Schäfflergruppe Landau a.d.Isar

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Zwei Schäffler treiben einen Reifen auf ein Bierfass.
Eine Tanzgruppe beim Üben für das 100-jährige Jubiläum 2010. (Foto: Birgmann)

Die Schäfflergruppe Landau a.d.Isar ist eine Tanzgrupppe aus Landau an der Isar, die auf einem Münchner Brauch basiert. Sie ist eine Sparte des Turnvereins Landau a.d.Isar 1862 e.V. und feierte 2010 100-jähriges Bestehen.

Geschichte

Im Jahr 1517 tanzten Schäfflermeister und Gesellen (Fassbinder) zum ersten Mal in München. Damals wollten sie die Bevölkerung nach der Pest wieder aus ihren Häusern locken. Seit 1760 wird der Schäfflertanz in München im siebenjährigen Turnus aufgeführt. Nach alter Tradition gehörte der erste Tanz der Schäffler immer dem Landesherrn persönlich, dem Kurfürsten oder bayerischen König. In Ermangelung eines solchen tanzten die Schäffler auch schon mal für den örtlichen Bürgermeister oder den Bezirksamtmann, als staatlichen Vertreter des wittelsbachischen Herrscherhauses. Heute schwingt ein Landauer Schäffler gekonnt die Reifen für den Landrat, in der Hoffnung, dass er ein entsprechendes „Tanzlgeld“ springen lässt.

Der Schäfflermeister Georg Eixenberger brachte 1910 den Münchner Brauch in seine Heimatstadt Landau an der Isar. Daraufhin tanzten die Landauer 1921, 1928 und 1935. In den Wirren des Zweiten Weltkrieges mussten die TVler eine Pause einlegen bevor es 1950 weiterging. Bei der Premiere nach dem Krieg waren 29 Tänzer. Sie liehen sich dafür von den Eichstätter Schäfflern das Gewand aus, weil sie selber noch keines hatten. 1956 bekamen die Tänzer ihre eigenen Kleider.

Es ist kein Zufall, dass Landau ein Standort einer Schäfflertanzgruppe ist. Der Schäfflertanz wurde ursprünglich nur von gelernten Schäfflern getanzt. Es mussten Gesellen sein, und keine Meister. Sie durften zudem nicht die Söhne von ortsansässigen Schäfflermeistern sein. Außerdem mussten sie noch unverheiratet und bartlos sein. Um den Schäfflertanz aufzuführen, brauchte man also ein gewisses Reservoir von Schäfflern vor Ort. Viele Schäffler gab es erfahrungsgemäß dort, wo man viele Fässer brauchte. Landau besitzt eine lange Brautradition.

Gerhard Drewanz, der als Fassmacher bei der Brauerei Krieger sein Brot verdiente, und in Landau lebte, entwickelte den bis heute genutzten Zunftkrug der Landauer Schäffler. Urvater der Landauer Schäffler war Fassbindermeister Georg Eixenberger (1869 - 1920), der von München kommend, den Schäfflertanz nach Landau brachte.

Die Schäffler identifizieren sich mit ihrer Heimat und der Geschichte Bayerns. Sie bewahren und pflegen eine wertvolle Tradition und ein mittelalterliches Brauchtum.

Auftritte

2005 haben die Schäffler in der Stadt und den Gemeinden am Faschingswochenende das letzte Mal getanzt. Außerhalb des siebenjährigen Turnus tanzen die Schäffler im Februar 2010, für ihre eigene 100. Jubiläumsfeier in der Bergstadt. 2012 soll dann wieder getanzt werden, um den Turnus beizubehalten.

100-Jähriges Jubiläum 2010

Ein Festabend findet 2010 eine Woche vor dem Volksfest statt, und am Volksfestsonntag ist der Höhepunkt geplant. Vormittag feiern die Schäffler den Festgottesdienst und am Nachmittag folgt ein Sternmarsch zum Mühlbauerparkplatz am Isarturm. Zwanzig Schäfflergruppen mit rund 400 Teilnehmern werden in Landau erwartet. Drei Vereine tanzen nach dem Sternmarsch auf einer Bühne auf dem Parkplatz und mit allen Teilnehmern wird anschließend ins Volksfest marschiert und dann natürlich getanzt.

Ablauf der Auftritte

Die Tanzschritte sind einfach, schwierig ist hingegen die Abfolge der einzelnen Figurtänze nach dem Vorbild des original Münchner Schäfflertanzes. Spirale, Große Laube, Kreuz, Kleine Laube, Krone und Metzgersprung folgen nacheinander auf den einzelnen Plätzen der Stadt und dauern etwa 30 Minuten. Es sind dabei: 16 Tänzer mit Vortänzer, zwei Faßlschläger, zwei Reifenschwinger, ein Kronenträger, zwei Buttengretln und zwei Clowns. Die zwei Faßschläger treiben mit einem Spezialwerkzeug, Binderkammer und Schlegl symbolisch einen Reifen auf ein Bierfass.

„Aber heit is koid, aber heid is koid, aber heid is sapramentisch koid“, singen die Schäffler dann aus voller Kehle und der Höhepunkt ist immer die Aktion der Reifenschwinger. Auf einem Fass stehend wird mit jeder Hand der Reifen wie eine Acht geschwungen – mit einem Schnapsglas in der Mitte.

Kulturförderpreis 2010

Die Schäfflertanzgruppen aus Landau und Frontenhausen wurden als Preisträger des Deutschen Kulturförderpreises 2010 ausgewählt. Offiziell verliehen wurde ihnen der Preis am 22. Februar 2010. Die beiden Schäfflertanzgruppen haben in ihrer Struktur, ihrer Präsenz, in ihrem kulturellen Auftrag und ihrem Selbstverständnis viel gemeinsam.

Ähnlichkeiten

Eine große Ähnlichkeit beider Gruppen ist ihr Schäfflerg‘wand. An die Füße gehören schwarze Haferl- oder Spangenschuhe. Dazu trägt man weiße Strümpfe, eine schwarze, knielange Bundhose, von den Schäfflern auch „Überfallhose“ genannt. Um die Hüfte wird die blaue Schärpe gebunden mit dem Knoten auf der linken Körperseite. Die Bauchschärpe trägt das Vereinszeichen des TV Landau und dessen Gründungsjahr 1862.

Die Frontenhausener tragen keine Schärpe. Bei den Frontenhausener Schäfflern ist der Dreieckschurz aus Stoff und weiß, bei den Landauern aus Leder. Darüber wird der rote Janker mit Goldborte und mit silbernen Knöpfen angezogen. Am Hemdkragen sitzt die schwarze Schleife. Als Kopfbedeckung dient die grüne Kappe. Die Landauer haben oben dazu noch eine Feder aufgesteckt. Die Gewänder wurden nach Münchner Tradition angefertigt. Die Schäfflergruppe Frontenhausen wurde 1866 gegründet.

Kontakt

Schäfflergruppe Landau a.d.Isar
c/o Richard Thurl
94405 Landau

Telefon: 09951/6366
Fax: 09951/2470

E-Mail: richard.thurl-krankengymnast@t-online.de
Internet: www.schaeffler-landau.de

Literatur