Vorderfreundorf

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Die Dorfkapelle in Vorderfreundorf

Vorderfreundorf ist ein Ortsteil der Gemeinde Grainet im Landkreis Freyung-Grafenau. Bis 1971 bildete es eine selbstständige Gemeinde.

Lage

Vorderfreundorf liegt im Bayerischen Wald etwa drei Kilometer südöstlich von Grainet an der Staatsstraße 2630.

Geschichte

Das Wappen der ehemaligen Gemeinde Vorderfreundorf

In einer Urkunde aus dem Jahre 1486 wird der Ort erstmals in Zusammenhang mit Streitigkeiten mit der älteren Siedlung Exenbach um Wiesenwässerung und Weidebenutzung erwähnt. Aus der Urkunde kann entnommen werden, dass die Landwirtschaft die Lebensgrundlage für die junge Siedlung Freindorf war und dass man sich zu Anbeginn auf Weidewirtschaft eingestellt hatte.

Bis zur böhmischen Grenze im Norden und der rannariedlischen-österreichischen Grenze im Osten reichte damals das Wald- und Weideland der viehreichen Freindorfer Bauern. Schon zu Anfang des 16. Jahrhunderts besaßen sie das Weiderecht auf der „großen Haid“ an der böhmischen Grenze. Heute steht auf diesem jahrhundertlang umstrittenen Stück Grenzland am Moldau–Altwasser der Ort Haidmühle. Um 1550 zählte Vorderfreundorf 14 Häuser.

Besondere Bedeutung erlangte in den ersten Jahren des Dreißigjährigen Krieges Vorderfreundorf durch seine Lage am Haidweg, weil es mehrmals größere Truppenabteilungen beherbergen musste. Die Einwohner wurden verpflichtet, Wälder und Wege zu befestigen, zu „verhauen“. Sie mussten Schanzarbeiten verrichten und Vorspanndienste leisten. Fürstbischof Leopold I. gab am 20. Mai 1619 die Anweisung, die „große Schanze“ in Gschwendet zu erbauen. Dieser Zweckbau, der heute noch zu sehen ist, wurde zum großen Teil von den Einwohnern der Dörfer Vorderfreundorf, Fürholz und Grainet gebaut. Die Wolfsteiner Bäcker lieferten den Robottern einmal zu kleine Brote „in die Schanz“, weshalb sie am 30. August 1619 vom Passauer Hofrat bestraft wurden.

In Vorderfreundorf wurden unter anderem 1620 als Grenzschutz wallonische Truppen einquartiert, die so übel hausten, dass am 20. März 1620 der Passauer Hofrat den Befehlshaber um Mäßigung anging, „damit die armen Untertanen nicht ganz von Haus und Hof vertrieben würden“. Im gleichen Jahr aber ist Vorderfreundorf abgebrannt. Am 17. März 1623 verfügte der Hofrat zu Passau , dass die Fürholzer Abbrändler ein für allemal 400 Gulden, die Vorderfreundorfer Abbrändler jeder 20 Gulden erhalten und das Bauholz angefahren werden soll. Zwischen 1670 bis 1690 wurden in den Raumreuten „am Freindorfer Walt an dem Steig allwo man auff die Haide gehet“ neue Häuser gebaut, es entstanden die Siedlungen Hinterfreundorf und Gschwendet.

Die 1818 gebildete Gemeinde Vorderfreundorf ging, wesentlich verkleinert, aus dem gleichnamigen Steuerdistrikt hervor. Sie gehörte zunächst zum Landgericht Wolfstein, ab 1862 zum neu gebildeten Landgericht Waldkirchen, ab dem selben Jahr mit der Trennung von Justiz und Verwaltung zum neu geschaffenen Bezirksamt Wolfstein, aus dem 1939 der Landkreis Wolfstein wurde. Die Gemeinde Vorderfreundorf umfasste zunächst nur die Ortschaften Gschwendet und Vorderfreundorf, 1868 kamen die neuen Siedlungen Reut und Sommerau dazu.

Im Jahre 1852 zählte man in Vorderfreundorf 23 Häuser mit 273 Einwohnern, im Jahre 1900 280 Einwohner und im Jahre 1967 361 Einwohner und 73 Häuser. Seit 1840 hatte die Gemeinde Vorderfreundorf eine Größe von 746 ha. Wenn die Gemeinde Vorderfreundorf in ihrem Wappen einen Trifthaken und ein Schälmesser führte, so hängt dies mit der Holztrift zusammen, die sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts entwickelte. Mit Beginn des Triftwesens fanden die Freindorfer Männer, die auch die Waldarbeit beherrschten, eine Beschäftigung am nahe gelegenen Osterbach.

Am 15. Oktober 1968 wurden die Gemeindeteilnamen Reut und Sommerau wieder aufgehoben. Im Zuge der Gebietsreform wurde die Gemeinde Vorderfreundorf mit Wirkung vom 1. April 1971 aufgelöst und in die Gemeinde Grainet eingegliedert. 1987 hatte Vorderfreundorf 410 Einwohner.

Sehenswürdigkeiten

  • Marienkapelle. Nach Abriss einer alten, kleinen Kapelle in der Ortsmitte wurde 1960 der Neubau am Ortsrand mit angegliedertem Leichenhaus errichtet. Er enthält die Ausstattung der alten Kapelle.

Vereine

  • Freiwillige Feuerwehr Vorderfreundorf
  • FC Vorderfreundorf

Literatur

  • Ludwig Veit: Passau. Das Hochstift. (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Reihe I, Band XXXV). Bayerische Akademie der Wissenschaften, Kommission für Bayerische Landesgeschichte (Hrsg.), Laßleben, Kallmünz 1978, ISBN 3-7696-9896-7 (Digitalisat).

Weblinks