Ruth Zechlin

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Ruth Zechlin (* 1926 bei Freinberg in Sachsen; † 2007 in München) war Organistin und Komponistin. Sie lebte längere Zeit in Passau, wo sie für das Landestheater Niederbayern die mit großem Erfolg die in Passau uraufgeführte Oper „Elissa“ sowie die „Missa Sancti Stephani“ komponierte.

Ruth Zechlin hat ein gewaltiges Lebenswerk geschaffen. Als sie 2007 in München verstarb, hat sie mehr als 250 Werke, darunter je drei Opern und Ballette, hinterlassen.

Leben und Wirken

Jugend und Ausbildung

Ruth Zechlin ist 1926 bei Freiberg in Sachsen geboren. Dort waren Ihre Eltern als Pädagogen tätig. Ihren Vater zeichnete eine außerordentliche Musikalität aus. Doch Ruth Zechlin war nicht nur väterlich, sondern auch großväterlich „vorbelastet“. Mit sechs Jahren hat sie bereits eine Sonatine für Klavier komponiert. Ihre Schulzeit fiel in die Ära des Nationalsozialismus. Ihr drohte der Einzug zum Arbeitsdienst. Doch ihr Vater nutzte einen kurzen Heimaturlaub, um den Lebenslauf seiner Tochter in sichere Bahnen zu lenken. Er griff zu einem genialen Trick und meldete am selben Tag seine Tochter in der Musikhochschule an. Im Mai 1943 begann Ruth Oschatz, so Zechlins Mädchenname, das Studium an der Musikhochschule Leipzig. Dort begegnete sie dem damals bekanten Komponisten, Johann Nepomuk David, dem Rektor der Hochschule, der sie zum komponieren ermutigte. Infolge der NS-Zeit musste Zechlin den Studienplatz gegen einen 10-Tagesstunden Job an der Hobelbank der Junkers-Flugzeugwerke in Crimmitschau eintauschen.

Nach Beedigung des Zweiten Weltkrieges sammelte der Kirchenmusiker Johannes Piersig die Sangeswilligen in der Nikolaikirche Leipzig und Ruth Oschatz wurde stellvertretende Organistin. Das Orgelspiel an den Abenden nach dem Arbeitseinsatz hatte sich ausgezahlt. Sie hatte Blut geleckt und begann ein Zweitstudium: Orgel mit Liturgischem Orgelspiel und Improvisation.

Dozentin in Berlin

Im Jahr 1950 erhielt sie einen Ruf an die neu gegründete Hochschule für Musik Berlin als Dozentin für Komposition. Das war ein Sprung ins kalte Wasser, denn Vieles war ihr durch das NS-Verbot fremd. Der berühmte Hanns Eisler, nach dem die Hochschule heute benannt ist, half ihr und verwies sie auf Schönbergs Harmonielehre. Die politischen Verhältnisse waren inzwischen ganz andere; doch blieb die Angst des neuen Regimes vor der der Kunst innewohnenden, Menschen wandelnden Kraft. Sie hat dies am Beispiel von Schostakowitsch erlebt, dem sie persönlich begegnet ist. Diese Angst zeigte sich aber auch im alltäglichen Kleinkrieg. Sie kam in den 1980er Jahren nur unter Widrigkeiten an ein Lehrwerk Pierre Boulez. Wie lang anhaltend und stark das Misstrauen des SED-Regimes war, zeigt das Reiseverbot in den Westen. 1973 wurde ihr die Fahrt in die Berliner Philharmonie zur Uraufführung Ihrer „Hommage an PHL“ untersagt.

Nach der Wende

Nach der Wende zog sie mit ihrer Tochter in den Westen. Neben dem bereits verstorbenen Heiner Müller wurde Ruth Zechlin zur Vizepräsidentin der Akademie der bildenden Künste Berlin gewählt. In Passau, wo sie längere Zeit lebte, komponierte sie für das Landestheater Niederbayern die mit großem Erfolg uraufgeführte Oper „Elissa“ sowie die „Missa Sancti Stephani“, mit der sie sich aus der Dreiflüssestadt vor dem Umzug nach München verabschiedete. Ruth Zechlin wurde am 9. August 2007 auf dem Friedhof von Pfaffenhofen/Ilm durch Altbischof Dr. Franz Xaver Eder bestattet. Künstlerseelsorger Dr. Bernhard Kirchgessner hielt die Begräbnisansprache.

Werke

1968 hat Ruth Zechlin ihre erste, in Berlin uraufgeführte Oper „Reineke Fuchs“ komponiert, eine Oper für Schauspieler. Ihr folgten die Sommernachtsträume“ und zuletzt die Kammeroper „Die Reise“ mit dem Libretto von Heiner Müller, uraufgeführt am Theater von Saarbrücken 1998.

Politisches Werk

1989, ein Jahr das die deutsch-deutsche Geschichte radikal wendete, war ein Jahr großer politischer Aktivitäten der Künstler. Als sich am 28. Oktober in der überfüllten Kirche in Berlin-Lichtenberg die Künstler unter dem Motto „Wider den Schlaf der Vernunft“ versammelten, war Ruth Zechlin mit von der Partie. Sie eröffneten sogar diese Zusammenkunft mit einem für Sie ungewöhnlichen Werk, ihrem einzigen politischen Werk.