Befreiungshalle

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Blick auf die Befreiungshalle von der Donau aus

Die Befreiungshalle ist ein Bauwerk in der Stadt Kelheim.

Lage

Die Befreiungshalle befindet sich am Westrand von Kelheim, wo sich zwischen der Donau und dem Main-Donau-Kanal (ehemals Altmühl) der 448 Meter hohe, steil abfallende Michelsberg erhebt. Um etwa hundert Meter überragt der Michelsberg die Stadt, während die auf ihm thronende Befreiungshalle eine Höhe von weiteren 45 Metern erreicht.

Geschichte

Blick auf die Befreiungshalle.

Entstehungsgedanke

Während seiner Griechenlandreise im Jahr 1836 fasste der bayerische König Ludwig I. den Entschluss, ein Denkmal zur Erinnerung an die Befreiung Deutschlands von der Herrschaft Napoleons in den Kriegen von 1813 bis 1815 zu errichten. Als Standort wählte er den exponierten Michelsberg bei Kelheim, der sich hier beherrschend gegen das nach der Weltenburger Enge wieder öffnende Stromtal vorschiebt.

Als Baumeister wurde Friedrich von Gärtner ausersehen, der einen achtzehneckigen „byzantinischen“ Rundbau entwarf. 1842 erfolgte die Grundsteinlegung. Als Gärtner 1847 starb, standen erst die Grundmauern und zwei der mächtigen Sockelstufen. Der König ernannte nun Leo von Klenze zum Nachfolger Gärtners. Klenze hielt zwar an der Idee des Rundbaus fest, verwarf aber die byzantinische Formgebung zugunsten einer „antik-römischen“.

Während des Baus

Für den Bau der Halle wurde vor allem Kelheimer Kalk verwendet. Die Zahl der Steinbrüche rund um Kelheim stieg in der Bauzeit von drei auf 18. Die drei größten Steinbrüche waren zu jener Zeit der Ihrlerbruch, der Auerbruch (Oberau) und der Ziegeltalbruch. Die Steine aus dem Auerbruch wurden mit einem Schrägaufzug aus dem Bruch heraustransportiert, wurden dann grob herausgehauen und erst auf dem Michelsberg angepasst. Für die bis zu 750 Tonnen schweren Eckquadersteine seien extra Wagen gebaut worden. Davor wurden bis zu 50 Pferde gespannt, um die Blöcke zu transportieren. 100 bis 150 Arbeiter waren im Auerbruch zu Zeiten König Ludwigs I. beschäftigt. Mit dem sogenannten Zweispitz holten sie die Steinblöcke mühsam aus der Wand.

Auch aus dem Passauer Raum wurde Stein für die Befreiungshalle geordert. 18 Säulen sollten aus dem Steinbruch Freudensee bei Hauzenberg hergestellt werden. Die Säulen aus Hauzenberger Granit wurden zwar angefertigt, jedoch nach dem Tod des Architekten Friedrich von Gärtner nie aufgestellt. Dessen Nachfolger Leo von Klenze hatte es aufgrund der Gestalt und Größe der Säulen so bestimmt. Die jetzigen Säulen stammen aus dem Ihrlerbruch, das Material dieser Steine ist sehr filigran.

Fertigstellung

Bereits 1848, als Klenze gerade die Fortführung des Baus übernommen hatte, musste König Ludwig I. zugunsten seines Sohnes Max II. abdanken. Ab 1850 finanzierte Ludwig den Weiterbau aus seiner Privatschatulle. So konnte am 18. Oktober 1863, am 50. Jahrestag der Völkerschlacht von Leipzig, die Befreiungshalle als persönliches Geschenk Ludwigs an die Deutschen eröffnet werden. Neben dem ehemaligen König erschienen an diesem Tag alle noch lebenden Feldherren der Befreiungskriege.

Beschreibung

Viktorinen im Inneren der Befreiungshalle

Auf einem dreistufigen Sockel steht der massige, mit einer gelben Putzschicht überzogene Rundbau, der sich in ein durch Streben gestrafftes Achtzehneck einfügt. Die 18 Strebepfeiler tragen je eine von Johann Halbig entworfene Kolossalfigur, die eine germanische Jungfrau darstellt und symbolisch für je einen am Befreiungskampf beteiligten deutschen Volksstamm steht. Die Zahl 18 versinnbildlicht auch das Datum der Völkerschlacht bei Leipzig (18. Oktober 1813), an dem die Truppen Napoleon Bonapartes von der Koalition vernichtend geschlagen wurden.

Das Innere der 29 Meter breiten und 45 Meter hohen, fensterlosen Halle wird nur von oben aus der Kuppel erhellt. Der spiegelnde Marmorboden trägt die Inschrift: MOECHTEN / DIE TEUTSCHEN / NIE VERGESSEN WAS / DEN BEFREIUNGSKAMPF / NOTHWENDIG MACHTE / UND WODURCH SIE / GESIEGT.

Der Kuppelraum öffnet sich in zwei Rängen, einer 18-fachen Nischenkette unten und einer Säulengalerie oben. Die Wandpfeiler der Nischen bestehen aus Granit und Carrara-Marmor. Vor diesen Nischen stehen jeweils zwei, insgesamt 34 Viktorinen als Symbole für die damaligen 34 deutschen Staaten. Sie halten sich an den Händen, wobei eine der Hände jeweils einen der 17 aus erbeuteten Geschützen gegossenen und vergoldeten Schild berührt, in dem die Schlachtorte des Krieges aufgezeichnet sind. Entworfen und zum Teil auch angefertigt wurden die Viktorinen von Ludwig Schwanthaler. Über den Nischen befinden sich Tafeln mit den Namen der siegreichen Feldherrn.

Die obere Säulengalerie besitzt 36 Doppelsäulen aus Granit, und goldene Lettern im Architrav nennen die eroberten Festungen. In sechs Kassettenkränzen rundet sich die Kuppel.

Herkunft der Granitsäulen

Für das Innere des Bauwerks wurden 18 kolossale, 22 Fuß lange und fünf Fuß dicke Säulen aus dem Steinbruch Freudensee bei Hauzenberg geordert. Diese 800 Zentner schweren Säulen wurden zwar angefertigt, aber nie geliefert, da nach dem Tod des Architekten Friedrich von Gärtner dessen Nachfolger Leo von Klenze es so bestimmte. Die jetzigen Säulen stammen aus dem ungleich näher gelegenen Ihrlerbruch bei Ihrlerstein. Eine der Hauzenberger Säulen fand für das Kriegerdenkmal Thyrnau Verwendung, die übrigen blieben im Steinbruch und wurden in den 1930er Jahren nach und nach zu Pflastersteinen verarbeitet.

Galerie

Literatur

  • Marianne Mehling (Hg.): Knaurs Kulturführer in Farbe. Niederbayern und Oberpfalz, Droemer Knaur, München 1995, ISBN 3-426-26647-4
  • Alexander von Reitzenstein, Herbert Brunner: Reclams Kunstführer Deutschland Band 1. Bayern. Baudenkmäler, Philipp Reclam jun. Stuttgart, Universal-Bibliothek Nr. 8055-72, 8. Auflage 1974, ISBN 3-15-008055-X
  • Simone Grebler: Kelheimer Kalk: Der Stein, aus dem die Denkmäler sind. In: Passauer Neue Presse vom 6. Mai 2013 (S. 3)
  • PNP: Kriegerdenkmal feiert dreifaches Jubiläum. In: Passauer Neue Presse vom 29. August 2012 (S. 23)