Blaue Säule

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Die sogenannte Blaue Säule, auch Blaue Säulen ist eine historische Grenzübertrittsstelle von Bayern nach Böhmen, die sich unter dem Lusen befindet.

Geschichte

Am Grenzübergang der von Waldhäuser herkommenden Gulden Straß von Bayern nach Böhmen befand sich früher ein Hochgericht. Es handelte sich, wie die bayerische Grenzkommission 1561 berichtete, um zwei hochgemauerte steinerne Säulen, von denen eine auf der bayerischen, die andere auf der böhmischen Seite stand. Darüber lag ein Querbalken. Anscheinend war die auf bayerischer Seite stehende Säule blau oder weiß-blau gestrichen. 1657 wurde dieses „ruinierte gemauerte Hochgericht“ als „uraltes March“ bezeichnet. Von der Blauen Säule führte der Weg zunächst die Grenze entlang, dann nach Pürstling, Mader, Philippshütte, Innergefild und Bergreichenstein.

Die Gründe für die Errichtung des Hochgerichts an dieser abgelegenen Stelle sind unbekannt. Einer Sage zufolge soll sich hier eine Brotbänk befunden haben, eine hölzerne Hütte, in der die Grafenauer Bäckerburschen Brotlaibe für die Säumer niederlegten. Weil die Hütte nicht ständig besetzt sein konnte, war in der Hüttte ein Kasten, in den die Säumer das Geld legen konnten. Der Galgen diente demnach als Abschreckung oder, wenn gerade ein Unehrlicher erwischt wurde, gleich als Hinrichtungsstätte.

Reinhold Koeppel erzählte dem Schriftsteller Hans Watzlik von dem schauerlichen Ort, der ihn dann 1927 in zwei Szenen seines Romans Der wilde Eisengrein verewigte.

Diskussion um den Grenzübergang

Nach Jahren der Sperrung sollte der Grenzübergang am 15. Juli 2013 hinein ins Tschechische wiedereröffnet werden. Kurz zuvor informierte aber die Leitung des Nationalparks Šumava den Leiter des Nationalparks Bayerischer Wald, dass das Bezirksgericht in Budweis die geplante Wiedereröffnung als gesetzeswidrig aufgehoben habe. Gravierende formale Prozessfehler und Mängel bei der Prüfung von Naturschutzaspekten waren dabei die wichtigsten Ursachen für die Entscheidung des Gerichts. Die Klage gegen die Bescheide der Nationalparkverwaltung und des Umweltministeriums wurde von der tschechischen ornithologischen Gesellschaft und dem Naturschutzverein aus Zdíkov schon im Herbst 2012 eingereicht, als die Öffnung des Grenzübergangs Form annahm. Dennoch wolle man auf bayerischer wie auf böhmischer Seite weiterhin für die Öffnung der Grenzübertrittsstelle eintreten. Ziel sei ein „rationeller Naturschutz“, so dass neben dem Auerhuhn auch der Mensch Platz habe, die Natur kennenzulernen. Für die tschechische Nationalparkverwaltung war der Gerichtsentscheid ein Schock.

Literatur

  • Hermann Neumann: Geschichte des Grafenauer Landes, in: Der Landkreis Freyung-Grafenau, Verlag Landkreis Freyung-Grafenau, Freyung 1982, ISBN 3-87553-192-2
  • PNP: Andreas Nigl Paukenschlag unterm Lusen. In: Passauer Neue Presse vom 11. Juli 2013 (S. 9)
  • Sagen und Legenden um Rachel und Lusen. In: Der Bayerwald, Ausgabe 3/2013 (S. 18-19)