Veronica Zerritsch

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Veronica Zerritsch (* getauft 2. Januar 1741 in der Kirche St. Jodok in Landshut; † 2. April 1756 in Landshut) wurde als letzte bisher bekannt gewordene Person in Niederbayern als Hexe hingerichtet.

Leben und Wirken

Die Tochter des Landshuter Bortenmachers Matthias Zerritsch und dessen Ehefrau Barbara verlor ihren Vater im April 1749. Ihre Mutter heiratete im September 1750 erneut, starb aber im Juni 1753. Der Stiefvater verjagte die Kinder und verheiratete sich neu. Das zwölfjährige Mädchen lebte nun von der Bettlerei in Landshut, später in Freising, dann in Mühldorf am Inn und gelangte schließlich zu Verwandten in Straubing. Diese brachten Zerritsch im Oktober 1753 im Landshuter Heilig-Geist-Spital unter. Nach über einem Jahr riss sie von hier aus und lebte bei einer Frau Leutnant als Kindermagd. Als sie mit dem Messer an der Wiege ergriffen wurde, ließ der Bürgermeister sie ins Spital zurückbringen.

Hier bat Zerritsch um Heilung von ihrer vermeintlichen Besessenheit und gestand dem Bürgermeister einen Hostienfrevel. Im März 1755 wurde sie verhaftet und eingekerkert. Bei ihrer Befragung gestand sie den Pakt mit dem Teufel, der ihr bereits bei Freising auf freiem Feld in Gestalt eines Mannes mit weißem Rock und roten Überschlägen begegnet sei. Durch Hersagen eines Zauberspruches habe sie um drei Uhr nachts auf dem Weg von Freising nach Mühldorf ein heftiges Gewitter verursacht. Auch Menschen hatte sie nach ihrer Aussage zu deren Schaden verzaubert. Aufgrund dieser Geständnisse wurde sie als Hexe verurteilt, obwohl die schwierigen Sozialisationsbedingungen der Angeklagten mildernd erwähnt wurden.

Die Akten des Prozesses sind verlorengegangen, doch existiert das abschließende Gutachten des kurfürstlichen Bannrichters für das Rentamt Landshut. Es handelte sich um den letzten bekannten Fall eines Prozessgeflechtes von vermehrten Hexenverfolgungen dieser Zeit im Gebiet zwischen Landshut, Freising und Salzburg. Erst 1749 und 1752 waren in Landshut Frauen als Hexen hingerichtet worden, 1754 wurde hier ein vierzehnjähriges Mädchen als Hexe exekutiert, und 1755 wurde ein weiterer Hexenprozess in Landshut geführt, dessen Ausgang unbekannt ist.

Im 2013 erschienenen fünften Band der Comicreihe Landshuter Stadtgeschichte wird das Schicksal von Veronica Zerritsch in einem eigenen Kapitel geschildert.

Siehe auch

Literatur

  • Gerhard Tausche, Werner Ebermeier: Geschichte Landshuts, Verlag C.H. Beck oHG, München 2003, ISBN 3 406 51048 5
  • Wolfgang Behringer: Hexenverfolgung in Bayern: Volksmagie, Glaubenseifer und Staatsräson in der Frühen Neuzeit. 3. Auflage, Oldenbourg Verlag GmbH, München 1997, ISBN 3-466-53903-5