Veste Niederhaus

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Die Veste Niederhaus vor dem Oberhaus.
Veste Niederhaus mit Blick auf die Altstadt.
Der Rittersaal des Niederhauses mit den prachtvollen Wandmalereien von Ferdinand Wagner.

Die Veste Niederhaus (meist nur Niederhaus gennant) ist eine um das Jahr 1250 errichtete Passauer Wasserburg auf der Landspitze zwischen Donau und Ilz, unterhalb der Veste Oberhaus. Die Anlage befindet sich bis heute in Privatbesitz und ist daher nicht öffentlich zugänglich. Ihre offizielle Adresse lautet Ferdinand-Wagner-Straße 1.

Mit der Veste Oberhaus ist das Niederhaus über einen Wehrgang verbunden.

Geschichte

Im Besitz der Passauer Bischöfe

Erstmals bebaut wurde die kleine Landspitze zwischen Ilz und Donau bereits um das Jahr 737. In diesen Jahren stand dort eine Wohnstätte, die dem ersten Passauer Bischof Vivilo und einigen Klosterfrauen als vorübergehende Zuflucht diente. Nachdem der 1254 gewählte Fürstbischof Otto von Lonsdorf dann bereits zwischen „alter“ und „neuer“ Burg unterscheidet, wird die Existenz der heutigen Burganlage schätzungsweise bis auf das Jahr 1250 zurück datiert.

In etwa um das Jahr 1350 wurde im großen Kellergewölbe eine Herberge für arme Pilger eingerichtet. Als Folge der Belagerung der Veste Oberhaus durch die Passauer Bürger im Jahr von 1367, bei der diese das Niederhaus erobern konnten, wurde im Jahr darauf der Verbindungsweg zwischen Ober- und Niederhaus mit einem von Mauern gesäumten Wehrgang abgesichert. Ebenfalls seit Mitte des 14. Jahrhunderts ist auch die Bezeichnung „Niederhaus“ gebräuchlich.

Um 1430 zerstörte eine Pulverexplosion einen Großteil der Anlage. Allerdings war der Wiederaufbau wohl bereits 1444 vollendet, denn in diesem Jahr berichtet der spätere Papst Pius II. in höchsten Tönen von Ober- und Niederhaus. Zu dieser Zeit dienten ein Rittersaal sowie zwei Burgkapellen auch als Nebenresidenz der Bischöfe. Im 17. Jahrhundert wurde das Niederhaus dann in ein Gefängnis für widerspenstige Geistliche umgewandelt, später wurde es ein Arbeitshaus.

Säkularisation und Privatbesitz

Mit der Säkularisation war neben dem Veste Oberhaus auch das Niederhaus in den Besitz der bayerischen Herrscher übergegangen. Ab 1805 wurde es militärisch genutzt – als Kriegsmagazin. Dazu musste der neunstöckige Turm auf vier Stockwerke abgebrochen und auch der östliche Bergfried zur Hälfte abgetragen werden. 1890 wurde das Niederhaus vom Historienmaler Ferdinand Wagner erworben, der es 1907 an den Kunstmaler Eduard Stroblberger verkaufte. 1912 ging es an die Familie Brunner. Seit der Gemeindebildung 1818 Teil der Gemeinde Hacklberg, wurde das Niederhaus – ebenso wie die Veste Oberhaus, Bschütt und weitere Teile der Gemeinde Hacklberg – am 1. Oktober 1938 politisch der Stadt Passau zugeordnet.

Von 2004 bis 2007 wurde eine Außensanierung des Niederhauses vorgenommen. Die geschätzen Kosten dafür beliefen sich – aufgrund kostspieliger Handarbeiten beim Auftragen des neuen Außenputzes samt eines frischen Anstrichs – auf rund 1 Million Euro. Davon wurde aber der größte Teil durch Zuschüsse gedeckt. Die Außensanierung diente vor allem dem Erhalt des Stadtbilds, in den Innenräumen wurde nichts saniert. Triebfeder der Sanierung war der ehemalige Hauptkonservator Dr. Mathias Ueblacker. Für die Sanierungsmaßnahmen erhielt die Eigentümerfamilie Brunner 2007 den Denkmalpreis des Bezirks Niederbayern.

Verkauf und Umbau zum Wohnkomplex

Im Oktober 2009 verkauften die Brunners, in deren Besitz sich das Niederhaus seit 1912 befand, den wohl markantesten Wohnsitz Passaus für 2,1 Millionen Euro an Heide und Hans Rosenberger aus Tittmoning. Rosenberger sitzt im Vorstand der Rosenberger Hochfrequenztechnik GmbH & Co. KG mit weltweit 4.000 Mitarbeitern. Das Niederhaus ist dabei nicht die erste historische Immobilie, für das das Unternehmer-Ehepaar entflammt ist: Vier denkmalgeschützte Gebäude haben sie schon hergerichtet und auch daheim an der Salzach bewohnen sie die Burg, die ihre Kleinstadt ziert. Im Niederhaus wollen sie nur ein kleines Refugium für sich reservieren, damit sie bei Besuchen in Passau eine Bleibe haben.

In der Folge wurde das Niederhaus bis 2012 zwei Jahre lang nahezu unbemerkt von der Öffentlichkeit innen komplett saniert und umgebaut. Die Rosenbergers haben aus der Trutzburg am Zusammenfluss von Donau und Ilz einen der exklusivsten Wohnkomplexe der Stadt mit zwölf ganz besonderen Wohneinheiten gemacht. Der Passauer Architekt Norbert Paukner arbeitete Vorschläge aus, wie die vier Burgteile Bergfried, Remise, Stöckl und Palas (die Hauptburg) so in Wohnungen aufgeteilt werden könnten, dass die historische Identität des 13. Jahrhunderts genauso gewahrt wird wie der Komfortanspruch des 21. Jahrhunderts. In enger Abstimmung mit dem Amt für Denkmalpflege wurden Heizung und Elektrik erneuert, Bäder installiert, Holzböden neu verlegt oder geschliffen, Trennwände eingezogen und die Fenster mit Isolierglas versehen. Dabei wurde darauf geachtet, alle Maßnahmen reversibel zu halten – das heißt sie können jederzeit wieder zurückgebaut und das historische Gebäude zur Gänze wiederhergestellt werden.

Weitere Bilder

Siehe auch

Literatur

Weblinks