Bayerisch Eisenstein

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Bayerisch Eisenstein
Das Wappen von Bayerisch Eisenstein


Basisdaten
Bundesland: Bayern
Regierungsbezirk: Niederbayern
Landkreis: Regen
Höhe: 724 m
Fläche: 47,34 km²
Einwohner: 1.065 (31. Dezember 2020)
Postleitzahl: 94252
Vorwahl: 09925
Kfz-Kennzeichen: REG
Website: www.bayerisch-eisenstein.de
Erster Bürgermeister: Georg Bauer (Freie Wähler)

Bayerisch Eisenstein ist eine Gemeinde im niederbayerischen Landkreis Regen im Bayerischen Wald unmittelbar an der Grenze zur Tschechischen Republik und staatlich anerkannter Luftkurort.

Lage

Die Gemeinde liegt im dicht bewaldeten Tal des Großen Regens, dem „Eisensteiner Tal“ zwischen den Bergen Zwercheck, Spitzberg (Špičák) und Panzer im Norden sowie dem Großen Arber im Westen und dem Falkenstein im Süden. Durch das Tal verläuft die Grenze zu Tschechien, auf tschechischer Seite nur 3 km entfernt liegt die Stadt Železná Ruda (Markt Eisenstein). Bayerisch Eisenstein gehört zu den Gemeinden am Nationalpark Bayerischer Wald und bildet die nördlichste Gemeinde des Landkreises Regen und damit ganz Niederbayerns, die Ortschaft befindet sich etwa 15 km nördlich von Zwiesel und 26 km von der Kreisstadt Regen entfernt. Die Bayerische Waldbahn verkehrt im zuverlässigen Stundentakt bis nach Plattling, vom Grenzbahnhof fahren ebenso Züge der tschechischen Eisenbahn in Richtung Klattau und Pilsen ab.

Ortsteile

Zum Gemeindegebiet gehören die Ortsteile Arberhütte, Arberschutzhaus, Arberseehaus, Bayerisch Eisenstein, Brennes, Brennes, Eisensteinermühle, Grafhütte, Neuhütte, Neuwaldhaus, Regenhütte, Schachtenbach, Schwellhäusl, Seebachhütte, Seebachschleife und Steinhütte. Auch der Gipfel des Großen Arbers, der höchste Berg des Bayerischen Waldes liegt auf dem Gemeindegebiet.

Geschichte

Erzbergbau

Im 16. Jahrhundert wird bereits der Erzbergbau im Gebiet um Eisenstein nachgewiesen. Dieser bis zur endgültigen Grenzziehung im Jahre 1764 streitbare Raum war nach dem älteren, von Wolf Heinrich Nothafft auf Runding gegründeten böhmischen Eisenstein orientiert und der Grenzverlauf von den jeweiligen politischen Verhältnissen bestimmt. 1959 wurde im Grenzstreit bereits ein Spruch gefällt: So liegt dieses Erz
3 1/2 Meil von Klattau und Riesenberg, 3 Meil von Schüttenhofen. Die Wasser rinnen alle heraus nach Bayern. Die Regel aller Grenz ist allerorten, das soll wahr sein: nähmlich wie Kugel walzt und Wasser rinnt. Sonach ist dieses Eisenwerk ohne Mittel zu Bayern.

Abtretung an Böhmen

1700 wurde das gesamte Eisensteiner Gebiet an Böhmen abgetreten. Die Grenze verlief über den Arber, Kühberg und Falkenstein.

Glashütte

Mit dem ausgehenden Erzabbau am Anfang des Dreißigjährigen Krieges rückten die Glashütten in dieses Gebiet vor und um 1735 erwarb die Familie Hafenbrädl den Eisensteiner Besitz. Es begann die Zeit der Glashütten mit der Errichtung der Arberhütte (1739) und der Grafhütte (1748).

Wieder zu Bayern

Maria Theresia gab 1764 den südlicheren Teil des Tals, das wild Tal unter dem Arwa, wo nur steht ein Lohhaus, eine Mühl und eine Schmieden an Bayern zurück. Neben den an der Grenze gelegenen zwei bayerisch Häusl entstand ein neues Verwaltungszentrum mit Schloss, Jägerhaus, Schmiede, Bräuhaus, Wirtshaus und Kapelle. Noch heute heißt der Ortsteil Bayerisch Häusl.

Hohenzollern Sigmaringen als Grundherren

Den großen Waldbesitz, den die Familie Hafenbrädl erworben hatte, verkaufte sie 1872 mitsamt dem Bayrisch Häusl und der Eisensteiner Mühl an die Fürsten von Hohenzollern Sigmaringen, die bis heute Grundherren sind.

Bau der Eisenbahn

Bereits 1835 hat sich der bayerische Teil des Tales unter dem Namen "Eisenstein" als bayerische Landgemeinde konstituiert. Mit dem Bahnbau und der Eröffnung der Eisenbahnlinie von Plattling nach Pilsen 1877 begann die eigentliche Entwicklung des Ortes zwischen dem älteren Neu-Waldhaus und dem Grenzbahnhof Bayerisch Eisenstein. Das großzügig konzipierte Bahnhofsgebäude steht zur einen Hälfte auf deutschem, zur anderen Hälfte auf tschechischem Gebiet, der Grenzverlauf führt mitten durch das Gebäude. Es entstand ein neues Ortszentrum und 1908 wurde dort auch die neue Pfarrkirche St. Johannes Nepomuk errichtet. Bereits 1881 war Eisentein zur Pfarrei erhoben worden.

Die Historischen Bahnhäuser in Bayerisch Eisenstein sollen renoviert werden.

Schnelle Entwicklung

Holzindustrie und Fremdenverkehr verhalfen dem Ort zu einer schnellen Entwicklung, der Bau der Paßstraße über den Brennes stellte die Verbindung zum oberen Wald her.

Eiserner Vorhang

Nach dem Zweiten Weltkrieg senkte sich der Eiserne Vorhang über das Eisensteiner Tal, die Straßen- und Schienenverbindung zum Nachbarland wurde für viele Jahre unterbrochen. 1969 wurde der Straßengrenzübergang Eisenstein-Landstraße wieder eröffnet und es gab einen bescheidenen Grenzverkehr. Nach der „Samtenen Revolution“ 1989 in der Tschechoslowakei ist 1990 der Eiserne Vorhang gefallen. Die Grenzstation Bayerisch Eisenstein steht seit dem Wegfall der Grenzkontrollen 2008 leer.

Namesgebung

1951 wurde der Gemeinde, die bislang nur Eisenstein geheißen hat, ihr heutiger Name Bayerisch Eisenstein offiziell verliehen.

Einen promineten Urlaubsgast beherbergte die Gemeinde im Sommer 1954: Bundespräsident Dr. Theodor Heuss hatte sich das Sporthotel Brennes als Urlaubsdomizil ausgesucht.

Gebietsreform

Im Zuge der bayerischen Gemeindegebietsreform kam am 1. Januar 1978 der Ortsteil Regenhütte, der früher zur Gemeinde Rabenstein gehörte, mit 394 Einwohnern und rund 1.350 ha Gemeindefläche zu Bayerisch Eisenstein.

Gemeindewappen

1986 bekam die Gemeinde ein eigenes Wappen. Die Zustimmung der Regierung von Niederbayern zum Beschluss des Gemeinderates erfolgte mit Schreiben vom 14. Mai 1986. Die Tanne symbolisiert sowohl die geografische Lage der Gemeinde im Bayerischen Wald als auch die wirtschaftliche Bedeutung des Waldes. Die Hirschstange stammt aus dem Wappen der Freiherren von Hafenbrädl, die als Inhaber der seit 1764 zwischen Bayern und Böhmen aufgeteilten Hofmark Eisenstein von 1771 bis weit ins 19. Jahrhundert eine wichtige Rolle spielten. Das goldene Kelchglas erinnert an die Bedeutung der Glashütten seit dem 18. Jahrhundert, die besonders unter dem Hüttenmeister Hans Georg Hafenbrädl einen Aufschwung erlebten (Grafenhütte, Arberhütte, Regenhütte). Die Tingierung in Silber und Schwarz ist vom Wappen der Hohenzollern (Hohenzollernvierung) hergeleitet; das Fürstenhaus Hohenzollern-Sigmaringen erwarb 1872 die Besitzungen der Familie Hafenbrädl.

Hand in Hand standen Deutsche und Tschechen in der drei Kilometer langen Menschenkette, die die Kirchen von Bayerisch Eistenstein und Zelezna Ruda verband. Foto: Winter.

Grenzöffnung

Durch die geschlossene Grenze war die Gemeinde in eine geografische und wirtschaftliche Randlage geraten. Mit der "Samtenen Revolution" und dem Zusammenbruch des Kommunismus 1989 änderte sich die Situation sehr rasch. Über 70 000 Menschen gingen auf die Straße, um mit einer drei Kilometer langen Menschenkette die Kirchen von Bayerisch Eisenstein und Zelezna Ruda zu verbinden und ein Zeichen zu setzen.

Am 3. Februar 1990 öffnete sich dadurch zum ersten Mal seit 55 Jahren der Eiserne Vorhang. Über die mit Stacheldrahtzaun und Panzersperren abgeriegelte Grenze strömten Staatsbürger beider Länder.

Die Bahn setzte Sonderzüge ein. Aus vielen Teilen Bayerns und der Tschechoslowakei kamen Busse, die auf zehn Kilometern Länge an den Straßen parkten.

In der Kirche von Železná Ruda feierte man einen Gottesdienst. Auch hier sprengten die Menschenmassen den Rahmen. Mit Fernseher und Lautsprecher wurde die Messe nach draußen übertragen. Die Visumspflicht war nur bis Mitternacht aufgehoben. Die Grenzpolizisten drückten ein Auge zu.

Bereits ein Jahr später gab es abermals einen Grund zu einer großen Feier. Die Schienenverbindung zum Nachbarland wurde wieder hergestellt und der Grenzbahnhof bekam wieder seine alte Funktion zurück. Zur feierlichen Eröffnung war sogar Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl nach Bayerisch Eisenstein gekommen.

Sehr zu leiden hatte die Gemeinde in den ersten Jahren nach der Grenzöffnung durch den enorm zugenommenen Straßenverkehr. Wegen der Abfertigung von LKW's an der Grenze kam es immer wieder zu langen Staus. Das änderte sich schlagartig, als am am 1. Mai 2004 das Nachbarland Mitglied der EU geworden ist. Seitdem läuft der Verkehr ungehindert. Bayerisch Eisenstein soll außerdem eine Ortsumgehung erhalten. Dabei soll die B11 statt durch den Ort nahe des Grenzbahnhofs zur Grenze verlaufen. Danach soll auf tschechischer Seite auch noch die Ortschaft Zelezne Ruda umgangen werden. So würden Orte beider Seiten besser aneinander angeschlossen und wirtschaftlich gestärkt werden.

Bevölkerungsentwicklung

Die Einwohnerzahl der Gemeinde Bayerisch Eisenstein wuchs von 609 Einwohnern im Jahr 1840 zunächst stark an und erreichte nach dem Zweiten Weltkrieg mit der Aufnahme zahlreicher Flüchtlinge und Heimatvertriebener ihren Höhepunkt. Im Jahr 1950 zählte Bayerisch Eisenstein nicht weniger als 2.937 Einwohner. Danach sank die Einwohnerzahl meist. In den Jahren 1997 bis 2006 hatte die Gemeinde mit einem Minus von - 23,5 % bayernweit den höchsten Bevölkerungsverlust.

Politik

Bürgermeister

  • 1. Bürgermeister ist Georg Bauer (Freie Wähler). Er wurde bei der Kommunalwahl 2014 gegen Josef Gabriel (CSU) mit einer Mehrheit von 62,56 % zum Nachfolger des nicht mehr angetretenen Thomas Müller (Grüne, vorher CSU) gewählt.

Gemeinderat

Der Gemeinderat hat 12 Mitglieder und folgende Sitzverteilung:

  • CSU: 3 Sitze (2008: 5)
  • Bürgerliste Eisenstein: 3 Sitze (2008: 4)
  • Bürgerliste Regenhütte: 2 Sitze (2008: 3)
  • Freie Wähler: 4 Sitze + 1. Bürgermeister (neu)

Bauten

Friedhöfe

Alter Friedhof

Auf dem alten Friedhof in Bayerisch Häusl wurden zwischen 1809 und 1922 etwa 700 bis 1000 Eisensteiner begraben.

Der gemeindliche Friedhof

Der neuere Friedhof der Gemeinde befindet sich am Waldrand.

Trauerwald

Der privat betriebene Naturfriedhof im Gebiet des Nationalparks in der Nähe des Bahnhofs bietet die Möglichkeit einer Urnenbestattung an Bäumen oder Felsen. Er wurde 2007 gegründet und umfasst eine Fläche von ca. 3 ha.

Bildung und Erziehung

  • Josef-Siebler-Grundschule Bayerisch Eisenstein
  • Kindergarten St. Nikolaus

Projekt "Tierisch Wild"

Am 1. Januar 2009 fiel der Startschuss für das über Interreg geförderte Projekt "Tierisch Wild", eine Kooperation von Naturschutz und Tourismus. 13 bayerische und neun böhmische Gemeinden, sowie die Nationalparke Bayerischer Wald und Sumava haben sich zusammengeschlossen, um die Stärken der Nationalparkregion optimal zu nutzen und miteinander zu kombinieren.
Patentier der Gemeinde ist der Luchs.

Vereine

  • Freiwillige Feuerwehr Bayerisch Eisenstein
  • Krieger- und Soldatenverein
  • Sportverein Bayerisch Eisenstein
  • Obst- und Gartenbauverein
  • Trachtenverein "Arber Buam"
  • Reservistenkameradschaft
  • Jugend- und Kulturverein
  • Fischereiverein

Verkehr

  • Bayerisch Eisenstein beteiligt sich neben sieben weiteren Gemeinden seit dem 1. Mai 2010 an dem GUTi - Gästeservice Umwelt-Ticket, das seinen Gästen kostenlosen Beförderung auf allen Bahn- und Busverbindungen im Bayerwald-Ticket-Tarifgebiet anbietet.

Literatur

Städte und Gemeinden im Landkreis Regen
Wappen Landkreis Regen.png

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