Spanischer Erbfolgekrieg

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Das Denkmal zur Schlacht von Aidenbach am Reschendobl bei Aidenbach

Der Spanische Erbfolgekrieg wurde von 1701 bis 1714 um das spanische Erbe geführt. Er hinterließ auch gravierende Spuren in Niederbayern und im heutigen Landkreis Altötting.

Vorgeschichte

Zum Ausbruch des Krieges führte der Tod des letzten spanischen Habsburgers, des kinderlosen Königs Karl II. von Spanien. Sein Erbe beanspruchten aufgrund verwandtschaftlicher Beziehungen sowohl Kaiser Leopold I. für seinen Sohn Karl als auch der französische König Ludwig XIV. für seinen Enkel Philipp von Anjou. Beide Parteien verfügten über bedeutende Verbündete. Der bayerische Kurfürst Max Emanuel, dessen Sohn und aussichtsreicher Mitbewerber Joseph Ferdinand 1699 verstorben war, stellte sich 1701 auf die Seite Frankreichs.

Verlauf

Frühe Kriegsjahre

Am 8. Oktober 1701 erklärte Johann Philipp Graf von Lamberg im Namen von Kaiser Leopold I. in Regensburg den Reichskrieg gegen Max Emanuel. Nach einigen Erfolgen des Kurfürsten und der Franzosen im Westen Bayerns entband der Kaiser am 19. November 1702 die Bayern von Eid und Pflicht gegen Max Emanuel. Am 29. November 1702 erfolgte die Kriegserklärung Österreichs an Bayern.

Am 4. Januar 1703 plünderte die österreichische Besatzung von Schloss Neuburg am Inn das bayerische Kloster Vornbach. Ein starkes polnisch-sächsisches Korps unter Generalleutnant Matthias Baron von der Schulenburg rückte über Linz und Passau in den Bayerischen Wald ein, bezog in Zwiesel Quartier und eroberte von hier aus den oberen Bayerischen Wald. Die Propstei Rinchnach wurde verwüstet.

Doch Max Emanuel zog schnell heran und schlug die Österreicher am 21. März 1703 südlich von Eisenbirn bei Münzkirchen im Innviertel. Nach der Besetzung von Schloss Neuburg am Inn eilte er in die Oberpfalz, um sich den dortigen Gegnern zu stellen, dann nach Tirol. Inzwischen konnten die Österreicher Vilshofen und Fürstenzell einnehmen, ebenso Neuburg am Inn und das Kloster Vornbach. Geiselnahmen und entsprechende Kontributionsforderungen waren nicht selten. Für den entführten Abt Wolfgang II. Islinger von Kloster Vornbach wurden 10.000 Gulden Kontribution verlangt, doch Fürstbischof Johann Philipp Graf von Lamberg erreichte eine Ermäßigung auf 4.000 Gulden.

Anfang 1704 konnte Max Emanuel nach kurzer Beschießung die Stadt Passau einnehmen. Damit beherrschte der Kurfürst die Donau von Ulm bis Passau. Doch am 13. August 1704 unterlag das bayerisch-französische Heer in der gewaltigen Schlacht bei Höchstädt (Schwaben) den vom Herzog von Marlborough und Prinz Eugen geführten Truppen des Kaisers und seiner Verbündeten. Vier Tage später, am 17. August 1704, übertrug der nach Frankreich geflüchtete Kurfürst die Regentschaft in Bayern an seine Gemahlin Therese.

Nach der Schlacht von Höchstädt

Am 7. November 1704 kam ein Vertrag zustande, der die Kurfürstin im Besitz des Rentamtes und der Stadt München beließ. Alle festen Plätze dagegen mussten ausgeliefert, alle Offiziere und Mannschaften abgedankt werden. In Landshut wurde Maximilian Karl Graf von Löwenstein-Wertheim als Statthalter eingesetzt. Die Beamten mussten dem Kaiser huldigen.

Das Land wurde von kaiserlichen Truppen besetzt. Um die Soldaten zu ernähren, wurde der Bevölkerung überall das letzte Saatgut weggenommen. Es handelte sich nicht nur um Österreicher, so waren vom 2. September bis zum 23. Oktober 1704 im Markt Zwiesel königlich dänische Truppen vom Herbonschen Regiment einquartiert, und 1705 lagen in Zwiesel brandenburgische Husaren und preußisches Militär anderer Waffengattungen.

Nach dem Tod von Kaiser Leopold I. am 5. Mai 1705 wurde dessen Sohn Joseph I. sein Nachfolger. Großen Verdruss bereiteten die teils mit Versprechungen, teils mit Gewalt vorgehenden Truppenaushebungen. Doch selbst die Anordnung, alle jungen Männer hätten zur Musterung nach Schloss Griesbach zu kommen, hatte nicht den gewünschten Erfolg, da viele in die Wälder flüchteten.

Der nach München umgezogene kaiserliche Statthalter erließ deshalb am 15. Juni 1705 ein neues Mandat, wonach 12.000 Söhne des Landes binnen sechs Wochen zum Waffendienst in kaiserlichen Regimentern ausgehoben werden sollten. Immer vier Bauernhöfe mussten einen Mann stellen. Überall durchstreiften fremde Soldaten das Land, um die flüchtigen Bauernsöhne aufzugreifen.

Der Volksaufstand

Doch nun brach ein Aufstand aus, an dem Niederbayern einen beträchtlichen Anteil hatte, denn hier arbeiteten viele ehemalige kurbayerische Soldaten als Bauernknechte. Sie wanderten sonntags von Dorf zu Dorf, wiegelten die Bauern auf und lehrten sie den Umgang mit Waffen. Ein angeblich vom Kurfürsten stammender, in Wirklichkeit aber gefälschter Aufruf veranlasste zahlreiche junge Männer, darunter Johann Georg Meindl, Georg Sebastian Plinganser, Johann Hoffmann und Lorenz Sedlmayr, sich den Aufständischen anzuschließen.

Ab Oktober 1705 widersetzten sich Bauern und Bürger den obrigkeitlichen Anordnungen. Am 8. Oktober 1705 wurde ein Rekrutierungskommando aus Rotthalmünster und Kößlarn vertrieben. Die Aufständischen überfielen den Markt Pfarrkirchen und verwüsteten Schloss Reichenberg sowie Schloss Neudeck. Auch in Eggenfelden und Triftern kam es zur Rebellion. Der Pfleger auf Schloss Griesbach dagegen war geflohen, und der Kastner zog rechtzeitig die Zugbrücke hoch. Der Pfarrer von Reutern wurde entführt und erst gegen ein stattliches Lösegeld freigelassen. In Birnbach überwältigten Rebellen die österreichischen Soldaten und hielten sie im Kloster Asbach gefangen. In Marktl plünderten sie die kaiserliche Post. Vom 14. November bis zum 4. Dezember 1705 eroberten sie die festen Städte Braunau, Burghausen und Schärding. In Burghausen setzten sie eine kurfürstliche Regierung ein, von wo aus sie fast das ganze Land zwischen Isar und Inn beherrschten. Am 21. Dezember 1705 trafen sich im Stadtquartier des Freiherrn von Paumgarten im Gasthof Breuninger in Braunau am Inn Vertreter der vier Stände Adel, Klerus, Bürger und Bauern. Den ehemaligen kurbayerischen Kanzler, Freiherrn von Prielmayr, erklärten sie zum Präsidenten. Der österreichische Oberst de Wendt konnte nichts dagegen ausrichten.

Am 12. Dezember 1705 wurde auf Betreiben der Adligen in Anzing (Oberbayern) ein zehntägiger Waffenstillstand vereinbart. Noch in der Nacht vom 12. auf den 13. Dezember entriss Metzgermeister Matthias Kraus den Österreichern die Stadt Kelheim. Nach fünf Tagen waren diese jedoch wieder Herren der Stadt. In der Nacht zum 25. Dezember 1705 wurden in der berüchtigten Sendlinger Mordweihnacht etwa 3.000 oberbayerische Bauern von den Truppen des österreichischen Generals Georg Friedrich Freiherr von Kriechbaum niedergemacht.

Am 28. Dezember 1705 konnte Oberst d’Arnau Vilshofen den Aufständischen entreißen. Ab 1. Januar 1706 rückte Kriechbaum mit 1.200 Mann über Neumarkt und Eggenfelden auf Aidenbach zu, wo sich etwa 7.000 aufständische Bauern befanden. Sie wurden in der Schlacht von Aidenbach am 8. Januar 1706 vernichtend geschlagen.

Am 11. Januar 1706 reiste eine Deputation des Landesdefensionskongress zu Friedensverhandlungen nach Salzburg. Ihr gehörten neben Bürgermeister Franz Dürnhardt die Freiherrn von Paumgarten und von Prielmayr, Bürgermeister Georg Ludwig Harter von Burghausen und der Bauer Franz Nagelstätter an. Am 13. Januar wurde Schärding, am 16. Januar Cham, am 17. Januar Braunau den Kaiserlichen übergeben und am 18. Januar 1706 kapitulierte Burghausen als letzte Stadt, die sich noch in der Hand der Landesdefension befand. Rebellische Orte wie Birnbach und Triftern wurden eingeäschert, während sich die meisten Gemeinden dem kaiserlichen Regiment unterwarfen.

Späte Kriegsjahre

Der Spanische Erbfolgekrieg zog sich noch bis zum Frieden von Utrecht im Jahr 1714 hin. Die österreichische Besatzung herrschte weiterhin in Bayern. Truppen mussten verpflegt und einquartiert werden, und die Soldatenwerber zogen nach wie vor durch das Land. Auf Kaiser Joseph I. folgte 1711 dessen Bruder Karl VI. 1714 brach die Pest aus. Das verkleinerte Spanien ging schließlich an Philipp von Anjou. 1715 kehrte Kurfürst Max Emanuel nach München zurück.

Literatur

  • Otto Denk, Josef Weiß: Unser Bayerland. München, Allgemeine Verlagsgesellschaft, 1906
  • Oswin Rutz: Das Land an Rott und Inn. Ein Lesebuch zur Geschichte, 2. verbesserte Aufl. 2015, Landkreis Passau, Kulturreferat, ISBN 3-939723-39-4
  • Josef Schaller: Chronik Zwiesel und Umgebung, Verlag A. Maier, Zwiesel, 1993

Weblinks