Berta Hummel

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Berta Hummel als Sr. Maria Innocentia, 1934. (Foto: Hummelmuseum)
Selbstportät Berta Hummels. (Foto: Hummelmuseum)

Berta Hummel, auch Maria Innocentia Hummel, (* 21. Mai 1909 in Massing; † 6. November 1946 in Kloster Sießen, heute zu Bad Saulgau, Oberschwaben) war eine deutsche Zeichnerin und Malerin. Berühmt wurde sie durch ihre Kinderbilder und den nach ihren Entwürfen gefertigten Hummelfiguren aus Keramik. Das Berta-Hummel-Museum Massing wahrt ihr Andenken.

Leben und Wirken

Schule und Studium

Berta Hummel wurde als drittes von sieben Kindern am 21. Mai 1909 in Massing geboren. Sie besuchte dort von 1915 bis 1921 die Volksschule. Ihre Eltern erkannten schon früh ihr großes Talent fürs Zeichnen. Berta Hummel besuchte 1921 bis 1926 die katholische höhere Mädchenschule „Marienhöhe“ der Englischen Fräulein in Simbach am Inn, wo sie intensiven Kunstunterricht erhielt.

Nach der Schulzeit besuchte sie die Akademie für Angewandte Kunst in München. Dort studierte sie vier Jahre und schloss ihr Studium 1931 als Klassenbeste mit der Lehramtsprüfung für Zeichenlehrerinnen ab. In dieser Zeit entstanden viele ihrer kreativsten Werke. Sie zeichnete in dieser Zeit Porträts, Landschaften, Städtebilder, Stillleben, Blumenbilder, Karikaturen, Aktzeichnungen. Sie erlernte die verschiedensten Mal- und Zeichentechniken. Eines ihrer Meisterwerke entsteht: „Dame in Rot“, 1930.

Im Kloster

Anschließend an ihr Studium trat sie in das Franziskanerinnenkloster Sießen ein und erhielt bei ihrer Einkleidung am 22. August 1933 den Ordensnamen Maria Innocentia. Sie will ihre Kunst in den Dienst Gottes stellen. Sie führt eine Doppelexistenz als Klosterkind und Künstlerin. Dort gab sie Zeichenunterricht, fertigte Entwürfe für liturgische Textilien, Andachts- und Altarbilder. Doch auch in ihrer Feizeit zeichnete sie weiterhin. Ihr bevorzugtes Motiv waren Kinder beim Spielen oder in anderen Alltagssituationen. Diese Kindersujets wurden schon früh als Buch- und Kartendrucke veröffentlicht.

Hummel entwirft Messgewänder, Fahnen – und es entstehen Fleißkärtchen für die Kinder, die sie unterrichtet. Die pummeligen, niedlichen Kleinen lesen, stricken, gehen spazieren, spielen und beten. Die Hummel-Motive werden als Postkarten gedruckt und treten einen Siegeszug um die Welt an; sie erscheinen im Verlag Vers sacrium Rottenburg und Fink Verlag Stuttgart, später auch im katholischen Verlag Ars sacra in München. Allein 70.000 Karten des „Nachtwächterleins“ wurden gedruckt und 190.000 Hummel-Postkarten.

Das erste Hummelbuch erschien im Jahr 1934 im Verlag Emil Fink Stuttgart. Im gleichen Jahr gab Maria Innocentia Hummel der Porzellanmanufaktur Goebel in Oeslau bei Coburg ihr Einverständnis die Kindermotive als Porzellanfiguren zu gießen. 1935 präsentierte die Porzellanfirma Goebel auf der Leipziger Frühjahrsmesse die ersten 46 Varianten der Hummel-Figuren, die einen Siegeszug bis in die Neue Welt antreten sollten.

Erneutes Studium

Berta Hummel studiert noch einmal in München 1935 bis 1937, ist eine der Ältesten an der Staatsschule für Angewandte Kunst. Von den NS-Machthabern wird ihre Kunst nicht geschätzt, die „Dreckspatzen als Staatsjugend“ dargestellt sahen. Sie sahen für „solche Künstler“ keinen Platz. Die putzigen Kinder entsprachen nicht dem NS-Ideal; sie waren schmutzig und arm, in Lumpen gekleidet und hatten Wasserköpfe. Es gab eine Hetzkampagne gegen Berta Hummel, weil sie keine strammen Kinder nach dem Nazi-Ideal zeichnete. Die US-Soldaten hingegen brachten die Hummel-Figuren nach Kriegsende als Souvenirs mit nach Hause.

Im August 1937, 28-jährig, legte Maria Innocentia Hummel die Profess auf Lebenszeit ab. 1940 wurde das Kloster, in dem sie lebte von den nationalsozialistischen Machthabern beschlagnahmt. Die Zeit des Nationalsozialismus war für die Sießener Franziskanerinnen schwierig. Maria Innocentia erkrankte in dieser Zeit mehrmals schwer. Nach Kriegsende starb „Das Pinsele des Herrn“, wie sie sich selber nannte, am 6. November 1946 mit erst 37 Jahren an den Folgen ihrer Tuberkuloseerkrankung.

Den Sturm der Begeisterung für ihre Hummelkinder in der Nachkriegszeit hat sie nicht mehr erlebt, auch nicht, dass ihr Name zum Inbegriff eines naiv-nostalgischen Miniatur-Idylls wurde. In den letzten Jahren entdeckt man immer mehr die andere Dimension der Berta Hummel, die einer empfindsamen Malerin mit einem vielfältigen, sogar in den Expressionismus weisenden Werk, das durch Krieg und Klosterleben eine andere Richtung nahm.

Im Jahr 1994 wurde zu ihrem Andenken das Berta-Hummel-Museum in ihrem Geburtshaus in Massing eröffnet.

Hummelfiguren

Weil die kindlich-naiven Hummelfiguren dank des Imports durch die Soldaten des Zweiten Weltkriegs besonders in den USA auf einen großen Absatzmarkt gestoßen waren, trafen die Terroranschläge vom 11. September 2001 die Porzellanmanufaktur Goebel schwer: Die anschließende Konsumflaute ließ den Absatz der Firma im oberfränkischen Rödental rapide einbrechen. Im Jahr 2006 musste die Manufaktur Insolvenz anmelden. Im Oktober 2008 wurde die Produktion der nostalgischen Hummelfiguren gänzlich eingestellt. Seit Februar 2009 geht die Produktion der Hummelfiguren in Rödental weiter. Die Höchster Porzellanmanufaktur hat die Goebel Manufaktur übernommen und führt die neue Firma unter dem Namen „Manufaktur Rödental“ weiter.

Galerie

Literatur

  • Gonsalva Wiegand: Sketch Me, Berta Hummel! St. Meinrad (Indiana) 1951
  • John F. Hotchkiss: Hummel Art. Des Moines (Iowa) 1978, ISBN 0-87069-184-8
  • Robert E. Dechant u.a.: Die andere Berta Hummel. Unbekannte Werke einer bekannten Künstlerin. Führer zur Ausstellung im Diözesanmuseum Obermünster 1986-1987. München u.a. 1992, ISBN 3-7954-1032-0
  • Angelika Koller: Die Hummel. Lebensgeschichte und Werk. München 1994, ISBN 3-7607-8292-2
  • G. Nitz, M. W. Erler, A. Hummel: Das Berta Hummel Museum im Hummelhaus. Katalog zur Eröffnung des Museums 1994. Massing 1994
  • Alfred Hummel: Letztes Schenken. Ausstellung zum 50. Todestag von Berta/M.I. Hummel. Regensburg 1996, ISBN 3-7954-1102-5
  • Genoveva Nitz: Massing und Berta Hummel. Ausstellung 2000-2001. Regensburg 2000, ISBN 3-7954-1310-9
  • Birgit Reutemann: Der Kreuzweg. Skizzen von M. Innocentia Hummel, Betrachtungen von M. Birgit Reutemann. Werl 2000, ISBN 3-87163-251-1
  • Berta-Hummel-Museum (Hrsg.): Berta Hummel: Catalogue raisonné. 1927-1931. Student days in Munich. München u.a. 2002, ISBN 3-7913-2824-7 (Verzeichnis der Werke der Studienzeit; deutsch und englisch)
  • Wolfgang Urban: Blumenwelten – Berta Hummel/Peter Wittmann. Katalog zur Ausstellung im Diözensanmuseum Rottenburg/Neckar. Ulm 2007, ISBN 3-88294-375-7
  • Berta-Hummel-Museum (Hrsg.): Lovis Corinth - Berta Hummel - Peter Wittmann: Seelenlandschaften, Katalog zur Ausstellung von März 2008 bis Mai 2009. Konzeption: Dr. Monika Drexler, ISBN 3-00-024078-2
  • name: Neue Berta-Hummel-Biographie. In: Rottaler Anzeiger vom 27.11.2008 (S. 27)
  • Edith Rabenstein: Vom Freigeist zur Nonne. In: Passauer Neue Presse vom 31.12.2008 (S. 8)
  • Dido Nitz: M.I.Hummel. Ich will Freude machen! Eine schicksalhafte Frauenkarriere. München 2009, ISBN 3-7607-2964-0
  • PNP: Serie von Ausstellungen zum 100. Geburtstag von Berta Hummel. In: Passauer Neue Presse vom 27.01.2009 (S. 24)
  • Manfred Präcklein: Renaissance der Hummel-Figuren. In: Passauer Neue Presse vom 07.02.2009 (S. 10)
  • Edith Rabenstein: Mit Leib und Seele Nonne und Malerin. In: Passauer Neue Presse vom 21.05.2009 (S. 7)

Weblinks