12. Passauer Tetralog

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Die Gesprächsteilnehmer.

Der 12. Passauer Tetralog fand am 14. Juni 2009 im Rahmen der 57. Europäischen Wochen unter dem Thema „Deutschland und Europa – 20 Jahre nach dem Mauerfall“ vor einem voll besetzten Hörsaal statt. Veranstalter waren die Akademie für Politische Bildung in Tutzing und die Universität Passau in Zusammenarbeit mit den Festspielen Europäische Wochen Passau. Der Eintritt war frei.

Für weitere Informationen siehe: Passauer Tetralog.

Infos

  • Ort: Audimax, Hörsaal 9, Universität Passau
  • Datum: 14. Juni 2009, 11:45 Uhr
  • Thema: Deutschland und Europa - 20 Jahre nach dem Mauerfall

Gesprächsteilnehmer

  • Valery Bogomolov, Abgeordneter der Staatsduma, vormals Generalsekretär der Partei „Einiges Russland“
  • Prof. Ellen Bos, Andrássy-Universität Budapest
  • Reiner Kunze, freiberuflicher Schriftsteller
  • Mária Schmidt, Direktorin des Museums „Haus des Terrors“ in Budapest
  • Dr. Kazimierz Wóycicki, Zentrum für Internationale Beziehungen Warschau

Die Leitung und Moderation lag bei Prof. Dr. Heinrich Oberreuter, dem Direktor der Akademie für Politische Bildung in Tutzing.

Fazit

Schon mit der Eingangsfrage, was 1989 eigentlich genau passierte, entlockte Moderator Prof. Heinrich Oberreuter von der Uni Passau seinen Gästen konträre Positionen: Dr. Kazimierz Wóycicki vertrat die Meinung, das „Sowjet-Imperium“ sei damals „nicht mehr zu retten gewesen“, der Widerstand im Ostblock sei von unten gewachsen. Die Feststellung der Hilflosigkeit des Sowjet-Regimes ließ Valery Bogomolov nicht gelten. „In Russland passierte nichts ohne Moskau, auch nicht in Warschau. Wenn Moskau den Prozess hätte stoppen wollen, hätte es ihn gestoppt“, betonte er. Den Anteil Ungarns am Fall des Eisernen Vorhangs wollte Prof. Ellen Bos von der Andrássy-Universität hervorgehoben wissen: Bereits am 2. Mai 1989 hätten die Ungarn begonnen, die technischen Anlagen zur Grenzsicherung abzubauen - und damit den Fall der Berliner Mauer am 9. November vorbereitet.

Sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen, habe Ungarn dann allerdings versäumt, so Prof. Bos, „im Vorfeld des EU-Beitrittes ist Vieles verdeckt worden.“ Mangelnde Vergangenheitsbewältigung auch in Deutschland bestätigte der kritische Autor Reiner Kunze aus Erlau bei Passau, der nach dem Ausschluss aus dem Schriftstellerverband der DDR 1976 in die BRD übersiedeln musste. Danach habe sich die Solidarität einiger DDR-Schriftsteller-Kollegen ins Gegenteil verwandelt, noch in den 90er Jahren habe man ihn das spüren lassen. „Erst müssen zwei Generationen wegsterben, ehe es nur noch Gesamtdeutsche gibt“, sagte Kunze.

Einig waren sich Diskussionsteilnehmer auch in der Unterstützung des europäischen Geistes: Kazimierz Wóycicki forderte, Europa müsse seine Kräfte bündeln, um nicht von anderen Mächten überrollt zu werden. „Vereinigte Staaten von Europa“ mit Russland wünschte sich Valery Bogomolov.

Das Schlusswort sprach Reiner Kunze: „Möge uns die Freiheit erhalten bleiben und in der Freiheit die Humanität“.

Literatur