Sachl

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Ein kleines Mittertennhaus in Ergolding, das längst abgebrochen ist. (Foto: Martin Ortmeier 1985)

Das Sach meint im Bairischen das Gesamtvermögen einer Person, ein Sachl ist demnach ein kleines Vermögen. Regional ist auch der Begriff Zeugl gebräuchlich. Bezogen auf Haus- und Landbesitz ist das Sachl dem Häusl und Kloahäusl (Kleinhäusl) noch überlegen, weil ihm durchaus 3 bis 7 ha landwirtschaftliche Fläche zugehören können.

Bedeutung

Das Bairische Wörterbuch erläutert das Sach[1] als Ding, Gegenstand, Sache, außerdem Besitz, Vermögen (…aufs Sach schaugn) und Haus- und Grundbesitz (…am Hochzeiter seine Leut ham an Hauffn Sach). Gemeint ist das Rechtsgut Eigentum, das Sach leitet sich von der alten Bedeutung Rechtsache her. Das Sachl oder Sachal[2] ist im Bairischen Wörterbuch ein kleineres Anwesen, oder ein kleiner bis mittlerer Landwirtschaftsbetrieb. Es gibt allerdings auch die Sach im allgemeineren Sinne als Gegenstand: „Du lernst es schatzn d Sach erst, muaßt es grotn (entbehren)“[3] außerdem im übertragenen Sinne als Angelegenheit: „Mir kümma net des Faksnmocha, Viel Plepern is net unsa Sach“[4]

Das Sachl der Karolina Graf

Das Sachl im Freilichtmuseum Finsterau (Foto: Martin Ortmeier 2014)
Das Sachl im Freilichtmuseum Finsterau: Tenne mit Fuhrwerk und Machlplatz (Foto: Martin Ortmeier 2018)
Das Sachl im Freilichtmuseum Finsterau: Die Stube mit einer Ausstattung um 1978 (Foto: Martin Ortmeier 2018)
Das Sachl im Freilichtmuseum Finsterau: Die Trennwände machen aus der alten Stube drei kleine Räume. (Foto: Martin Ortmeier 2018)

Ein Beispiel für die äußerst bescheidene Existenz in einem Sachl oder Zeugl ist das Sachl aus Rumpenstadl im Freilichtmuseum Finsterau.[5] Von der ehemaligen Eigentümerin Karolina Karolina Graf (1907–1976) existiert ein einziges Photo, das Passbild aus ihrem Ausweis. Als ledige Kleinbäuerin hat sie von 1946, als ihr Vater starb, bis 1974, als sie Haus und Grund im Weiler Rumpenstadl bei Röhrnbach verkaufte, um sich ihren Lebensabend im Altersheim zu finanzieren, ganz auf sich selbst gestellt ihr Leben gemeistert. Das Freilichtmuseum Finsterau hat ihr in ihrem Haus, das ins Museum übertragen wurde, ein Denkmal gesetzt.
Im Juni 1984 wurde in Finsterau Karolina Grafs Kleinbauernhaus unter dem Namen „Sachl“ fertiggestellt und eröffnet. Nie hat ein Freilichtmuseum einen so jungen Darstellungszeitraum (1978) gewagt. Übernommen wurden auch alle Umbauten: Stadelerweiterung, Dachaufhöhung, Raumabtrennungen und Einbau einer Wasserkuchl. Haus und Hausrat als authentisches Ensemble haben erstmals Armut auf dem Land in ungeschönter Weise, ohne Sozialromantik, jedoch mit Rücksicht auf die Persönlichkeit der letzten Eignerin des Anwesens dargestellt.
Der Museumsleiter hat der Kritik der Brauchtumsstatthalter[6] standgehalten, die nach alter Weise eine Rekonstruktion des sogenannten Urzustandes befürwortet hätten. Bezirkstagspräsident Sebastian Schenk, Kreisheimatpfleger Peter Dellefant und der Referent der Abteilung Nichtstaatliche Museen des Freistaats Bayern Dr. Kilian Kreilinger haben den eingeschlagenen Weg befürwortet.

1992 hat der Museumsleiter gemeinsam mit Dr. Winfried Helm die didaktische Erschließung des Sachls revidiert. Im Jahr 2016 hat der Inventarbeauftragte des Museums Konrad Obermeier die Ausstattung des Hauses einer Inventur unterzogen, einen konservatorischen Pflegedurchgang geleistet und im Sinne der ganzheitlichen Darstellung noch einmal verdichtet.

Literatur

  • Martin Ortmeier: Das Sachl aus Rumpenstadl. Bericht über die Translozierung eines Kleinbauernanwesens aus dem Bayerischen Wald ins Freilichtmuseum Finsterau. In: Schönere Heimat. Erbe und Auftrag. Jg. 73, H. 3, 1984, S. 439-440
  • Martin Ortmeier: Zum Sachl. Teil 1. Hofgeschichte. Landshut 1984
  • Martin Ortmeier: Ob hier jemand wohnt? Zum Sachl. Teil 2. Kinderführer. Landshut 1985
  • Martin Ortmeier: Zum Sachl. Teil 3. Handreichungen für Eltern und Erzieher. Landshut 1985
  • Winfried Helm und Martin Ortmeier: Das Sachl aus Rumpenstadl. Landshut 1992

Anmerkungen

  1. https://www.bayrisches-woerterbuch.de/sach-das/
  2. https://www.bayrisches-woerterbuch.de/sacherl-sachl-das/
  3. Zephyrin Zettl: Waldlerisch, Wien 1921, S. 52
  4. Zephyrin Zettl: Waldlerisch, Wien 1921, S. 7
  5. Georg Waldemer: Das „Waldlerhaus“ in den Freilichtmuseen. In: Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege (Hg.), Das Waldlerhaus. Mit der Vergangenheit in die Zukunft. München 2017, 52f.: „Mit diesem Architekturobjekt aus Rumpenstadl gewann das Freilichtmuseum Finsterau eine hervorragende sozial-geschichtliche Quelle hinzu und entwickelte innerhalb Bayerns eine bahnbrechende Ausrichtung in der Präsentation von Architekturobjekten im Freilichtmuseum.“
  6. Der (designierte) Erste Vorsitzende und der Stellvertretende Vorsitzende des Fördervereins haben am 24. Juni 1984, am Tag der Eröffnung, beim Vorsitzenden des Trägerzweckverbandes für das Freilichtmuseum Finsterau, Bezirkstagspräsident Sebastian Schenk, gegen das Konzept und den verantwortlichen Museumsleiter Dr. Martin Ortmeier interveniert. Ohne Erfolg.