Stefan Oster

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Stefan Oster vor der Bischofsweihe 2014

Dr. Stefan Oster SDB (* 3. Juni 1965 in Amberg, Oberpfalz) ist ein deutscher Dogmatiker und seit 2014 der 85. Bischof von Passau. Sein Wahlspruch lautet: „Victoria veritatis caritas“ (Der Sieg der Wahrheit ist die Liebe).

Leben und Wirken

Ausbildung, Beruf und Studium

Geboren wurde Stefan Oster am 3. Juni 1965 im Amberger Mariahilf-Krankenhaus und wuchs dann in der Oberpfalz auf: In Neunburg v. Wald hat er die Grundschule besucht und anschließend das Gymnasium in Amberg. Nach der Erstkommunion wurde er Ministrant an der Amberger Dreifaltigkeitskirche. Nach dem Abitur 1984 volontierte er bis 1986 als Zeitungs- und Rundfunkredakteur und war anschließend als Journalist tätig. Er arbeitete als Mitarbeiter bei der Deutschen Presseagentur und gehörte 1987 zu den ersten Moderatoren bei Radio Charivari. Gemeinsam mit Tilmann Schöberl machte Oster dort die Morningshow, war mit 22 Jahren stellvertretender Programmleiter und Nachrichtenchef. Als der neugegründete Radiosender Antenne Bayern anfragte, ob er dort zu den ersten Stimmen „on air“ gehören wolle, schlug Oster das Angebot jedoch aus. Stattdessen begann Oster 1988 ein Studium der Philosophie, Geschichte und Religionswissenschaften an den Universitäten in Regensburg und Kiel sowie in Keele und Oxford (England), das er 1993 als Master of Studies (Oxford), bzw. 1994 als Magister Artium (Regensburg) abschloss. Parallel dazu war er von 1990 bis 1991 Stipendiat im Erasmus-Programm der Europäischen Union sowie von 1990 bis 1994 Stipendiat der Begabtenförderung der Konrad-Adenauer-Stiftung.

Bei den Salesianern Don Boscos

1995 trat Oster in den Orden der Salesianer Don Boscos ein. Er wollte Christus entdecken – und Don Bosco, der Ordensgründer der Salesianer, beeindruckte ihn, erschien ihm als leuchtendes Vorbild: Helfen, dass der Mensch zum Menschen wird. Dass Salesianer besonderen Wert darauf legen, sich um die Jugend zu kümmern, mit ihnen Fröhlichkeit und Optimismus zu teilen, erleichterte die Entscheidung zum Ordenseintritt und zum Theologiestudium in Benediktbeuern. Dort studierte er von 1996 bis 2000 Theologie. Seine Ewige Profess legte er am 24. Juli 1999 ab, am 24. Juni 2001 wurde er zum Priester geweiht. Mit einer Arbeit über die Phänomenologie und Ontologie der Gabe bei Ferdinand Ulrich wurde er 2003 an der Theologischen Fakultät der Universität Augsburg promoviert. Danach war Oster von 2003 bis 2009 Dozent für Philosophie an der Philosophisch-Theologischen Hochschule (PTH) der Salesianer Don Boscos in Benediktbeuern und hielt Lehrveranstaltungen in Erkenntnistheorie, Metaphysik, Sprachphilosophie, Dialogphilosophie und Philosophie der Person. 2009 folgte die Habilitation im Fach Dogmatik an der Theologischen Fakultät Trier bei Rudolf Voderholzer. Noch im gleichen Jahr wurde Oster zum Ordentlichen Professor für Dogmatik und Dogmengeschichte an der PTH Benediktbeuern ernannt. Dies blieb er bis zur Einstellung des Lehrbetriebs der Hochschule im Sommersemester 2013. Als Dozent war Oster jedoch weiterhin an der Katholischen Stiftungsfachhochschule München, Abteilung Benediktbeuern, tätig und lehrte zeitweise auch an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) in München.[1]

Seine Lehrtätigkeit hielt den dynamischen Pater nicht davon ab, im Clownskostüm aufzutreten und zu jonglieren und damit nicht nur junge Menschen zu begeistern. Womit er sich als Jugendlicher das Taschengeld aufbesserte, kam ihm nun zugute um Vorträge aufzulockern und am Beispiel von drei Bällen seine Berufungsgeschichte zu erzählen. In Benediktbeuern leitete er den Gebetskreis „God for you(th)“, eine Gruppe junger Menschen zwischen 15 und 35 Jahren, die sich seit 2012 wöchentlich zum Gebet und zum Austausch über Gott und den christlichen Glauben im Kloster Benediktbeuern trifft.

Ernennung zum Bischof von Passau

Stefan Oster am 10. April 2014 bei seinem Antrittsbesuch in Passau auf dem Domplatz.

Am 1. März 2014 wurde Oster erstmals öffentlich als Favorit für die Nachfolge des am 1. Oktober 2012 zurückgetretenen Passauer Bischofs Wilhelm Schraml gehandelt. Zuvor war er schon 2012 als Nachfolger Gerhard Ludwig Müllers in Regensburg im Gespräch. Tatsächlich vermeldete ihn das Nachrichtenmagazin Focus am 27. März 2014 als neuen Bischof von Passau.[2] Diese Meldung wurde zwar jedoch schon Tags darauf vom Bistum Passau dementiert, erhärtete sich aber in der Folgewoche. Tatsächlich fand am 4. April 2014 Osters Ernennung zum 85. Bischof von Passau durch Papst Franziskus statt. Erstmals in der langen Geschichte des Bistums Passau trug damit ein Oberhirte den Namen des Bistumspatrons Stephanus.

Am 10. April besuchte Oster erstmals nach seiner Ernennung die Diözese Passau. Dabei wurde er von seinem Vorgänger Wilhelm Schraml zunächst in der Gnadenkapelle in Altötting begrüßt, wo er mit seinen Eltern beten und ein erstes Wort an die Gläubigen richtete. Abends empfing ihn das Passauer Domkapitel in Passau, danach zog zum Gebet in den Dom St. Stephan ein. Bei seiner Predigt erläuterte er mit Blick auf seinen Namenspatron Stephanus seinen Bischofs-Wahlspruch „Der Sieg der Wahrheit ist die Liebe“ und wies darauf hin, dass abstrakte Wahrheiten ohne lebendigen Glaubenshintergrund nicht die Herzen der Menschen erreichen könnten. Sowohl in Altötting als auch in Passau empfingen ihn jeweils an die 2.000 Menschen mit großer Herzlichkeit und stürmischer Begeisterung. Dem emotionalen Empfang schloss sich ein Abendessen mit dem Domkapitel, Familienangehörigen, Freunden und Weggefährten im Festsaal von St. Max an. Die erste Nacht in der neuen Heimat verbrachte der Bischof im Bildungshaus spectrumKirche auf Mariahilf.

Vereidigung und Bischofsweihe

Bei der Bischofsweihe am 24. April 2014 im Dom St. Stephan mit Reinhard Kardinal Marx.

Am 8. Mai 2014 wurde Oster von Ministerpräsident Horst Seehofer als Bischof vereidigt. Die Bischofsweihe schließlich fand am 24. Mai statt – dem Tag, an dem die Salesianer „Maria Hilfe in der Christenheit“ feiern. An der Feier im Dom St. Stephan nahmen 24 Bischöfe aus Deutschland, Österreich, Tschechien, Rumänien und der Partnerdiözese Alagoinhas in Brasilien teil, ebenso je zwei Äbte und Äbtissinnen sowie 16 weitere Ordensobere und rund 250 Priester und Diakone. Insgesamt über 5.000 Menschen verfolgten die festliche Zeremonie: 1.900 im Dom St. Stephan und mehr als 3.000 auf dem Domplatz. Zu den Ehrengästen zählten unter anderem Landwirtschaftsminister Helmut Brunner und Landtagspräsidentin Barbara Stamm. Das Bayerische Fernsehen übertrug die Bischofsweihe live.

Eingeläutet wurde die Bischofsweihe von einem großen Kirchenzug rund um den Domplatz. Überall wurde Stefan Oster mit Applaus und Jubelrufen bedacht. Zur musikalische Gestaltung des Gottesdienstes trugen 320 Kinder, Jugendliche und Erwachsene aus Stadt und Bistum Passau sowie aus Benediktbeuern als Sänger oder Instrumentalisten bei. Insgesamt begleiteten rund 300 bisherige Weggefährten aus Benediktbeuern Stefan Oster in sein neues Amt. Der festlichste Augenblick ist der Weiheakt durch Erzbischof Reinhard Kardinal Marx mit Altbischof Wilhelm Schraml und Erzbischof em. Dr. Alois Kothgasser. Die Pummerin läutete zum stillen Gebet, während alle anwesenden Bischöfe Stefan Oster die Hand auflegen und so Christi Segen weiterreichen. Danach wurde Oster mit Chrisam gesalbt, empfing Ring, Mitra und Bischofsstab als Insignien und nahm erstmals auf dem Bischofsstuhl, Platz – das formelle „Besitzergreifen der Kathedra“. Zu diesem Zeitpunkt war der 48-jährige Oster der jüngste Diözesanbischof in Deutschland. Eine solche Weihe, bei der ein Bischof durch das Sakrament zeitgleich sein Bistum in Besitz nimmt, hat es in Passau zum letzten Mal 1936 gegeben – die Bischöfe seither waren bereits als Weihbischöfe ins Amt gekommen. Nach dem Festgottesdienst wurde auf dem Domplatz weitergefeiert.

Als Bischof in Passau

Da die eigentliche Bischofswohnung in der Dompropstei am Domplatz zum Zeitpunkt von Osters Amtsantritt noch saniert wurde, bezog der neue Bischof zunächst Räume im Priesterseminar St. Stephan. Wie Oster im Oktober 2014 äußerte, will er nach Abschluss der Sanierungsarbeiten in einer Wohngemeinschaft mit zwei Bekannten und einer Ordensschwester in der Dompropstei leben. Dafür wurde die Bischofswohnung in vier getrennte Wohnbereiche mit 105, 52, 42 und 34 Quadratmetern sowie zwei Gemeinschaftsräume gegliedert. Osters Mitbewohner werden für das Bistum Passau arbeiten und die ortsübliche Miete an die Diözese bezahlen.

Oster ist Mitglied der Görres-Gesellschaft, der Arbeitsgemeinschaft der kath. Dogmatiker und Fundamentaltheologen des deutschen Sprachraums sowie beratender Vorstand im Juwel e.V. – Verein zur Förderung des Klosters Benediktbeuern.

Bischofswappen und Insignien

Das Bischofswappen von Stefan Oster.

Der aus Silber hergestellte Bischofsring ist eine Nachbildung des Konzilsrings, den alle Teilnehmer des Zweiten Vatikanischen Konzils von Papst Paul VI. erhielten. Er zeigt unter einem Kreuz Christus, begleitet von den Aposteln Petrus und Paulus. Das silberne Brustkreuz (Pektorale) wurde von Ivan Wegleiter aus Meran für Oster gestaltet und zeigt Christus als guten Hirten mit dem verlorenen Schaf auf den Schultern sowie zwei weitere Schafe. An den Kreuzenden ist der Wahlspruch des Bischofs eingearbeitet. Osters im Kloster Thyrnau gestaltete Mitra, entworfen von Äbtissin Mechthild Bernart, zeigt auf der Vorder- und Rückseite ein gesticktes Kreuz, das in den vier Ecken von jeweils sieben Strahlen begleitet wird. Auf den Zierstreifen sind die Wappen des Bistums Passau (links) und von Bischof Oster angebracht. Den Bischofsstab fertigte die Goldschmiedewerkstatt Gückel aus Mühldorf am Inn. Über einer Rosenquarzkugel erhebt sich die mit Steinen und Perlen besetzte vergoldete Krümme. Die Elfenbeinfiguren zeigen Konrad von Parzham, der zur Altöttinger Madonna betet.

Das Bischofswappen Stefan Osters ist blau und silber viergeteilt und hat einen Herzschild, das den Passauer Wolf auf silbernem Grund zeigt. Im ersten Feld ist die goldene gekrönte Altöttinger Maria mit dem Kind mit silbernen Gesichtern, Szepter in silberner Hand und schwarzem Skapulier über den Kultmänteln zu sehen, im zweiten Feld ein golden nimbierter, flugbereiter roter Johannesadler auf goldener Evangelienrolle. Das dritte Feld zeigt eine schräggestellte rote Märtyrerpalme, begleitet unten links von drei roten Steinen. Im vierten Feld ist ein großer goldener Nadelbaum, begleitet oben links und unten rechts von je einem kleineren goldenen Nadelbaum, zu sehen. Hinter dem Wappenschild steht das einfache Vortragekreuz.[3]

Publikationen (Auswahl)

  • Mit-Mensch-Sein. Phänomenologie und Ontologie der Gabe bei Ferdinand Ulrich. Freiburg/München 2004
  • Person und Transsubstantiation. Mensch-Sein, Kirche-Sein und Eucharistie – eine ontologische Zusammenschau. Freiburg/Basel/Wien 2010
  • Selbstbescheidung nach Wittgenstein. Der Dominikaner Fergus Kerr im Gespräch mit zeitgenössischer Theologie und Philosophie. In: Ordenskorrespondenz 3/2005 (S. 363–368)
  • Welche natürliche Vernunft? Eine kritische Erwiderung auf Wolfgang Beinert über die Frage, ob Gott mit Sicherheit erkannt werden kann. In: Münchner Theologische Zeitschrift 61/3, 2010 (S. 226–239)
  • Thinking Love at the Heart of Things. The Metaphysics of Being as Love in the Work of Ferdinand Ulrich. In: Communio. International Catholic Revue 37/4, 2010 (S. 660–700)

Auszeichnungen

  • Albertus-Magnus-Preis der Diözese Augsburg (2003)
  • Universitätspreis des Vereins der Freunde der Universität Augsburg (2004)

Weitere Bilder

Einzelnachweise

  1. Pressemitteilung der Deutschen Provinz der Salesianer Don Boscos: Lebenslauf von P. Dr. Stefan Oster SDB
  2. Artikel auf focus.de: „Ex-Journalist wird neuer Bischof von Passau“ (27.03.2014)
  3. Wappen von Bischof Dr. Stefan Oster SDB samt Wappenbedeutung

Literatur

Weitere Berichterstattung der PNP

Weblinks