Sebastian Frankenberger

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Sebastian Frankenberger im Jahr 2010

Sebastian Frankenberger (* 17. September 1981 in Passau) ist ein deutscher Politiker, der von November 2010 bis November 2014 Bundesvorsitzender der ÖDP war. Überregionale Bekanntheit erlangte er 2009 als Initiator des erfolgreichen Volksbegehrens „Für echten Nichtraucherschutz!“ in Bayern.

Leben und Wirken

Schule und Studium

Frankenberger besuchte von 1992 bis 2001 das Adalbert-Stifter-Gymnasium Passau, wo er auch Schulsprecher war und welches er mit dem Abitur abschloss. Von 2000 bis 2001 war er zudem niederbayerischer Bezirksschülersprecher. Nach seinem Abitur studierte er zunächst Lehramt Gymnasium mit den Fächern Mathematik und Physik in Regensburg, seit 2003 schließlich Theologie an der Universität Passau.

Im Jahr 2002 war er Pressesprecher der Regensburger Universitätsfachschaften sowie von Herbst 2004 bis 2006 studentischer Senator der Universität Passau. 2006 wurde er zum Pfarrgemeinderatsvorsitzenden seiner Heimatpfarrei St. Josef – Auerbach gewählt und im Stadtdekanat Passau zum stellvertretenden Dekanatsratsvorsitzenden. Im selben Jahr erfuhr er jedoch, dass der von ihm angestrebte Beruf des Pastoralrefenrenten im Bistum Passau nicht mehr benötigt werde. Seit 2003 Stadtführer beim Passauer Stadtfuchs, ließ er sich 2007 in Linz zum staatlich geprüften Austria Guide ausbilden und gründete daraufhin mit einigen Mitarbeiterinnen den StadtLux in Linz. Seither macht er Kostüm-Theater Stadtführungen in Linz, Salzburg, Wien und Prag.

Politisches Engagement

Lange Zeit war Frankenberger Vorsitzender der Schüler Union Passau, einer Unterorganisation der CSU/JU. Im Frühjahr 2004 trat er jedoch der Ökologisch-Demokratischen Partei bei und war seither Sprecher der Jungen Ökologen Passau-Stadt. Ab Sommer 2004 arbeitete er auch in der ÖDP-Landesgeschäftsstelle mit, war Mitglied des Jugendbeirats und von 2008 bis Ende 2010 außerdem stellvertretender Geschäftsführer der ÖDP Bayern. Bei der Passauer Stadtratswahl 2008 kandidierte er schließlich erfolgreich für die ÖDP auf Listenplatz 6. Bei der Bezirkstagswahl im gleichen Jahr trat er auch als Direktkandidat für den Stimmkreis Passau-Ost an, hierbei jedoch ohne Erfolg.

Im Jahr 2009 initiierte er mit Erfolg das Volksbegehren „Für echten Nichtraucherschutz!“ in Bayern. In der Folge gilt seit 1. August 2010 in allen Festzelten, Bars, Diskos und Kneipen ein striktes Rauchverbot. Frankenberger erlangte durch das Volksbegehren bundesweit Bekanntheit. Als einer der Hauptinitiatoren waren jedoch auch Morddrohungen und Hausverbote von vielen Seiten keine Seltenheit. Mitte August 2010 hatte er schließlich eine einjährige Bierzelt-Pause angekündigt. Zu groß der Zorn, der Hass, die Wut, die dem Passauer entgegenschlugen, wenn er auf diversen Festen auftauchte. Für die Wiesn 2010 brach er sein Abstinenz-Gelübde. Seine Begründung: Er habe sein Versprechen nicht gebrochen, da er doch auf der historischen Wiesn war und nicht auf dem Oktoberfest selbst. Wie die Münchner „tz“ berichtet, machte sich Frankenberger später doch noch auf zum großen Oktoberfest. Rein beruflich, natürlich: Der Politiker hatte einen Termin mit münchen.tv im Hofbräuzelt. Dort hat Frankenberger den bayerischen Volkszorn mit beleidigenden Zurufen zu spüren bekommen.

Auf dem 41. Bundesparteitag der ÖDP am 13. November 2010 in Regensburg setzte er sich gegen zwei Mitbewerber durch und wurde zum Parteivorsitzenden gewählt. Am 29. Januar 2011 überraschte er mit der per Facebook verbreiteten Meldung, sein Mandat als Passauer Stadtrat niederzulegen. Der Grund für den Rücktritt sei Zeitmangel, sagte Frankenberger. Durch seine neue Aufgabe als ÖDP-Bundesvorsitzender sei er nur noch selten in Passau. Die Entlassung erfolgte im Februar, für Frankenberger rückte Dr. Claudia Faßbender in den Stadtrat nach.

Im Juni 2011 beteiligte sich Frankenberger erfolgreich an einem Weltrekordversuch. Mit sechs weiteren Teilnehmern diskutierte er 44 Stunden lang über das Thema „Muss Deutschland sich neu erfinden?“. Im August 2011 erschien sein Buch „Volk, entscheide! − Visionen eines christlichen Polit-Rebells“. [1]

Im März 2012 sagte Journalist Wolfgang Herles in der Talkshow Unter den Linden des TV-Nachrichtenkanals Phoenix: „Ich kenne Wutbürger, die mir absolut nicht behagen – nehmen wir diesen wildgewordenen Jungfaschisten, grün angestrichen, der in Bayern ein radikales Rauchverbot per Volksbefragung durchgesetzt hat.“ und „Ich mag nicht diese illiberalen Leute, die den anderen die Freiheit nicht gönnen, sich so zu verhalten, wie sie wollen.“ Da zeige sich „ein grüner Faschismus“.[2] Gegen die Bezeichnung „wildgewordener Jungfaschist“ bewirkte der so titulierte Frankenberger eine strafbewehrte Unterlassungserklärung.[3]

Eine Welle der Kritik löste er im September 2012 mit seinen Äußerungen über den Passauer Bischof Wilhelm Schraml in der ZDFkultur-Talkshow Roche und Böhmermann aus, als er über ihn sagte: „Wenn Jesus heute leben würde, würde er ihn als Pharisäer bezeichnen und aus der Kirche rausschmeißen.“[4] Elf bekannte ostbayerische ÖDP-Mandatsträger – darunter Urban Mangold, Josef Thalhammer, Anita Hofbauer, Sepp Rettenbeck und Günther Iglhaut – distanzierten sich in Folge dessen von Frankenbergers Äußerungen, den sowohl Rücktrittsforderungen als auch positive Rückmeldungen erreichten. In einem offenen Brief an den Bischof verteidigte sich Frankenberger später damit, dass der Ausdruck Pharisäer kein Schimpfwort sei, „sondern die Bezeichnung einer Glaubensgruppe, die kleinkariert die Gesetze über die Nächstenliebe stellt.“[4] Zudem herrsche eine Atmosphäre der Angst und des Schweigens in der Diözese Passau. Die Pfarrei Passau – St. Paul untersagte ihm in der Folge die weitere Tätigkeit als Lektor und Kommunionhelfer.

Bei der Wahl zum Bayerischen Landtag 2013 kandidierte Frankenberger ohne Erfolg als Direktkandidat im oberbayerischen Stimmkreis 108 München-Schwabing. Bei der Europawahl 2014 verpasste er auf Listenplatz 2 für die ÖDP knapp den Einzug ins Europaparlament. Am 15. November 2014 stellte er sich beim Bundesparteitag der ÖDP in Erlangen seiner Wiederwahl als Bundesvorsitzender. Bei drei Gegenkandidaten erhielt er nur 39,5 Prozent der Stimmen und wurde damit nach 4 Jahren Amtszeit abgewählt. Seine Nachfolgerin wurde Gabriela Schimmer-Göresz. Im Februar 2015 gab Frankenberger seinen Austritt aus der ÖDP bekannt.

Galerie

Einzelnachweise

  1. Artikel auf PNP-Online: Frankenberger-Buch auf dem Markt
  2. – Frankenberger in TV-Show als „Jungfaschist“ beleidigt – Merkur Oline
  3. – Pressemitteilung ÖDP vom 17. April 2012 – Webseite des ÖDP Bundesverbandes
  4. 4,0 4,1 Helmut Weigerstorfer: Frankenberger: Offener Brief an den Bischof. In: Passauer Neue Presse vom 24. September 2012 (S. 8)

Literatur

Weblinks