Pascalina Lehnert

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Sr. Pascalina im Gespräch mit Papst Johannes Paul II.

Sr. Pascalina Lehnert, geborene Josephine Lehnert, (* 25. August 1894 in Ebersberg; † 13. November 1983 in Wien) war eine deutsche Ordensschwester (Heilig-Kreuz-Orden) sowie Haushälterin und Assistentin von Papst Pius XII. Diesen begleitete die Klosterfrau vierzig Jahre lang, zunächst in München, dann im Vatikan. Dort wurde sie wegen ihres außergewöhnlichen Einflusses bisweilen sogar „La Papessa“ – die Päpstin – genannt.

Leben und Wirken

Anfänge

Mit 19 Jahren trat Josephine Lehnert als Sr. Pascalina 1913 in den Altöttinger Heilig-Kreuz-Orden ein. Es war ein kurzer Aufenthalt in der Wallfahrtsstadt. Denn 1918 wurde die gebürtige Ebersbergerin nach München zum Hausdienst beim damaligen päpstlichen Nuntius Eugenio Pacelli abgeordnet. Schnell stieg sie im Ansehen des späteren Papstes. Sie kümmerte sich 1925 um den Umzug des Nuntius nach Berlin und vier Jahre später, als Pacelli Kardinalstaatssekretär wurde, um den Wechsel nach Rom. Zupackend und energisch soll Sr. Pascalina gewesen sein, diskret, aber wenig diplomatisch. „Sie war eine einfache Persönlichkeit, die es auf sich genommen hat, den Leuten klipp und klar ins Gesicht zu sagen, was sie von manchen Sachen dachte“, meint Historikerin Martha Schad.

Aufstieg im Vatikan

Als Papst Pius XI. 1939 starb, einigten sich die Kardinäle auf Pacelli als Nachfolger. Mit ihm stieg auch die Altöttinger Ordensfrau in höchste Ämter. Formal blieb sie Haushälterin, doch die Grenzen zwischen Haushalt und Assistenz in amtlichen Angelegenheiten verwischten, will Schad herausgefunden haben. Sie war eine Mittlerin zwischen dem Heiligen Vater und vielen, die mit Bitten zu ihm kamen. Sr. Pascalina wurde eine feste Größe im Vatikan. Schon zu ihren Lebzeiten wurde spekuliert, wie groß ihr Einfluss auf den Papst tatsächlich war. Im Vatikan wurde sie bisweilen „La Papessa“ – die Päpstin – genannt. Wie mächtig Sr. Pascalina war, verdeutlicht das Beispiel, als sie der leiblichen Schwester des Papstes den Zutritt zum Zimmer, in dem der Papst krank im Bett lag, verweigerte.

Nachdem ihr Dienstherr zum Papst gewählt worden war, war die Klosterfrau für dessen Terminkalender verantwortlich. Ihr oblag die Macht, Audienzen zuzulassen oder Besuche beim Papst zu verhindern. Sr. Pascalina kümmerte sich aber auch um praktische Dinge. So reinigte sie nach jeder Audienz die rechte Hand von Pius XII. und dessen viel geküssten Fischerring. Vierzig Jahre lang begleitete die Klosterfrau den Nuntius und späteren Papst Pius XII.

Karitatives Engagement

In den Kriegsjahren und danach kümmerte sich Madre Pascalina um das 1944 gegründete päpstliche Hilfswerk „Pontificio Commissione Di Assistenza“ und leitete dort die persönliche Charité des Papstes. In großem Umfang organisierte die Ordensschwester Lastwagen-Kolonnen mit Medizin, Kleidung und Lebensmitteln für Krankenhäuser und Gefangenenlager. Aber auch in andere europäische Länder wurden Hilfsgüter verschickt. Bis 1958 – in diesem Jahr starb Papst Pius XII. – war Sr. Pascalina in dem Hilfswerk beschäftigt.

Autobiographie & Würdigung

1959 begann Pascalina Lehnert, ihre Autobiographie „Ich durfte ihm dienen: Erinnerungen an Papst Pius XII.“ zu schreiben. Veröffentlicht wurde das Buch, das die Ereignisse vom zweiten Weltkrieg ebenso beschreibt wie das Konsistorium 1946, erst 1982. Ein Jahr später verstarb Sr. Pascalina in Wien, nachdem sie an einer Feier zum 25. Todestag von Papst Pius teilgenommen hatte. Sie ruht im Campo Santo im Vatikan. Mehrere Kardinäle und Bischöfe kamen zu dem Requiem, auch Kardinal Joseph Ratzinger – der spätere Papst Benedikt XVI.

Für ihre Verdienste wurde Sr. Pascalina zu Lebzeiten mit vielen Auszeichnungen geehrt: 1958 überreichte ihr Papst Johannes XXIII. den Orden „Pro Ecclesia et Pontifice“, 1969 erhielt sie von Bundespräsident Gustav Heinemann das Bundesverdienstkreuz, 1980 überreichte ihr der bayerische Ministerpräsident Franz Josef Strauß den Bayerischen Verdienstorden, und 1981 bekam sie vom Bundespräsidenten von Österreich das Goldene Ehrenabzeichen für Verdienste um die Republik Österreich.

Zum 25. Todestag von Sr. Pascalina fand unter dem Motto „Eine Altöttingerin im Vorzimmer der kirchlichen Macht“ der Vortrag von Dr. Martha Schad aus Augsburg statt, die sich ausführlich mit dem Leben und Wirken von Sr. Pascalina beschäftigt und ihre Erkenntnisse in dem Buch „Gottes mächtige Dienerin“ niedergeschrieben hat.

Auszeichnungen

Literatur

  • Pascalina Lehnert: Ich durfte ihm dienen: Erinnerungen an Papst Pius XII. Würzburg 2001, ISBN 3885670414
  • Martha Schad: Gottes mächtige Dienerin. Schwester Pascalina und Papst Pius XII. München 2007, ISBN 3776625318
  • PNP: Im Vorzimmer der kirchlichen Macht. In: Alt- Neuöttinger Anzeiger vom 19. November 2008 (S. 19)

Weblinks

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Diesem Artikel wurde am 25. Juli 2010 das Prädikat „Ausgezeichneter Artikel“ verliehen.