Wolfger von Erla

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Wolfger von Erla, Fresko im Thronsaal des Patriarchenpalastes von Udine, um 1600.

Wolfger von Erla (* um 1140 bei bei Sankt Pantaleon-Erla; † 23. Januar 1218 in Aquileja) war von 1191 bis 1204 der 31. Bischof von Passau und danach bis zu seinem Tode Patriarch von Aquileja. Er wurde als erster Passauer Bischof auch „Fürst“ genannt.

Nach ihm ist die Bischof-Wolfger-Straße in Passau benannt. Auf Wolfger bzw. auf sein Wappen wird auch das Wappen von Passau, der „Passauer Wolf“, zurückgeführt.

Leben und Wirken

Vor der Bischofswahl

Wolfger war vor seiner kirchlichen Laufbahn verheiratet und hatte mit seinem Sohn Ottokar (dieser begleitete ihn später sogar als Mitglied des Domkapitels auf seinen Reisen) mindestens ein Kind. Erst als nach dem Tod seiner Frau fasste der nunmehrige Witwer den Entschluss zum Eintritt in den geistlichen Stand.

Im Jahr 1183 ernannte man ihn zum Propst von Pfaffmünster, ein Jahr darauf zum Propst von Zell am See. 1184 wurde er Domkanoniker in Passau. Am 11. März 1191 wählte man ihn schließlich als Nachfolger Diepolds (Theobalds) zum Bischof von Passau. Seine Priester- und Bischofsweihe empfing er jedoch erst am 8. und 9. Juni in Salzburg. Am 12. Juni 1191 folgte der Einzug sowie seine Inthronisierung in Passau.

Bischof von Passau

Wolfger war im Jahr 1193 als Vermittler bei den Verhandlungen über das Schicksal des Königs von England, Richard Löwenherz – der zu der Zeit durch den Kaiser Heinrich VI. inhaftiert war – tätig. Als Dank dafür übergab ihm der Kaiser endgültig das Kloster Niedernburg. Durch die Eingliederung des Klosters an das Passauer Hochstift erfuhr dieses nicht nur eine territoriale Ausdehnung, sondern erhielt fortan auch das Vogteirecht und die Steuern des Klosters.
Im Jahr 1195 nahm Wolfger noch einmal die Rolle des Vermittlers wahr, diesmal zwischen Kaiser Heinrich VI. und Papst Cölestin III. Seit dem gleichen Jahr versuchte er außerdem – energisch, doch letztlich ohne Erfolg – auf dem Gebiet des Hochstifts Passau ein neues Bistum für Österreich zu errichten. Dies sollte Passau den Weg zum Erzbistum ebnen und es damit aus der „Umklammerung“ seines bisherigen Erzbistums Salzburg befreien. Im Anschluss nahm Wolfger 1197/98 am sogenannten Deutschen Kreuzzug teil.

Eines von Wolfgers mit größtem Nachdruck verfolgten Zielen war die Wahl zum Patriarchen von Aquileja. Dies gelang ihm schließlich und die Wahl erfolgte am 23. Mai des Jahres 1204.

Patriarch von Aquileja

1208 ist er Reichslegat und Stellvertreter König Philipps südlich der Alpen. In den Jahren 1207 und 1208 vermittelt Wolfger im Thronstreit zwischen den Staufern (Philipp von Schwaben), den Welfen (Otto von Braunschweig) sowie Papst Innozenz III. Daraufhin stellt Innozenz den Staufern die Kaiserkrone in Aussicht, was jedoch durch Philipps Ermordung am 21. Juni vereitelt wurde. Dadurch setzt sich in diesem Thronstreit letztlich Otto (fortan als „Otto IV.“ neuer Kaiser) durch. Seit dem 13. Januar 1209 ist Wolfger ebenfalls Ottos Reichslegat in Italien.

Wolfger zieht sich allerdings spätestens nach seiner Teilnahme am IV. Laterankonzil im Jahre 1215 aus der Reichspolitik zurück und widmet sich ganz seinen Aufgaben im Patriarchat. Als Patriarch von Aquileja gelang es ihm unter anderem die weltliche Gewalt zu festigen und 1209 die Gebiete Istrien und Krain zurück zu gewinnen.

Wolfger von Erla, der allzeit durch sein diplomatisches Geschick auf sich aufmerksam gemacht hat und dadurch vom Papst, dem Kaiser und den Herzögen gleichermaßen hochgeachtet war, stirbt am 23. Januar 1218 in Aquileja. Bestattet wurde er im Dom von Aquileja, sein Grab ist heute jedoch nicht mehr aufzufinden.

Der Legende nach soll er von einer Romreise das Haupt des heiliggesprochenen Papstes Sixtus in jener Elfenbein-Pyxide mitgebracht haben, die sich jetzt in den Beständen des Domschatzes befindet.

Wolfger als Literaturförderer

Reiserechnung Wolfgers für Walther von der Vogelweide.

Auch für die deutsche Literaturgeschichte ist Wolfger von Erla, der das Hochstift Passau zu einem literarischen Zentrum ersten Ranges machte, eine bedeutende Figur.

So ist Wolfgers Buchführung über seine Reisekosten der Jahre 1203 bis 1204 das einzige außerliterarische Lebenszeugnis des Minnesängers Walthers von der Vogelweide, denn der Bischof schenkte ihm am 12. November 1203 Geld zum Kauf eines Pelzmantels. Darüber hinaus ist anzunehmen, dass zum literarischen Einfluss- und Bekanntenkreis des Bischofs auch noch zahlreiche andere Dichter (unter anderem Albrecht von Johannsdorf) gehörten. Es wird vermutet, dass einer von ihnen auch der Autor des Nibelungenliedes war. Wolfger wäre demnach Auftraggeber oder zumindest Förderer des Nibelungenliedes.

Literatur

Weiterführende Publikationen

  • Hedwig Heger: Bischof Wolfger von Passau und die deutsche Literatur des Hochmittelalters. In: Ostbairische Grenzmarken XIX, Passau 1977 (S. 76-85)

Weblinks