Betty Heldrich

Aus RegioWiki Niederbayern
Wechseln zu: Navigation, Suche
Selbstprortrait von Betty Heldrich.

Betty Heldrich (* 29. April 1869 in Zwiesel; † 11. Dezember 1958 in München) gehörte Anfang des 20. Jahrhunderts unter anderen zur Elite der deutschen Maler. Dennoch sind ihre künstlerischen Leistungen in der Region nur einigen wenigen bekannt und bisher in ihrem Geburtsort Zwiesel auch noch nicht gewürdigt worden.

Die Sektion Zwiesel des Bayerischen Waldvereins veranstaltete im August 2009 eine Sonderausstellung mit Werken der Künstlerin im Rahmen der Sommerausstellung „Zwieseler Buntspecht“.

Leben und Wirken

Betty (Taufname Anna Barbara) Heldrich war die Tochter des Forstmeisters des Forstamtes Zwiesel-Ost und Feuerwehrhauptmanns Friedrich Heldrich (* 1839 in Ansbach) und der Mutter Hermine Heldrich, geb. Wiesberger, Arzttochter von Zwiesel (* 1848 in Bischofsmais). Die Bayerische Waldzeitung schreibt am 29. November 1889, daß die Geschellschaft „Ulk“ ihrem scheidenden Mitglied Herrn Forstmeister Heldrich eine Abschiedsfeier im Lokale des Herrn Bürgermeister Janka arrangierte. Nach dem Weggang der Familie Heldrich aus Zwiesel ist Feucht bei Nürnberg eine neue Heimat geworden. In Nürnberg studierte sie an der privaten Malschule bei Professor Carl Fleischmann. Von 1896 bis 1899 erscheint sie im Verzeichnis der weiblichen Studierenden des Zeichenlehrfachs an der Kgl. Kunstgewerbeschule in München. Dort legte sie am 30. Juni 1899 die Prüfung ab. In der Mitgliederliste des Künstlerinnen-Vereins München e.V. und seiner angehörigen Damen-Akademie ist sie vom November 1899 bis 1920 aufgeführt. Die Perfektion in der Porträtmalerei erreichte sie an der Privatschule bei Professor Walter Thor. 1901 besuchte Betty Heldrich die ungarische Hollósy-Schule in Nagybánya (heute in Siebenbürgen)und wurde eine Schülerin von János Thorma. Hier blieb sie ein Jahr lang.* Seit 1902 stellte sie regelmäßig im Münchner Glaspalast Porträts, Stilleben und Bilder mit religiösen Sujets aus. Sie arbeitete auch als Radiererin und Zeichnerin, illustrierte Kinderbücher und war als Dekorateurin für die Glashütte Buchenau, Ferdinand von Poschinger, tätig.

1905 erwarb sie zusammen mit ihrer Schwester Paula ein Reihenhaus in der berühmten Münchner Künstlerkolonie Nymphenburg-Gern. Dieses existiert heute noch durch besten erhaltenen Jugendstil.

Die erfolgreiche Zwieseler Künstlerin starb mit 89 Jahren am 11. Dezember 1958 in München, wo sie auf dem Westfriedhof bestattet wurde.

Werk

Betty Heldrichs malerische Leistungen zeichnen sich durch Sachlichkeit, lebendige Farbenfreudigkeit und feinfühlige Gesamtwirkung aus. Sie hatte ihr Künstlerdomizil in München-Gern. Neben großartigen Landschaftsmotiven porträtierte sie vor allem Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens. Außerdem gehörten gut komponierte Stillleben zu ihrem malerischen Genre. 1913 fertigte sie im Auftrag des Prinzregenten Luitpold die Kopie seines Bildnisses von Kaulbach für das Offizierscorps des 23. Infanterieregiments in Landau.

Ihre religiösen Kompositionen zeichnen sich durch ideale Auffassung und Gesamtwirkung aus. Sie hat zahlreiche Bücher illustriert, unter anderem das Münchner Künstlerbilderbuch, „Mein Birkenstein“ von dem Päpstlichen Ehrenkämmerer Monsignore Haindl, ein vergessener Autor, der damals viele und gern gelesene Bücher schrieb, sowie das Märchenbuch „Der Eisvogel“ von Ada Kaufmann-Brunner.

Die zahlreichen Kunst- und Künstlerkarten, die Betty Heldrich angefertigt hat, haben den Ruf dieser bescheidenen Größe der Malerei weit über ihre Wirkungsstätte hinausgetragen. Dazu trugen aber auch eine Fülle gehaltvoller Zeichnungen und Radierungen zu Familienfesten, Gedenktagen und anderen Anlässen wesentlich bei.

Für Ferdinand von Poschinger in Buchenau fertigte sie zusammen mit Julius Diez und Carl Schmoll von Eisenwerth Entwürfe für Jugendstilgläser. Gläser dieser Künstler kann man im Glasmuseum Passau bewundern.

Betty Heldrich hatte den Erbauer von Schloss Oberfrauenau, Reichsrat Georg Benedikt II. von Poschinger, als jungen Mann porträtiert.

Nachlass & Aufarbeitung

Bilder sind leider nur noch wenige auffindbar. Ein paar davon sind im Besitz eines Sammlers in Schwabmünchen, der sich intensiv mit dem künstlerischen Wirken Betty Heldrichs befasst hat. Die Biographie für das Glasmuseum Frauenau hat 1999 Eva Chrambach erarbeitet. Auch Margit Fastner vom Waldmuseum Zwiesel hat sich ab 2007 intensiv mit der Künstlerin auseinander gesetzt und viele Fakten in Erfahrung gebracht. Auch das Sterbedatum der Künstlerin, das zunächst unklar war, ist inzwischen über das Stadtarchiv München geklärt worden. Betty Heldrich war in ihrer Geburtsstadt bei Beginn ihrer Erkundigungen unbekannt.

Galerie

Literatur

  • Johann Karl: Aus den Künstler-Atieliers des 23. Stadtbezirkes. Band 1, München, 1928
  • Eva Chrambach: Kammzug und Pfauenauge; Geschichte der Jugendstilgglashütte des Ferdinand Poschinger in Frauenau. Grafenau, 1999
  • Roman Eder: Buchenau und Spiegelhütte – Ein heimatgeschichtliches Lesebuch. Regen, 2003
  • Max Hilz sen.: Das Buch für Zwiesel und Umgebung im Bayerischen Wald vom Jahre 1830 bis 1890. neu überarbeitet von Christian Benz und Helmut Hilz, 2003
  • Claudia Schmalhofer: Die Kgl. Kunstgewerbeschule München (1868-1918). Verlag Utz, 2005, ISBN 3831605424
  • Ute Seebauer: Am Kanal der Blauen Glocken Künstlerkolonie und Königsschloss. Eos Verlag, 2007, ISBN 3-8306-7259-3
  • Georg Höltl: Der Wilde Mann am Rathausturm. Passau, 2008
  • Anonymus: Vor 100 Jahren machte eine Zwieslerin Kunst-Karriere. In: Passauer Neue Presse vom 27. September 2008 (S. 25)
  • Marita Haller: Neue Erkenntnisse über Betty Heldrich In: Passauer Neue Presse vom 9. Oktober 2009 (S. 24)
  • Siegfried Wildfeuer: Zwiesels Feuerlöschwesen im 18. Jahrhundert.
  • Bruckmanns Lexikon Münchner Maler im 19. Jahrhundert (2. Band)
  • Zur Hollósy-Schule mehr in: Rád, Szilvia: Thorma János müncheni évei.In: Halasi Múzeum 3.Emlékkönyv a Thorma János Múzeum 135. èvfordulójára.Kiskunhalas 2009. S. 427-440. Webseite: http://muzeum.halas.hu/letoltes.html Zugriff vom 20.März 2011 Hierzu auch: Rèti, István: A nagybányai müvésztelep. Kulturtrade. Budapest 1994. Siehe Liste der Schüler.