Wegscheid

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Wegscheid
Das Wappen von Wegscheid


Basisdaten
Bundesland: Bayern
Regierungsbezirk: Niederbayern
Landkreis: Passau
Höhe: 718 m
Fläche: 80,68 km²
Einwohner: 5.587 (31. Dezember 2020)
Postleitzahl: 94110
Vorwahl: 08592
Kfz-Kennzeichen: PA
Website: www.wegscheid.de/
Erster Bürgermeister: Christian Escherich

Wegscheid ist ein Markt im niederbayerischen Landkreis Passau.

Die Pfarrkirche St. Johannes der Täufer
Das Rathaus
Die Friedhofskirche St. Anna

Lage

Wegscheid liegt im südlichen Bayerischen Wald auf der Wegscheider Hochfläche an der österreichischen Grenze und an der B 388, welche ins ca. 30 km entfernte Passau und in Gegenrichtung ins 21 km entfernte Rohrbach (Oberösterreich) führt.

Ortsteile

Zum Markt Wegscheid gehören 84 Ortschaften: Aiglsöd, Draxlweg, Eckwies, Eidenberg, Frickenhammer, Friedrichsberg, Fronau, Froschau, Froschreut, Furthäusl, Garmer, Gossingerreut, Großrathberg, Hangerleiten, Hartmannsreut, Haslingerhammer, Heindlmühle, Hirschenberg, Hochwinkl, Hochwurz, Jägermühle, Kailing, Kappel, Karlhäuser, Kasberg, Kasbergerwaid, Kitzau, Kleinrathberg, Kohlstatt, Kohlwies, Kramerschlag, Krennerhäuser, Lacken, Lengau, Maierhof, Maierstockberg, Meßnerschlag, Meßnerschlagerwaide, Mitterkratzen, Mitterwasser, Monigottsöd, Möslberg, Mühldemmelberg, Niederwegscheid, Obermühle, Oppenberg, Pölzöd, Pommeislhammer, Ponholz, Puffermühle, Pufferwies, Rablhäuser, Rannahof, Rannasäge, Raschmühl, Reichartsreut, Richtermühle, Riendlhäuser, Rosenau, Sägwies, Schabenkasing, Schlatthäusl, Schlattlmühle, Schlehreut, Schönau, Sperlbrunn, Steinbachhäusl, Steindlberg, Steinmühl, Stiermühl, Stinglwiese, Stüblhäuser, Thalberg, Thurnreuth, Tumpenberg, Waldlmühle, Wasserstatt, Wildenranna, Winklhammer, Wippling, Wührhügel, Wüstenberg und Zaunmühle.

Kirche, Rathaus und Brunnen auf der einen Seite, das Gemeindewappen auf der anderen: So präsentieren sich die Wegscheider Sondermünzen zum Jubiläum 650 Jahre Markterhebung (Foto: Norbert Pree)

Geschichte

Zur Entstehungsgeschichte des Marktes Wegscheid gibt es mehrere Theorien. Eine Sage zum Beispiel beruft sich auf eine Kirche, bei deren Bauzeit eine Taube ein blutiges Holzscheit entnahm und an einer anderen Stelle fallen ließ. Dies wurde als Wink Gottes angesehen, woraufhin dann an dieser Stelle die Kirche errichtet wurde. Deshalb ließe sich der Name Wegscheid auf „Scheit am Weg“ zurückführen.

Die jedoch wahrscheinlichere Theorie geht auf einen Handelsweg zurück, der sich von West nach Ost in Richtung Böhmen und Österreich gabelte. Demzufolge käme der Name Wegscheid von „Wegscheide“. Im Jahre 1100 entstand die Ursiedlung Wegscheids. Der Ort ist erst seit der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts eindeutig nachzuweisen. Nach der Errichtung einer Kirche wurde Wegscheid am 29. Februar 1360 von Bischof Gottfried von Weißeneck zum Markt erhoben. Damit wurde Wegscheid zum Gerichtsstand mit dem Befugnis, Räuber zu fassen. Schon 1379 ist ein Marktrichter urkundlich belegt. Seit nun mehr als 600 Jahren ist der Markt damit Sitz von Verwaltungsbehörden. Mit dem Privileg von 1404 bekam Wegscheid seinen ersten Markt, einen Wochenmarkt.

Zu dieser Zeit setzte eine intensive Rodung des Waldes nördlich von Wegscheid ein. Angesichts einer Neuorganisation im Jahre 1593 entstand am östlichsten Rand des Hochstifts Passau das kleine, von allen Seiten von österreichischem Gebiet umschlossene Pfleggericht Wegscheid, in dem das Marktgericht aufging. Noch im Urbar von 1643 hatte das Gericht nur etwa 180 Untertanen. Erst unter Bischof Wenzeslaus Graf von Thun wurde die „Neue Welt“ systematisch kolonisiert, wobei zahlreiche Streusiedlungen entstanden. Die Untertanen von Mitterwasser und Gossingereut, die bis 1765 österreichisch waren, wurden erst 1774 nach Wegscheid inkorporiert.

Der Markt Wegscheid profitierte von seiner Abgelegenheit, die ihn gegenüber anderen Märkten im Hochstift konkurrenzlos machte. Nach der Auflösung des Hochstifts und Errichtung des Königreiches Bayern wurde durch Reskript vom 27. November 1806 das Landgericht Wegscheid eingerichtet. Im Gefolge des Edikts von 1818 wurde auf der Grundlage des gleichnamigen Steuerdistriktes die Magistratische (Munizial-) Gemeinde III. Klasse Wegscheid formiert. Sie umfasste außer Wegscheid selbst nur die Ortsteile Haslingerhammer, Heindlmühle, Jägermühle, Pommeislhammer, Ponholz und Wasserstatt.

Das bedeutendste Gewerbe in und um Wegscheid war lange Zeit die Leinenweberei. 1808 gab es nicht weniger als 59 Webersgerechtigkeiten im Markt. Damals zählte Wegscheid 123 Anwesen, davon 111 Bürgerhäuser. Mit der Trennung von Justiz und Verwaltung erfolgte 1862 die Bildung des Bezirksamtes Wegscheid, dessen Bereich 1935/1939 in Landkreis Wegscheid umbenannt wurde. Die Gebietsreform brachte für Wegscheid mit der Auflösung des Landkreises 1972 den Verlust seiner Funktion als Kreissitz, andererseits aber einen großen Gebietszuwachs durch die Eingliederung der ehemals selbstständigen Gemeinden Eidenberg, Kasberg, Meßnerschlag, Thalberg, Thurnreuth und Wildenranna.

Wappen

Der silberne Balken redet als Wegsymbol für den ersten Teil des Ortsnamens. Kirche, Taube mit Scheit, Weg und Bäume beziehen sich auf die Legende von der "Kirche im Wald": Als weiter nördlich im Wald eine Kirche errichtet werden sollte, habe eine Taube ein blutiges Holzscheit von der Baustelle zu einem anderen Platz getragen. Dies sei als Fingerzeig Gottes verstanden und der Kirchenbau an der von der Taube bezeichneten Stelle vorgenommen worden. So sei Wegscheid, abgeleitet von "Scheit am Weg", entstanden. Tatsächlich ist der Name von "Wegscheide", der Gabelung der Straßen nach Südböhmen und ins österreichische Mühlviertel, abzuleiten. Wegscheid gehörte bis zur Säkularisation 1803 zum Fürstbistum Passau und führte im 18. Jahrhundert ein Siegel mit dem von Palmzweigen umgebenen Passauer Wolf. Um 1800 wurde ohne Nachweis einer Verleihung ein Siegel mit dem noch heute geführten Marktwappen angefertigt. Spätere Abbildungen zeigen außerdem oben ein Osterlamm und seitlich den Passauer Wolf und einen Adler (wohl für Österreich). Dieses Beiwerk wurde in der Bürgermeistermedaille des 19. Jahrhunderts und in den neueren Dienstsiegeln weggelassen.

Jubiläen

Die Gemeinde Wegscheid feierte 2010 ihr Jubiläum „650 Jahre Markterhebung“. Mit zahlreichen Veranstaltungen und einer Ausstellung feierten der Markt und seine Bewohner das Jubiläum das ganze Jahr über. Um dieser Feierlichkeit auch die verdiente Nachhaltigkeit zu verleihen, wurden zum Jubiläum offizielle Sondermünzprägungen angeboten. Hergestellt wurden die Münzen von der Europäischen Münzen- und Medaillen-GmbH. Die Sondermünzen tragen auf der einen Seite das Wappen der Marktgemeinde Wegscheid, auf der anderen die Wegscheider Pfarrkirche, das Rathaus und den Marktbrunnen mit der Statue Bischof Gottfrieds, der die Markterhebung Wegscheids vor 650 Jahren vornahm.

Im Jahr 2012 jährte sich das hundertjährige Jubiläum der Eröffnung der ehemaligen Bahnstrecke Erlau-Wegscheid.

Beliebtester Ferienort

2010 erhielt Wegscheid das Prädikat Beliebtester Ferienort in Bayern. Das Reiseportal Holidaycheck wertete über 120.000 Meinungen von Urlaubsgästen aus und ermittelte daraus Wegscheid als den beliebtesten Urlaubsort in Bayern.

Politik

Bürgermeister

1. Bürgermeister war Josef Lamperstorfer (CSU) seit 2002. Er wurde 2008 mit 58,7 Prozent und 2014 als alleiniger Kandidat mit 82,84 Prozent der abgegebenen Stimmen wiedergewählt. 2020 folgte ihm Lothar Venus als gemeinsamer Kandidat von CSU, Bürgerunion und Junger Liste. Venus starb 2023 nach schwerer Krankheit im Alter von 48 Jahren. Am 7. Mai 2023 wurde Christian Escherich (CSU) mit 65,37 Prozent der Stimmen zum neuen Bürgermeister gewählt. Seine Gegenkandidatin Erika Schäffner-Hofbauer (FWG) erhielt 34,63 Prozent.

Marktgemeinderat

Der Marktgemeinderat (20 Sitze + 1. Bürgermeister) setzt sich wie folgt zusammen:

  • CSU: 8 Sitze + 1. Bürgermeister (2008: 9)
  • FWG: 5 Sitze (2008: 5)
  • Thurnreuther Liste (ThL): 2 Sitze (2008: 1)
  • Bürgerunion Wegscheid (BU We): 4 Sitze (2008: 3)
  • Kasberger Liste (KAL): 1 Sitz (neu)

Die SPD, 2008 mit 2 Sitzen im Marktgemeinderat vertreten, trat 2014 nicht mehr an.

Sehenswürdigkeiten

Einrichtungen

Freizeitangebote

  • Tennishalle mit großem Freigelände
  • Bis zu 60km Langlaufloipen
  • Skilift mit Flutlichtanlage
  • Über 200km Wanderwege
  • Reitangebote
  • Hallenbad
  • Modernes Sportzentrum
  • Zwei Freibäder
  • Die Bärnlochwanderroute ist eine „Perle“ im Wegscheider Wanderwegenetz. Schautafeln informieren über Mühlen und Wasserwerke am Weg.
  • Bienenlehrpfad Wegscheid

Rannasee

Der Rannasee ist eine Sommerattraktion in Wegscheid mit rund 20 ha Wasserfläche, einer 120 Meter langen Wasserrutsche, einem Abenteuerspielplatz und einer großen Liegewiese. Außerdem bieten Beach-Volleyball Felder sowie ein Tretboot Verleih eine willkommene Abwechslung.

Sitten und Bräuche

Bildung und Erziehung

  • Adalbert-Stifter-Volksschule Wegscheid (Grund- und Mittelschule)
  • „Alter“ Kindergarten Wegscheid
  • „Neuer“ Kindergarten Wegscheid
  • Kindergarten St. Anna Wildenranna
  • Volksbücherei Wegscheid
  • Volkshochschule Wegscheider Land

Vereine

  • Bayerischer Waldverein Sektion Wegscheid
  • Bund Naturschutz Ortsgruppe Wegscheid
  • CSU - OV Wegscheid/Wildenranna/Thalberg
  • d'Wegschoada
  • DARC Wegscheid
  • Eisclub Wegscheid
  • Faschingsgesellschaft Narrwegia
  • Fischereiverein Wegscheid
  • FIT-Divers Wegscheid
  • Frauenbund Wegscheid
  • Freie Wähler Gemeinschaft
  • Freiwillige Feuerwehr Wegscheid
  • Gartenbauverein Wegscheid
  • Geflügelzuchtverein Wegscheid
  • Goldhaubengruppe Wegscheid
  • Imkerverein Wegscheid
  • Kleintierzuchtverein Wegscheid/Umgebung
  • Kolpingsfamilie Wegscheid
  • Männergesangverein Wegscheid
  • Marktkapelle Wegscheid
  • Motorradclub Wegscheid
  • Musikfreunde Wegscheid
  • Radler-Club-Wegscheid
  • Reit- und Fahrverein Wegscheid
  • Rumänienhilfe Wegscheid
  • TSV Wegscheid 1894
  • Wandererverein Wegscheid
  • Wegscheider Kulturbrettl
  • Wegscheider Werbegemeinschaft
  • WegThal-Tanzlmusi

Persönlichkeiten

Weblinks

Literatur

  • Norbert Pree: Zum Jubiläum gibts eigene Münzen. In: Passauer Neue Presse vom 24. April 2010, S. 49
  • Ludwig Veit: Passau. Das Hochstift. (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Reihe I, Band XXXV). Bayerische Akademie der Wissenschaften, Kommission für Bayerische Landesgeschichte (Hrsg.), Laßleben, Kallmünz 1978, ISBN 3-7696-9896-7 (Digitalisat).
Städte und Gemeinden im Landkreis Passau
Wappen Landkreis Passau.png

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