Steuerregister der Stadt Landau von 1749

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Das Steuerregister der Stadt Landau von 1749 wurde 2009 von Kreisarchivpfleger Manfred Niedl im Landauer Stadtarchiv entdeckt.

Aufgaben des Archivpflegers

Zu den Aufgaben des Archivpflegers für den Landkreis Dingolfing-Landau gehört es, sich über die Archive und ihren Zustand einen Überblick zu verschaffen.

Da beim Stadtbrand von 1743 und beim Rathausbrand von 1945 zahlreiche Dokumente verloren gingen, handelt es sich dabei um eine unersetzliche Quelle, anhand der man einen Blick auf Landau vor mehr als einem Vierteljahrtausend werfen kann.

1749 Steuerreform

Im Februar 1748, knapp drei Jahre nach Ende des Österreichischen Erbfolgekrieges, waren kaum drei Häuser wieder ganz aufgebaut. Trotz der schlimmen Lage gewährte der Fiskus den Landauern aber nur eine kurze Schonfrist. So blieb den Stadtvätern im Jahr 1749 nichts anderes übrig, als die Steuern von vereidigten Schätzern neu festlegen zu lassen. Diese undankbare Aufgabe fiel folgenden Personen zu: Felix Anton Geyr, Amtskämmerer (Bürgermeister), Johann Georg Scheibel, Vizekämmerer, Ignatz Koch, Glockengießer, und Johann Michael Haindaller, Bäcker, beide Mitglieder im Äußeren Rat, sowie Heinrich Christian Alius, Seifensieder, Lorenz Kärlinger, Seiler, und Peter Jung, Kaminkehrer vom Ausschuss.

Steuerregister

Im Gegensatz zum heutigen Stadtrat gab es damals drei Gremien, nämlich den Inneren Rat, den Äußeren Rat und den Ausschuss mit jeweils abnehmenden Kompetenzen. Im Steuerregister sind sämtliche Häuser in Landau mit ihrem Eigentümer und dessen Beruf, Vorbesitzer, Grundbesitz mit den jeweiligen Flurnamen, Höhe der ordentlichen und außerordentlichen Steuer und weiteren Informationen enthalten. Der Band ist nach folgenden Straßen und Plätzen geordnet: Oberer Platz, Unterer Platz (heute Marienplatz), Hintere Gasse (Hauptstraße), Wolfergasse (Ludwigstraße), Fleischgasse, Vorstadt vor dem oberen Stadttor (dieses Tor lag beim Kastenhof), Untere Stadt sowie „Auf der Lend“ (Anlegestelle) und „Beim Heiligen Kreuz“.

Weißbierwirtschaft

Das Register beginnt mit dem Oberen Stadtplatz. Dort lag die Weißbierwirtschaft von Franz Xaver Schweigert, der nebenher Chorregent, also Leiter des Kirchenchores war. Vorbesitzer war der Tuchmacher Burkhard Obermayr. Die ordentliche Steuer, die im Allgemeinen zweimal jährlich zu zahlen war, wurde auf zwei Gulden 14 Kreuzer festgelegt. Auf denselben Betrag sollte sich die außerordentliche Steuer, die vornehmlich in Kriegszeiten gefordert wurde, belaufen. Ein Spanferkel kostete damals ungefähr drei Gulden, die Maß Bier war für zwei bis drei Kreuzer zu haben, wobei 60 Kreuzer einem Gulden entsprachen. Somit erscheint die Steuer zwar nicht übermäßig hoch, man muss aber bedenken, dass noch verschiedene andere Abgaben an das Land, die Stadt, die Kirche und teilweise den Grundherrn hinzukamen. Schweigert jedenfalls empfand die Steuer „etwas beschwerlich“, eine Minderung wurde aber abgelehnt.

Stadtpfarrer

Als Nächster wird der Stadtpfarrer Franz Benno Ulckh aufgeführt. Ulckh wurde 1701 geboren und war von 1743 bis zu seinem Tode 1769 Stadtpfarrer von Landau. Der Geistliche betrieb offenbar, wie damals üblich, auch eine Landwirtschaft und besaß den „Wischlburger Stadl“ vor dem oberen Stadttor sowie drei Tagwerk Wiesen. Wie aus zahlreichen Nachträgen im Steuerregister ersichtlich ist, änderte die noch nicht regulierte Isar immer wieder ihren Lauf, so dass Wiesen weggerissen wurden und die Höhe der Abgaben angepasst werden musste. Bis auf weiteres hatte der Stadtpfarrer jedenfalls einen Gulden 55 Kreuzer ordentliche Steuer zu berappen.

Insgesamt betrug die ordentliche Steuer für die Bürgerschaft 496 Gulden 29 Kreuzer, die außerordentliche 471 Gulden drei Kreuzer. Das Register umfasst 192 Einträge, allerdings konnten nur von 160 Bürgern Steuern erhoben werden, bei 32 Brandstätten musste man eine Fehlanzeige notieren. Häufig wird auf die Armut der Untertanen verwiesen, so vegetierte die Witwe des Schneiders Ulrich Vierttlpaur mit ihren Kindern im Armenhaus, auch die Witwe des Malers Joseph Sauttner und ihre „bresthaften“ Kinder mussten von der Stadt unterhalten werden. Vom Haus des Gerichtsboten Bartl Fahlnpöckh war nur eine einzige schlechte Stube bewohnbar. Wohlhabend waren in Landau fast nur die Bierbrauer: Unter den 15 größten Vermögen befanden sich 11 Brauereien bzw. ehemalige Braustätten.

Dominikanerkloster

Die höchste Steuer musste das Dominikanerkloster in Landshut mit 27 Gulden acht Kreuzern bezahlen. Der „Bettelorden“ war Eigentümer einer früheren Brauerei (heute Gasthof zur Post) mit umfangreichem Grundbesitz, als deren vormalige Inhaber Maria Dischlinger und ihr Sohn Joseph Hemauer verzeichnet sind. Es folgen die Bierbrauer Johann Hueber mit knapp 26 Gulden und Johann Simon Weinzierl mit etwas mehr als 24 Gulden. Außerdem führt das Steuerregister 25 Inwohner, also Mieter, dann Bruderschaften und Zünfte sowie unverbürgerte und auswärtige Grundbesitzer im Landauer Burgfrieden auf. Bei den Letzteren handelte es sich zumeist um Bauern aus den Dörfern der Umgebung, die im Bereich der heutigen unteren Stadt links der Isar Wiesen besaßen. Alles in allem kam eine ordentliche Steuer von 625 Gulden 39 Kreuzern und eine außerordentliche Steuer von 574 Gulden für den Staatssäckel zusammen.

Literatur