Urbau

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Urbau aus Bauschutt und Aushub von Unterboden (Foto: Martin Ortmeier, 2022)

Das Wort Urbau ist im Hochdeutschen ungebräuchlich geworden. Im Bairischen meint es den Schutt von einem Bauwerkabbruch und auch den humusfreien Unterboden auf Feld und Wiese.

Erläuterung

Im frühen Hausbau wurden die Holzschwellen bzw. die Fundamentsteine nach Abtragung der Humusschicht direkt auf den Unterboden gelegt.

Beim Abbruch von Bauwerken wird der anfallende Schutt aus Mörtel, Natur- und Kunststein und Ziegeln in der Regel als Wertstoff einer Wiederverwendung zugeführt.
Kalkmörtel wurde früher zerstoßen und als Dünger in Gärten und Felder eingebracht. Von Mauersteinen wurden (Kalk-)Mörtelreste abgeschlagen: geeignete Natur-Mauersteine, ganze Ziegel und Ziegelbruchstücke wurden neu vermauert.

Auffüllen und Befestigen von Fahrfurchen mit Ziegelbruch (Foto: Martin Ortmeier, 2022)

Geringerwertiger, jedoch reiner Bauschutt dient bis heute (insoweit zulässig) zum Befestigen von Fahrwegen und Auffüllen von Furchen und Gruben. „An Urbau hamma oiwei in Dowen und Weegloasa eigfoarn“ (Den Urbau haben wir immer zum Auffüllen von Dobeln und Wegfurchen verwendet; Seebach, 2012)

Das Wort Urbau

Das Präfix „Ur-“ bezeichnet die Herkunft (s. „Ursprung“, „Urahne“) oder den Anfangszustand einer Sache oder eines Sachverhalts. „Bau“ meint das Zurichten einer Sache zum Zweck des Wohnens, Lagerns, Fahrens oder Bestellens (mit Frucht).

Quellen

Im Deutschen Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm steht unter dem Lemma „urbau“[1] u.a.: „schutt von abgebrochenen mauern und gebäuden“.

Das Bayerisch-Österreichisches Wörterbuch[2] führt folgende Belege: Sp. 1344 f.:
[Ur]b. 1 Schutt, Dünger daraus.– 1a (…) °OB, °NB vielf., °OP, °SCH vereinz.: °bei den Obruch hots vui Urbau gem Perchting STA; °der Urbau kimmt auf d’Weg’n Schaufling DEG; Gyps, Mergel, Lehm, Kalk,Thon, Urbau beymischen HAZZI Landes-Kulturges. I,144; Den 12ten May ist der Vhrpau vom Fleischpanckhthor abgeraumbt ... worn 1641 Stadtarch. Rosenhm, Abt. B /A 62, fol.l7r.– lb aus Bauschutt gewonnener Kalkdünger, °OB, °NB vereinz.: °er hot den Urbau ins Wurzgartl eigstreut Walkertshfn MAI.-– 2 unter dem Humus liegende Bodenschicht, °OB, °NB vereinz.: °jetz kimmt da Urbau Landshut; „Das ganze Thal... war zu einer wüsten Ruine geworden ... Anstatt der Rasen und Moosdecken an den steilen Leiten klaffte lebendiger Urbau“ KERN Haberfeldtreiber 298.– Auch Erdaushub, °OB, °NB vereinz.: °Urbau Schrobenhsn.

Anmerkungen

  1. „urbau“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/urbau>, abgerufen am 20.07.2022
  2. Bayerisch-Österreichisches Wörterbuch. II. Bayern. Bayerisches Wörterbuch (BWB). Herausgegeben von der Kommission für Mundartforschung, München (R. Oldenbourg) 1995-2002, ISBN 3-486-56629-6 ([1])