Sprachatlas von Niederbayern

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Der Sprachatlas von Niederbayern ist ein 2010 vollendetes Teilprojekt des „Bayerischen Sprachatlasses“. Es wurde seit 1991 im Wechsel von der Deutschen Forschungsgemeinschaft, dem Bayerischen Wissenschaftsministerium und der Universität Passau gefördert. Ziel war es hierbei, eine thematisch und geographisch geordnete Dokumentation der Basisdialekte Bayerns anzufertigen. Entstanden ist dabei ein unverzichtbares Instrument zur weiteren sprachgeographischen und -geschichtlichen Erforschung Bayerns.

Federführend an der Erstellung des Atlasses beteiligt war Lehrstuhl für Deutsche Sprachwissenschaft an der Universität Passau mit Projektbetreuerin Dr. Rosemarie Spannbauer-Pollmann.

Über den Sprachatlas

Der Sprachatlas von Niederbayern zählt insgesamt mehr als 3.000 Seiten, verteilt auf sieben Bände. Diese befassen sich mit den Konsonanten, der Formenlehre von Nomen und Verb sowie der Syntax der niederbayerischen Dialekte. Zwei Bände geben Einblick in die Wortschatzbereiche „Der Mensch und sein Umfeld“ sowie „Zugtiere und Transportmittel, Wald und Holz“. Der letzte Kartenband behandelt die Vokale in der Region, erzählt Dr. Rosemarie Spannbauer-Pollmann, die gemeinsam mit ihren Projektkollegen Alois Dicklberger, Elfriede Holzer und Beate Daniel „unendlich viel Datenmaterial“ für das Werk gesammelt hat. Ein Zeichen für die beeindruckende Sprachvielfalt in der Region.

Hinter dem Projekt verbirgt sich jahrelange zeitaufwändige Recherche: Die Sprachwissenschaftler gingen zu den so genannten Gewährspersonen, den Befragten, nach Hause, setzten sich einen halben Tag lang mit ihnen an einen Tisch - und gingen Frage für Frage aus dem umfangreichen Katalog durch. 882 Mundartsprecher aus dem Raum Niederbayern kamen so am Ende zusammen. „Dass sie als Gewährspersonen ausgewählt wurden, mussten sie an dem jeweiligen Ort geboren und mindestens 60 Jahre alt sein“, erklärt die aus Altreichenau stammende Dialektforscherin. Die Zusammenkünfte in den letztlich 221 Dörfern mit den Projekt-Teilnehmern zählten dabei zu den schönsten Momenten der Feldforschung. „Die Mehrheit musste auch nicht lange davon überzeugt werden, mitzumachen“, erinnert sich die Projektleiterin. Je Gemeinde seien durchschnittlich etwa zehn Sitzungen nötig gewesen. „Wir waren unterwegs als eine Art Pioniere, die Arbeit machte sehr viel Spaß.“

Nebenher entstanden viele weitere „einmalige“ Projekte, wie etwa der sprechende Sprachatlas „Bayerischer Wald und Böhmerwald“ – eine CD, auf der Menschen aus 64 Orten im niederbayerischen Grenzgebiet zu hören sind. Auf einer digitalen Landkarte kann man sich dabei von Ort zu Ort und Hörprobe zu Hörprobe klicken. „Bisher ist jedoch nur die Hälfte der über eine Million Daten aus den Fragebüchern in den sieben Bänden ausgewertet worden“, sagt Spannbauer-Pollmann. Es gebe also noch genug zu tun.

Literatur