Franz Seraph Riemer

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Dr. Franz Seraph Riemer (* 30. September 1884 in Hinterleithen, Gemeinde Reichenberg, jetzt Pfarrkirchen; † 28. Oktober 1965 in Passau) war katholischer Geistlicher sowie Dompropst und Generalvikar im Bistum Passau. Nach ihm ist die Dr.-Franz-Riemer-Straße in Pfarrkirchen benannt.

Leben und Wirken

Herkunft und Ausbildung

Riemer war Sohn der ledigen Landwirtstochter Franziska Riemer und des ledigen Baumanns Thomas Obermaier. Als er sechs Jahre alt war, heiratete seine Mutter den Hausbesitzer Georg Meier aus Pfarrkirchen, der aber schon am 21. November 1894 starb. Am 26. August 1895 heiratete die Mutter den Maurer Martin Kaiß aus Pfarrkirchen, der Riemers Stiefvater wurde.

Die Knabenseminare St. Max und St. Valentin in Passau wurden schon bald die zweite Heimat des hochbegabten Kindes. Das Abitur am Humanistischen Gymnasium bestand er 1904 in sieben Fächern mit „sehr gut“, nur beim Turnen reichte es bloß zum „gut“.

Gleich nach dem Abitur trat Riemer in das Priesterseminar St. Stephan ein. Von 1905 bis 1908 gehörte er zu den auserwählten Alumnen, die am Herzoglichen Gregorianum in München wohnten und an der dortigen Universität studierten. Zum letzten, pastoralen Kurs kam er wieder in das Klerikalseminar St. Stephan.

Erste Stationen als Priester

Am 29. Juni 1909 wurde er im Dom St. Stephan durch Bischof Sigismund Felix Freiherr von Ow-Felldorf zum Priester geweiht. Seine erste Anstellung erhielt er als Koadjutor der Pfarrei Burgkirchen am Wald, und am 3. September 1909 wurde er zweiter Koadjutor der Pfarrei Grafenau. Mit Wirkung vom 29. November 1911 wurde er zweiter Stadtpfarrkooperator in der Pfarrei Passau – St. Paul. Am 1. März 1914 wurde er zum Präses des Katholischen Arbeitervereins Passau-Innere Stadt gewählt und blieb es bis 1917.

Ab 1. August 1918 war er als Kuratbenefiziat Religionslehrer und Spiritual in Freudenhain, womit er Seelsorger für etwa sechzig Ordensschwestern und die Schülerinnen sowie die Bewohner im näheren Umkreis von Freudenhain wurde.

Bei der Diözesankonferenz im August 1919 war er als Diözesanvertreter der katholischen Schulorganisation einer der Delegierten. 1922 wurde Riemer zum Religionsprofessor ernannt. Mit Wirkung vom 1. April 1923 ernannte ihn Bischof Sigismund Felix zum Direktor des Bischöfl. Klerikalseminars und vier Monate später zum Mitglied des Geistlichen Rates im Bischöflichen Ordinariat. Der Bereich Kirche und Schule waren sein besonderes Aufgabengebiet. Trotz seiner vielfältigen Aufgaben im Bistum Passau promovierte er 1925 an der Päpstlichen Universität in Rom mit besonderer Auszeichnung zum Doktor des kanonischen Rechts.

Generalvikar und Dompropst

1928 zum Domkapitular ernannt, wurde er am 6. Februar 1930 auch Provinzsuperior der Anbetungsschwestern vom hl. Benedikt, was er bis 1961 blieb. Am 1. Januar 1931 Generalvikar, bekleidete Riemer dieses höchste Amt in der Diözesanverwaltung bis 31. Dezember 1960. Am 30. Juni 1932 wurde er Propst des Domkapitels zum Hl. Stephanus in Passau. Seine Wohnung war seitdem bis zu seinem Tod die Dompropstei am Domplatz Nr. 4. Während der Sedisvakanz zwischen den Bischöfen Sigismund Felix Freiherr von Ow-Felldorf und Simon Konrad Landersdorfer war er von 11. Mai bis 25. Oktober 1936 Kapitelvikar des Bistums.

Die Zeit des Nationalsozialismus

Mit Umsicht und Tatkraft leitete er an der Seite zweier Bischöfe das Bistum in der Zeit der Naziherrschaft. Als der Rektor der Phil.-theol. Hochschule Franz Xaver Eggersdorfer am 1. Oktober 1933 von den Nazis abgesetzt und von der Hochschule verwiesen wurde, setzte sich Riemer für seine Ernennung zum Domkapitular ein, was sechs Wochen später tatsächlich erfolgte.

Im November 1935 kam es zu einer Haussuchung in den Räumen des Generalvikariats durch die Gestapo. Man suchte nach Beweisstücken für geheime Unterlagen, die an die Bischöfliche Informationsstelle in Berlin geleitet worden seien. Am 2. Dezember 1935 kam Riemer in Polizeihaft („Schutzhaft“) in Berlin. Nach zwei Vernehmungen in der Zentrale der Gestapo wurde er am 4. Dezember 1935 wieder freigelassen. 1936 begründete er das Passauer Bistumsblatt und 1937 das Bischöfliche Jugendseelsorgeamt. Die Leitung des Jugendseelsorgeamtes behielt Riemer bis 1954.

Zum Kriegsende setzte er sich unter Lebensgefahr für die kampflose Übergabe Passaus ein. Während die Dompropstei bei der Beschießung der Stadt vom 28. April bis 1. Mai 1945 von sieben Granaten getroffen wurde, beschwor er brieflich Kreisleiter Max Moosbauer, die Stadt ohne Verteidigung zu übergeben.

Die Nachkriegszeit

Nach dem Krieg war ihm der Aufbau der Katholischen Aktion im Bistum sein Hauptanliegen. Zahlreiche Einrichtungen und von den Nazis verbotene Vereine mussten wiederbelebt werden. Die Passauer CSU unterstützte er seit der Gründung des Ortsverbandes im Dezember 1945. Von 1949 bis 1969 waren zwei Räume in der Dompropstei an die Partei vermietet, die darin ihre Geschäftsstelle unterhielt. Seinem Versuch, 1952 die Donauzeitung wieder aufleben zu lassen, war allerdings kein Erfolg beschieden.

Das herausragenste Ereignis im ersten Jahrzehnt der Nachkriegszeit war der Katholikentag in Passau vom 1. September bis 3. September 1953. Überregionale Aufmerksamkeit fand auch 1954 der Fall Tann, in dessen Verlauf der Generalvikar ebenso wie der Pfarrer Franz Xaver Neun am 5. Januar 1956 vom Landgericht Passau zu einhundert D-Mark Geldstrafe verurteilt wurden. Die beiden Priester legten Berufung ein, und am 20. September 1957 kam es durch den Bundesgerichtshof zur Einstellung des Verfahrens.

Am 1. Januar 1961, auf den Tag genau dreißig Jahre nach seiner Ernennung zum Generalvikar, gab Riemer dieses Amt auf, blieb aber bis zu seinem Tod Dompropst. Er wurde am 3. November 1965 in der Domherrengruft bei St. Severin beigesetzt.

Auszeichnungen

Werke

  • Die Hebung des religiösen Eifers im katholischen Volk. In: Passauer Theologisch-praktische Monatsschrift 26 (1916) 505-516
  • Merkbüchlein für den katholischen Religionsunterricht an den Berufs- und Fortbildungsschulen, 1927, Neuauflage 1936
  • Dispositionen für den katholischen Religionsunterricht an den Berufs- und Fortbildungsschulen in Bayern nach der Lehrerordung von 1927, 1927
  • Hundert Jahre Priesterseminar und Priestererziehung in Passau, Festschrift, 1928
  • Disposition für den katholischen Religionsunterricht an den Berufs- und Fortbildungsschulen in Bayern nach dem Lehrplan für den katholischen Religionsunterricht vom Jahr 1927, Passau 1935
  • Lektionspläne für den katholischen Religionsunterricht an den Berufs- und Fortbildungsschulen an den bayerischen Diözesen, Passau 1935

Literatur