Schwarzmund-Grundel

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Eine Schwarzmund-Grundel, gefangen in der Donau 2010. Foto: Geisler

Die Schwarzmund-Grundel (Neogobius melanostomus, auch Apollonia melanostomus) ist ein Fisch aus der Familie der Grundeln (Gobiidae). Sie hat sich in wenigen Jahren derart verbreitet, dass sie heute offenbar ein Mehrfaches des gesamten übrigen Fischbestands der Donau bei Passau ausmacht. Auf einem Angelausflug im September 2010 gingen viermal so viele Grundeln wie alle anderen Arten zusammen ins Netz.

Merkmale

Die 15 bis 25 Zentimeter lange Schwarzmund-Grundel hat entlang der Seitenlinie eine Reihe länglicher dunkler Flecken. Vom Mundwinkel bis zum Auge besitzt sie zudem eine dunkle Zeichnung. Auf der vorderen Rückenflosse befindet sich ein sehr auffälliger, schwarzer Augenfleck. Während der Laichzeit sind männliche Schwarzmund-Grundeln vollständig schwarz gefärbt.

Vorkommen

Die Schwarzmund-Grundel ist aus dem Donau-Mündungsgebiet zugewandert. Das Delta liegt in Rumänien und der Ukraine. Auch in der ebenfalls ins Schwarze Meer mündenden Wolga ist die Grundel daheim. Ihre ausgedehnten Donaukreuzfahrten unternimmt sie per Schiff: Sie hat einen Saugnapf, mit dem sie sich nicht nur an Steine auf dem Gewässergrund heften kann, sondern auch an Schiffsrümpfe. Davon hat sie als blinder Passagier reichen Gebrauch gemacht. Sie frisst Allerlei, bevorzugt Laich und Brut anderer Fische. Ein Rezept gibt es weder gegen die Grundeln noch für sie, denn als Speisefisch taugen sie nicht. Zur Nutzung ist der Fisch zu klein. In östlichen Ländern wurde er zwar schon wie Hering etwa zu Tomatenfisch in Dosen verarbeitet, was den Bestand im Herkunftsgebiet tatsächlich eindämmte. Doch bei uns sind industriell verwertete Grundeln in Dosen kaum denkbar.

In Passau wurde 1985 erstmals die Marmorierte Grundel (Proterorhinus marmoratus) festgestellt, die heute weitgehend wieder verschwunden ist. 1999 wurde zudem die Kessler-Grundel (Ponticola kessleri) entdeckt. Der große Einschnitt für die heimischen Donaufische kam 2004 mit der Ankunft der Schwarzmund-Grundel. In kurzer Zeit drängte sie die heimischen Arten zurück. Die Grundel dezimierte neben Friedfischen wie Rotauge, Weißfisch, Karpfen und Brachse auch den Bestand an Räubern wie Waller, Zander, Hecht und Barsch. Dafür ist die Grundel zwar selbst Beute der Raubfische, doch es hat wohl einige Jahre gedauert, bis die sich auf den Neuankömmling umstellten und ihn ihrerseits auf den Speiseplan nahmen. Nach Eindrücken der Experten (Stand 2010) könnten die Raubfische sich mittlerweile etwas erholt haben.

Begutachtung

Vom Landwirtschaftsministerium über die Fachberatungen für Fischerei bei den Bezirken bis zum Landesfischereiverband Bayern werden die Bestände im Hinblick auf die Grundel erhoben. Das geschieht durch elektrisches Abfischen mit 600 Volt Gleichstrom. Elektro-Fang ist nur mit behördlicher Genehmigung erlaubt. Am Boot wird eine Kathode ins Wasser getaucht, am Kescher befindet sich die Anode. Die Fische werden wie vom Magneten angezogen und mit dem Kescher an Bord in Wannen geholt. Sie werden gezählt, vermessen und - außer die Grundeln - wieder eingesetzt. Die Grundeln gehen ein, ihr Zurücksetzen ist seit 1. Juli 2010 zur Abwehr einer weiteren Schädigung der Artenvielfalt verboten, weil sie eine invasive Art nach dem Bundesnaturschutzgesetz sind. Bei der Arbeit in der Zille Mitte September 2010 wurde insgesamt drei Kilometer am Ufer abgefischt. Nach den ersten 200 Metern waren in der Wanne: 14 Rotaugen, 11 Barsche, 7 Nerflinge, 2 Aitel, 1 Laube - sowie 4 Kessler- und 130 schwarzmäulige Grundeln.

Literatur

Weblinks