Salzach

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Blick auf die Flusslandschaft an Inn und Salzach vom Salzachblick in Oberösterreich, hoch über dem Zusammenfluss der Gebirgsflüsse. (Foto: Kähsmann)
Im Jahr 1956: Das Packeis der zugefrorenen Salzach mit der alten Brücke in Burghausen. (Repro: Weiland)

Die Salzach ist der längste und wasserreichste Nebenfluss des Inns in Österreich und Deutschland. Sie entspringt in den Kitzbüheler Alpen an den Abhängen des Salzachgeiers und mündet bei Haiming in den Inn.

Geschichte

Entstehung

Als sich Ende der Würmeiszeit der Salzachgletscher zurückzog durchbrachen seine Schmelzwässer bei Nonnreit vor etwa 18.000 Jahren den Endmoränenzug eines Eisrandgletschersees. In der letzten Phase des Hauptwürmgletschers schnitt sich die Salzach immer tiefer ein und der See lief aus. Der Fluss fraß sich durch Kiesschüttungen früherer eiszeitlicher Geschiebe und die Wöhrseeschleife bei Burghausen, sein früheres Flussbett, wurde vor etwa 8.000 Jahren abgeschnürt. Seitdem hat sich die Salzach bei Burghausen um mehr als 15 Meter eingetieft, wobei an den Prallhängen auch jahrmillionen alte Tertiärschichten ans Tageslicht kamen. Zu dieser Zeit war der Fluss noch natürlich, sauber, weit verästelt und mit reicher Fischfauna.

In der alten Flussschleife floss lange Zeit nur mehr ein von Hangquellen gespeistes Bächlein, das bei Fuchshausen entspringt und dann den Hangfuß entlang zieht. Später wurde es im Rücklaufbogen, der von der Salzach verlassenen Schleife, von Menschenhand gestaut und es entstand der Wöhrsee.

Er bot seinen Bewohnern paradiesische Lebensgrundlagen und bis in das 17. Jahrhundert, als die Salzach noch „Salza“ genannt wurde, gab es noch Störe, welche aus dem schwarzen Meer über die noch unverbaute Donau und den Inn heraufwanderten. So wurde etwa im Jahr 1617 bei Tittmoning ein über drei Meter langer Hausen, die größte Störart, die Kaviar liefert, gefangen. Wanderfische wie Nasen und Barben lieferten dem gewaltigen Huchen, dem Lachsfisch des Donauraums, die noch in beträchtlicher Anzahl die Salzach bejagten, reichlich Nahrung. Sie wurden schon damals von Berufsfischern mit Hucheneisen, Fallen mit eineinhalb Metern Durchmesser, gefangen. Diese Schlageisen, die noch bis Anfang des 20. Jahrhunderts Verwendung fanden, wurden im Winter eingesetzt und jeden zweiten oder dritten Tag kontrolliert. Im Herbst und im Frühjahr, zur Zeit des Vogelzugs, bevölkerten sich die Wasserflächen für kurze Zeit mit nordischen Gästen, die hier auf ihrem Zug nach Süden Rast machten. Auch der Fischotter war nicht selten anzutreffen.

Regulierungsmaßnahmen

1817 einigten sich Deutschland und Österreich auf die Begradigung des Flusses, da das sich ständig verändernde Flussbett zu Grenzstreitigkeiten führte. Auch das Hochwasser sollte gebannt werden. 1860 begann man im Landkreis Altötting mit Regulierungsmaßnahmen. Die Salzach wurde zum Teil begradigt und es wurde mit den Uferverbauungen begonnen. Zwischen 1896 und 1977 wurden die letzten Ausbauten im mündungsnahen Abschnitt durchgeführt. Die Breite der Salzach hatte im Durchschnitt um 80 bis 90 Prozent abgenommen und ist jetzt im Mittel 114 Meter breit. Sie wurde in ein enges Bett gezwängt und der Fluss gräbt sich durch seine jetzt höhere Fließgeschwindigkeit immer tiefer ein. Der Grundwasserspiegel an den Ufern sinkt, Auwälder sterben und es wurde bereits von einem drohenden Sohldurchbruch im Tittmoninger und Freilassinger Becken gesprochen. Zumindest besteht die Gefahr dort, wo sich unter dem Kiesbett weicher Seeton aus dem Tertiär befindet. Im Bereich Burghausen wurde zwar der Kiesbelag auch stark abgetragen, aber der Grund darunter besteht aus relativ widerstandsfähigem Sand- und Mergelgestein.

Auch nach den Regulierungsarbeiten im 19. Jahrhundert hatte der Fluss noch einen festen Lauf, das Fischvorkommen war noch enorm und mit jedem Hochwasser wurden gewaltige Kiesbänke flußab transportiert. Die Staustufe Braunau-Simbach wurde 1950 in Betrieb genommen, so dass die Salzach im Mündungsbereich zurückgestaut wurde und auch die Altwässer im Bereich Haiming, die Dreiecks-, die Masten-, die Baron- und die Biermeierlacke entstanden.

Verschmutzung

Seit 1895 und den darauffolgenden Jahrzehnten verunreinigte die Papier- und Zellstofffabrik Hallein mit ihren Abwässern den Fluss. In den 1950er Jahren musste die Salzach mit einer außerordentlichen Schmutzfracht fertig werden, nämlich mit toxischen und anderen schwer abbaubaren und ebenfalls giftigen Substanzen, insbesondere mit Chlorligninen, die größtenteils aus den Halleiner Papier- und Zellstoffwerken stammten und die Selbstreinigungskraft des Flusses stark einschränkten. Durch die Stauhaltung in Urstein wurde der natürliche Geschiebehaushalt unterbrochen und die Geschiebezuführung aus der Saalach durch Stauhaltung unterbunden. Dadurch wurde die Eintiefungstendenz im Unterlauf gefördert, so dass der Grundwasserspiegel in den Auwäldern ein weiteres Mal erheblich sank. Selbst die vielen kleinen Zuflüsse, die den Fluss speisen, konnten die Gewässergüte, die 1967 vor Salzburg die Güteklasse 4, ab Saalachmündung 3 bis 4 aufwiesen, nicht verbessern.

Trotz der starken Verschmutzung hat sich aufgrund des kühlen und relativ sauerstoffreichen Wassers in der Salzach noch ein gewisser Fischbestand erhalten. Da aber, die für die Salzach charakteristischen Kieslaicher kaum mehr sauberen Kies zur Ablage ihres Laiches vorfanden, war die Fortpflanzung nahezu ausgeschlossen und die Fischbestände mussten durch weitgehende Besatzmaßnahmen gestützt werden. Erst Anfang der 90er Jahre wurde die Schmutzeinleitung verringert und die Gewässergüte verbesserte sich von Tittmoning bis zur Mündung auf Güteklasse 3.

Renaturierung

Etwas Ähnliches wie das Salzachtal zwischen Saalachmündung und Mündung der Salzach in den Inn gibt es in Bayern nirgends mehr. Die Salzach ist ein dealpiner Fluss, das heißt dass sie aus den Alpen kommt und eine wichtige Verbindungsbrücke über den Inn in den Donauraum bildet. Der Fluss stellt ideale Bahnen für den großräumigen Austausch genetischer Informationen und für die jahreszeitlich bedingten Tierwanderungen im und am Wasser dar. Um zu verhindern, dass dieser Fluss durch Stauwehre oder Absturzbauwerke unterbrochen wird, wurde 1987 die Aktionsgemeinschaft Lebensraum Salzach gegründet. Wenn auch nicht mehr alles gut zu machen ist was dem geschundenen Fluss angetan wurde, so müssen doch die Fischereivereine, Bund Naturschutz, Landesbund für Vogelschutz, Flussschiffer und Seglervereine aus Deutschland und Österreich darauf achten, dass der Fluss möglichst naturnah erhalten bleibt.

Im Juli 2000 teilte Landrat Erwin Schneider in einer Sitzung des Umweltausschusses mit, dass im Freilassinger Becken eine Rampe in den Fluss eingebracht und im Tittmoninger Becken der Lauf verbreitert werden soll, damit der Fluss sein Bett nicht mehr weiter eingräbt. Es ist an der Zeit weitere Konzepte der Renaturierung auszuarbeiten und zu realisieren und Weichen zu stellen für eine neue Flussbauära nach ökologischen Grundzügen.

Landschaftsschutzgebiet Salzachtal

Bereits 1977 wurde das 1035 Hektar, jetzt 1092,88 Hektar große Landschaftsschutzgebiet Salzachtal ausgewiesen. Es erstreckt sich auf dem gesamten Landkreisgebiet entlang der Salzach bis zur Innspitz, wo es in das Naturschutzgebiet Vogelfreistätte Salzachmündung übergeht.

Das Landschaftsschutzgebiet umfasst flussbegleitende Auwälder, bewaldete Talhänge, Quellaustritte, Prallüberhänge an den Salzachdurchbrüchen, das Wöhrseebecken und Steilhänge des Burgberges sowie den Uferhang mit naturnaher Bestockung.

Der Kreuzfelsen

Der Kreuzfelsen bei Burghausen. (Foto: Meisenberger)

Zwischen Tittmoning und Burghausen windet sich der Fluss zwischen Höhenzügen und reizvollen Landschaften mit naturnahen Hangleitenwäldern und Prallhängen. An der Prallkante der Hangleite oberhalb des sogenannten Kreuzfelsens wurden einige Nagelfluhblöcke aus der Risseiszeit freigelegt, die dann in das Flussbett stürzten. Der bekannteste ist eben jener besagter Kreuzfelsen, den ein Kreuz aus Eisen krönt.

Eine alte Sage erzählt, dass einst, als der Felsen noch oben hing, ein Mädchen, welches ihr Geliebter im Unglück verlassen hatte, sich hinab in die kalten Fluten stürzte und dort den Tod fand. Das ging dem Treulosen sehr zu Herzen und oft sah man ihn, tief ergriffen von Schmerz, wie er von der Höhe herab so manchen Blumenstrauß in das nasse Grab der Liebsten warf. Einmal wollte er ein Blümlein pflücken, das am Felsenrand blühte. Da bewegte sich der Fels und stürzte mit ihm hinab in die grausige Tiefe. Er fand das Grab seiner verratenen Liebe aber keine Seelenruhe. Um Mitternacht hörte man oft seltsames Seufzen und Klagen vom Felsen herab. Erst als man ihm darauf ein Kreuz errichtete war Ruhe.

Fischerei

Bei Burghausen wurde von Anglern so mancher kapitale Huchen zum Anbiss verleitet. In den freien Fließstrecken kann der Fliegenfischer bei ruhigem und klarem Wasser besonders in den Herbstmonaten mit der Fliege oder Nymphe Äschen erbeuten. Die starke Strömung in der Mitte des Flusses haben kapitale Barben als ihr Habitat gewählt. Das Salzachtal von der Landesgrenze bis zur Mündung in den Inn ist Landschaftsschutzgebiet. Die Vogelfreistätte Salzachmündung ist als Naturschutzgebiet (NSG) ausgewiesen, da das Mündungsdelta einen wichtigen Lebensraum für durchziehende, überwinternde und brütende Sumpf- und Wasservögel darstellt. Das Angeln ist hier nur in bestimmten Bereichen bzw. außerhalb der Vogelbrutzeit erlaubt.

Zu den nennenswerten Zuflüssen im Bereich der Pachtstrecke des FV Burghausen zählt auch die Achen, die bei Tittmoning und der Siechenbach, der in der Nähe von Nonnreit, in die Salzach mündet. Beide Gewässer werden gerne als Laichgewässer von Salmoniden angenommen. Weiterhin sind zu erwähnen der Lebenaukanal und der Alzkanal, der nach Verlassen des Chemiewerkes Wacker bei Burghausen in die Salzach mündet. Beide Kanäle, zur Energiegewinnung aus der Alz abgeleitet, führen im Sommer warmes Wasser, während das Wasser der Salzach ganzjährig niedrige Temperaturen aufweist.

Im Mündungsbereich des Alzkanals kann man deshalb im Sommer Fische fangen, die warmes Wasser bevorzugen, wie Waller, die hier ein starkes Eigenaufkommen zeigen, Karpfen, Schied und Aitel, Raubfische jeder Art, insbesondere Hechte und Zander. Rotaugen kommen hier in letzter Zeit in beträchtlicher Menge vor und noch viel mehr fingerlange Lauben, die sich in schier unerschöpflichen Mengen an der Wasseroberfläche tummeln, wo sich die Raubfische durch ihr Geplätscher verraten. In der Strömung des Alzkanals gehen kapitale Barben auf typisch bayerische Brotzeiten wie Knackwürste, Leberkäse, Gelbwurst, Gouda-Käse und vieles mehr an die Angel. Zu manchen Zeiten halten sich im Mündungsbereich des Alzkanals Brachsen größeren Kalibers auf, die gerne den Mistwurm nehmen, während die in letzter Zeit spärlicher vorkommenden Nasen, Maden und auf Grund angebotene Maiskörner nicht verschmähen.

Armdicke Aale gibt es in diesem Bereich in Ufernähe zwischen den Steinverbauungen, die bei Probefischen mit dem E-Gerät für die jährlich durchzuführenden chemischen Untersuchungen verschiedener Fischarten ans Tageslicht kamen. Da sich die Aale meist von den in großen Mengen vorkommenden Flohkrebschen ernähren, fängt man sie seltener mit der Angel und wenn, dann bei steigendem, trüben Hochwasser mit Wurm in Ufernähe.

Alle diese erwähnten Fische, mit Ausnahme des Wallers, fängt man auch auf der gesamten Salzachstrecke des Fischereivereins Burghausen, wo man den Kälte liebenden Huchen und Rutten mit der Angel erbeuten kann und selbstverständlich alle Salmoniden wie Bachforellen, Regenbogenforellen und Äschen. Auch der Saibling wurde in letzter Zeit als Beifang gelandet.

Je nach Strömungsgeschwindigkeit und Wassertiefe bietet die Salzach den Fischen verschiedene Habitate, so dass man in den Gewässern nicht immer zwischen der Forellen- und Äschenregion unterscheiden kann. Vielmehr kommen Forellen Äschen und Barben im gleichen Flussabschnitt vor, im langsamer fließenden Wasser dann die Nasen und Brachsen. Im Herbst, wenn die Niederschläge in den Alpen als Schnee liegen bleiben, führt die Salzach meist klares und niedriges Wasser und lädt besonders im südlichen Bereich von Burghausen zum Fliegenfischen ein.

Bedingt durch hohe Fließgeschwindigkeit und durch viele Quellzuflüsse friert der Fluss im Winter nicht zu, so dass in diesen Monaten die Kormorane an den im Winter laichenden Salmoniden erheblichen Schaden anrichten. Erfreulich ist die Zunahme der in letzter Zeit gemeldeten Fängen von Rutten, die im sedimenttrüben Hochwasser tagsüber, ansonsten nachts an die Angel gehen. Auch ist eine zaghafte Zunahme des Jungäschenbestandes erkennbar. Der Fluss führt wieder sauberes Geschiebe, das von Kieslaichern angenommen wird, obwohl 1997 das Gewässer im Burghauser Bereich vom Wasserwirtschaftsamt Traunstein noch mit Gewässergüte 2 bis 3, also kritisch belastet, angegeben wurde.

Salzach im Eis

1985 lassen Temperaturen bis zu -25°C die Eisschollen auf der Salzach bei Burghausen anwachsen. (Foto: Limbeck)

Am 9. Januar 1985 lautete es in einer Überschrift des Burghauser Anzeigers „Das sibirische Wetter: Schrecken der Autofahrer“ – bis zu 25 Grad minus wurden damals in Burghausen gemessen und die „Eiszeit“ beherrschte im Januar 1985 die Schlagzeilen. Kilometerlange Staus auf den Autobahnen, zahlreiche Ausfälle bei der Bahn und eingefrorene Heizungsleitungen machten den Menschen zu schaffen. Die Salzach war mit Packeis bedeckt und die Grenzpolizei musste Spaziergänger von den Schollen des Grenzflusses vertreiben. Am 11. Januar 1985 war sogar ein Schwan in der Salzach festgefroren.

Ebenfalls gefroren war die Salzach 1956, wie die Januar-Aufnahme des Kalenders „Burghausen in alten Bildern“ zeigt. Am 15. Februar 1956 heißt es im Burghauser Anzeiger „Die Salzach ist zu Eis erstarrt“. Temperaturen von minus 25 Grad hatten die Eisdecke der Salzach an manchen Stellen bis zu fünf Metern anwachsen lassen. Auch dieses Mal findet sich ein tierischer Zwischenfall. Acher Zöllner retteten eine Wildente und pflegten sie.

Daten

  • Quellgebiet: Kitzbüheler Alpen (2300 m ü. NN)
  • Mündung: in Haiming (344 m ü. NN) in den Inn
  • Höhenunterschied: 1956 m
  • Fließlänge: 225 km
  • Einzugsgebiet: 6700 km²
  • Mittlerer Abfluss an der Mündung: 250 m³/s
  • Gewässertyp: Dealpiner Fluss
  • Biologische Gewässergüteklasse: II (mäßig belastet)
  • Sauerstoffsättigung: während der letzten 3 Jahre 87 bis 118 %
  • PH-Wert: 7,5 bis 8
  • Härtegrad: 10,0 bis 11,5 Grad deutscher Härte
  • Nitratgehalt: 1 - 5 mg/l
  • Nitritgehalt: kleiner 0,05 mg/l
  • Ammoniumgehalt: kleiner 0,2 bis 0,2 mg/l

Literatur

  • Günter Geiß: Wasserlandschaften- zwischen Inn und Salzach. Druckerei Schwarzfischer, aktualisierte Auflage, S. 40-43
  • PNP: Erinnerungen an wirklich kalte Winter: Als die Salzach im Eis versank. In: Passauer Neue Presse vom 13. Januar 2009 (S. 27)

Salzachbilder von Hadermark über Kreuzfelsen bis Innspitz

Weblinks

Gewässer zwischen Inn und Salzach

Wasserlandschaft: InnspitzFlüsse: Salzach, Inn, AlzBäche: TürkenbachSeen: Wöhrsee, Marktler Badesee

Lacken: Peracher Lacke, Gunschlacke, Seibersdorfer Lacke, Engelmannlacke, Biermeier Lacke, Haunreiter Lacke, Deindorfer Lacke
Dies ist ein ausgezeichneter Artikel.
Diesem Artikel wurde am 23. Juli 2010 das Prädikat „Ausgezeichneter Artikel“ verliehen.