzgebiet Kohlbruck in Kraft. Angrenzend an das Landschaftsschutzgebiet wurde 1998 der Aufbau des Wohnparks Kohlbruck begonnen. 1999 konnte das Passauer Erlebnisbad eröffnet und das Konferenzzentrum Kohlbruck fertiggestellt werden. 2003 wurde das Messeparkhaus eröffnet und der Bau der Eisarena abgeschlossen. Zum Jahreswechsel 2003/2004 wurde die Dreiländerhalle in Betrieb genommen. 2004 erfolgte die Eröffnung des Messeparks Kohlbruck.

Inzwischen hat sich der Stadtteil mit seiner Großstadt-Architektur als „das neue Passau“ etabliert, so die Passauer Woche. Dies sei vor allem den beträchtlichen Investitionen der KVV zu verdanken. Kohlbruck habe sich dadurch innerhalb kürzester Zeit vom ehemaligen Kasernengelände zu einem modernen Messe- und Geschäftspark entwickelt, der „in der Region seinesgleichen sucht“.

Literatur