Brandunterstützungsverein Neureichenau

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Der Brandunterstützungsverein Neureichenau war ein Neureichenauer Verein.

Geschichte

Fritz Schauberger hat 1904 mit 74 Erstunterzeichnern in Neureichenau den Privatunterstützungsverein bei Brandfällen aus der Taufe gehoben. Was die Menschen damals dazu bewogen hat, ist der Satzung zu entnehmen: „Der Verein unterstützt seine Mitglieder in Brandfällen durch Gewährung gegenseitiger Hilfsbeiträge für die Verluste an Mobiliar, Vieh, Ernte- und Futtervorräten […] welche bei der Immobiliar-Brandversicherung nicht versichert sind.“ Im Vorwort heißt es zudem: „Der uralte Brauch, im Brandunglücke dem Nachbarn freiwillig zu helfen, hat sich in unserer Gegend noch ungeschmälert erhalten. Wir wollen diesen Brauch weder einschränken noch aufheben, vertrauen vielmehr auf die Macht der Sitte, wie der christlichen Nächstenliebe, dass in Brandunfällen die althergebrachte Mildtätigkeit fernerhin ohne Schranken auch dann fließe, wenn sich der Gebäudeversicherer unserer Vereinigung nicht anschließt.“

Der Verein wuchs schnell: 1905 hatte er bereits 205 Mitglieder, 1910 waren es 300 und 1911 330. Die Mitglieder kamen aus den Gemeinden Schimmelbach, Gsenget, Altreichenau, Frauenberg, Vorderfreundorf, Stadl, Hintereben, Jandelsbrunn und Böhmzwiesel, in den 1950er Jahren wurden die Gemeinden Lackenhäuser und Klafferstraß miteinbezogen. 1963 waren es schließlich 408 Mitglieder. Auf Fritz Schauberger folgten Josef Lang, Fritz Eggersdorfer, Ludwig Eggersdorfer, Fritz Schauberger sen. und zuletzt Fritz Schauberger jun. Der Verein traf sich zu Versammlungen, die Mitglieder hielten über Generationen zusammen und halfen, wenn es nötig war. So sind in der Zeit von 1930 bis 1998 38 Fälle dokumentiert, in denen der satzungsgemäße Auftrag erfüllt und geholfen wurde – mit schnellem Geld, das dann von jedem Mitglied eingezogen und den vom Unglück betroffenen Mitglied rasch und unbürokratisch zur Verfügung gestellt wurde. So gab es zuletzt für einen Zimmerbrand 300 Euro und für einen Gebäudebrand 5.500 Euro.

Mitte 2012 kam das Ende des Vereins, weil der Gesetzgeber auf alle erhobenen Beiträge bereits seit Juli 2010 eine 22-prozentige Feuerschutz- bzw. Versicherungssteuer einfordert. Das Bundeszentralamt hat dazu die Aufgaben der bisher zuständigen Finanzämter der Länder übernommen. Eine jährliche Freibetragsregelung, den Sondererlass Bayern, gibt es nicht mehr. Das wollten die Mitglieder nicht hinnehmen, der Verein wurde aufgelöst.

Literatur