Bayerisches Chemiedreieck

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Lage des Bayerischen Chemiedreiecks

Das Bayerische Chemiedreieck mit zahlreichen Betrieben der chemischen Industrie umfasst den oberbayerischen Landkreis Altötting.

Lage

Das Gebiet reicht von Ampfing (Landkreis Mühldorf am Inn) im Westen bis nach Simbach am Inn (Landkreis Rottal-Inn) im Osten und bis Traunreut (Landkreis Traunstein) im Süden.

Geschichte

Grundlage für die Ansiedelung der Produktionsstätten mehrerer elektro-chemischer Unternehmen in dieser Region war die kostengünstige Stromgewinnung durch Nutzung der Wasserkräfte der Flüsse Alz und Inn. Dafür nahm man die längeren Transportwege für die Rohstoffe Kalk, Kohle, Salz und Bauxit in Kauf. Die ersten Kraftwerke entstanden ab 1908 an der Alz in Trostberg, Tacherting und Hirten, womit die Alzwerke ihren Anfang nahmen. Mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs im Jahr 1914 bekam die Trostberger Produktion für die Kriegswirtschaft eine besondere Bedeutung, da Kalkstickstoff auch als Vorprodukt für die von den Munitions- und Pulverfabriken benötigte Salpetersäure genutzt werden kann. Während des Kriegs erfolgte die Errichtung einer weiteren Karbidfabrik der Bayerischen Stickstoffwerke in Hart, die Gründung der Innwerk, Bayerische Aluminium AG und der Bau der Alexander Wacker-Werke in Burghausen. Das neue Kraftwerk bei Burghausen lieferte ab 1922 Strom für die Wacker Chemie. Die Energie wurde bei Wacker zur Calciumcarbid-Herstellung genutzt, um daraus Acetaldehyd, Essigsäure und Aceton zu produzieren.

Die Wasserkraft des Inns war 1924 auch Ausgangspunkt für die Aluminium-Produktion der VAW in Töging am Inn. Nicht zuletzt durch die nationalsozialistische Rüstungspolitik konnten die bestehenden Großbetriebe ihre Kapazitäten weiter ausbauen. Von 1939 bis 1941 errichtete die Anorgana GmbH, eine Tochtergesellschaft der IG-Farben im Auftrag des Heereswaffenamts in Gendorf einen weiteren elektro-chemischen Betrieb, da zur Herstellung von Ethylenoxid und dessen Folgeprodukten sowohl genügend Wasserkraft zur Stromerzeugung als auch mit den Karbidwerken in Burghausen und Hart in nächster Nähe Lieferanten der wichtigsten Rohstoffe zur Verfügung standen. Während des gesamten Zweiten Weltkrieges blieben die Produktionsstätten des Chemiedreiecks von Luftangriffen verschont.

Nach dem Krieg unterstand die Anorgana als Teil der IG-Farben bis zum 18. Dezember 1952 alliierter Kontrolle. Danach wurde sie vom bayerischen Staat übernommen, der das Werk Gendorf 1955 an die Hoechst AG übergab. Eine entscheidende Verbesserung der Versorgung mit Rohöl bewirkte 1966/1967 die Errichtung einer Erdöl-Raffinerie im Holzfelder Forst nördlich von Burghausen durch die 1962 gegründete Deutsche Marathon Petroleum GmbH. Über eine 60 Kilometer lange Versorgungsleitung wurde die Raffinerie an die transalpine Ölleitung von Triest nach Ingolstadt angeschlossen. Die Raffinerie, seit 1987 im Besitz der OMV, erzeugte vor allem Acetylen und Äthylen für das Produktionsprogramm der Wacker-Chemie und der Hoechst AG. Dies ermöglichte der Wacker-Chemie in den Jahren von 1965 bis 1969 die Umstellung auf petrochemische Rohstoffe. Mitte 1976 stellte die Raffinerie die Produktion von Acetylen ein und erhöhte dafür die Erzeugung von Äthylen.

Der Strukturwandel am Ende des 20. Jahrhunderts führte dazu, dass 1996 die VAW in Töging die Aluminiumverhüttung einstellte und die Innwerk AG in die Bayernwerk AG (heute E.ON) eingegliedert wurde, die ihren Verwaltungssitz in Landshut hat. Im Laufe des Jahres 2012 wurde mit der Ethylenleitung Süd (EPS) der Zugang zum nordwesteuropäischen Ethylenverbund eröffnet als mögliche Drehscheibe eines gesamteuropäischen Pipelinenetzes.

Liste der Unternehmen

Einer der wichtigsten Standortvorteile der Chemie-Unternehmen ist ihr ausgereiftes Verbundsystem. Innerhalb der Produktionsstandorte wie auch zwischen ihnen werden Stoff-, Energie- und Rohstoff-Verbundsysteme betrieben. Darüber hinaus sind die Werke in das gesellschaftliche Leben der Region als Sponsoren für Kultur, Sport und soziale Einrichtungen integriert.

  • Burghausen
  • Trostberg/Tacherting (Schalchen)/Hart
    • AlzChem Hart GmbH
    • AlzChem AG
    • BASF Construction Polymers GmbH
    • BASF Construction Chemicals GmbH
    • BASF Construction Chemicals Grundbesitz GmbH & Co. KG
    • SKW Metallurgie AG
  • Waldkraiburg/Aschau am Inn (Landkreis Mühldorf am Inn)
    • Chemtura Manufacturing (Germany) GmbH
    • NIGU Chemie GmbH
    • Nitrochemie GmbH

Weblinks